Didgeridoo - Legende, Kult und Gegenwart

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Einleitung

Als die ersten Weißen in Australien landeten fiel Ihnen natürlich bei den Ureinwohnern ein etwa zwei Meter langes Rohr auf, durch das die Ureinwohner bei Meetings bliesen und ihm „unartikulierte Töne“ entlockten. Das Didgeridoo ist eigentlich ein heiliges Instrument, dem bestimmte in der Traumzeit entstandene Bedeutungen zugeschrieben werden.

In vielen Stämmen und Sitten hat das Instrument noch heute seine heilige und zeremonielle Funktion. Aber schon der Fakt, dass in einigen Stämmen nun auch Frauen dem Instrument Töne entlocken, zeigt, das mit den Jahrhunderten ein Profilwandel eingetreten ist. Es war früher für Frauen verboten auf dem Instrument zu spielen. Auch für die westliche Welt ist aus dem einst kuriosen Instrument ein Gegenstand exotischer Herkunft geworden, der zu allen möglichen Gelegenheiten gespielt wird.

Eukalyptusfrucht
Didgeridoo
Malerei auf Didgeridoo

Zum Herstellung des Instrumentes werden Australienweit Hölzer des Red River Gum verwendet. Aber es gibt auch territoriale Eigenheiten. In Südaustralien bevorzugt man den Yellow Box Gum Tree, Bloodwood- oder auch Akazien Hölzer. Auch in Zentralaustralien bevorzugt man zur Herstellung Holz einer Akazienart (Ironwood). Dagegen schwört der Norden Australiens auf hölzer der Eukalyptusarten Wollybutt und Stringy Bark.


Einige deutsche Didgeridoo Spieler konnten nicht verstehen, dass ich zu meinen Vorträgen nicht eine Didgeridoo Untermalung wünschte. Es ist und bleibt für mich ein heiliges und spirituelles Instrument. Doch sogar die Ureinwohner stellen es mittlerweile kommerziell her und verkaufen es. Aber so wie ich niemals den Uluru besteigen würde, obwohl die Ureinwohner am Uluru ziemlich halbherzig bitten, auf ihre Sitten Rücksicht zu nehmen, so würde ich das heilige Instrument bei einem Vortrag als unangebracht empfinden. Wenn allerdings Vortragende in ein Staubsaugerrohr blasen und dabei Töne erzeugen ist das in meinen Augen keine Missachtung der Sitten und Gebräuche.


Wie ist das Didgeridoo entstanden? Wer hat es erfunden? Was sagen die Traumzeitlegenden darüber? Die Forschung ist auf die Höhlenzeichnungen und die mündlichen Überlieferungen angewiesen. Und da beginnt schon die Schwierigkeit, da fast jeder Stamm für das Blasinstrument seinen eigenen Namen hat. Die wohl am häufigsten gebrauchte Bezeichnung ist Yedaki.

Aber auch Aritjuda, Djalupi, Djalupun, Ganbi, Ganbag, Gunbark, Ihambilgilgbilg, Ilpirra, Kanbi, Larwah, Mako, Ulpirra, Uluburu, Yiraki, Yiraga, Yili-Yiki sind in alphabetischer Reihenfolge aufgezählte weitere Namen. Und mit dem Verschwinden von fast 250 Sprachen sind sicher auch viele Bezeichnungen für das Didgeridoo nicht mehr präsent.

Es gibt eine große Anzahl von Erzählungen über die Entstehungsgeschichte des Didgeridoo.

Die Urlegende über das Didgeridoo aus dem Norden

Die große Regenbogenschlange Wanambi hat bei der Präzisierung der Welt das Didgeridoo dem Aboriginal People im Norden Australiens, also dem heutigen Arnhem Land, den nordwestlichen Kimberleys und auch den nördlich vor der Küste liegenden Inseln, geschenkt und ihnen gezeigt, wie man darauf spielt.

Eine weitere Entstehungslegende aus dem Northern Territory

Vor langer Zeit waren die Männer eines Stammes im Northern Territory auf der Suche nach Nahrung. Sie fanden ausgehöhlte Stämme voll mit kleinen Tieren, die sie herausschüttelten. Eines Tages versuchte eine der Männer Fische nach dem Angeln heraus zu blasen. Er war überrascht von dem Ton. Als er sich umsah, tanzten die Männer des Stamms und klatschten den Rhythmus.

Eine andere Blas Legende

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Die Milchstraße (Unsere Heimatgalaxie)

Einer Erzählung nach, wurde es erfunden, als ein Mann Feuer machen wollte und in der Öffnung eines Holzstücks Termiten entdeckte. Um sie nicht zu verbrennen, blies er in das Rohr hinein. Die Termiten flogen in den Himmel und bildeten dabei die Milchstraße und die Sterne, aus dem Holz dagegen ertönte ein vibrierender Ton - der Didgeridoo war geboren.

Die erste Arnhem Legende über die Entstehung des Didgeridoo

Bei der Suche nach Nahrung durchstreifte ein Stamm vor langer Zeit das Arnhem Land. Der Stamm war zufrieden und lebte mit der Welt und der Umwelt in Harmonie.

Dies blieb so, bis zu dem Zeitpunkt als zwei schöne Schwestern auf der Suche nach Früchte, weit vom Lager entfernt von einem bösen Riesen entführt wurden. Alle Versuche zur Flucht wurden durch den bösen Riesen vereitelt. Doch als dieser sich eines Tages auf der Jagd befand, gelang den beiden Schwestern die Flucht und nach langem Suchen fanden sie den Weg zurück zum Lager ihres Stammes.

Als der Riese von der Jagd zurückkam stellte er fest, dass die Schwestern verschwunden waren. Außer sich vor Wut machte er sich auf die Suche nach ihnen um sie zurückzuholen. Die Stammesältesten ahnten, dass der Riese kommen würde um die Frauen zuholen und sie beschlossen dem Riesen eine Falle zu stellen. Sie hoben eine tiefe Grube aus und lockten den Riesen mit der Hilfe der zwei Schwestern in die Falle.

In der Grube gefangen bewarfen die Jäger des Stammes den Riesen mit ihren Speeren. Nach kurzer Zeit wand sich der Riese mit Speeren gespickt und einem Stachelschwein gleichend im Todeskampf. Außer sich vor Schmerzen und sich seines Todes gewiss, blies der böse Riese auf seinem Penis und ein tiefer, vibrierender Ton von wundersamem Klang war zu hören.

Dieser Ton rührte die Stammesältesten und die Jäger. Zunächst versuchten sie selbiges auch bei sich. Mussten aber feststellen, das der Klang ausblieb. So bemühten sie sich, Wege zu finden, um diesen Ton zu erzeugen. Alle Versuche schlugen fehl, bis eines Tages einer der Jäger einen durch Termiten ausgehöhlten Eukalyptus-Stamm fand und darauf blies. Und der Ton der dabei entstand war der Gleiche, den sie bei dem Riesen gehört hatten. Das Didgeridoo war „erfunden" und wurde seitdem von den Männern des Stammes beim Erzählen, bei Riten und Tänzen verwendet. Didgeridoos werden häufig mit Motiven aus Traumzeitgeschichten verziert. Es gibt eine Fülle verschiedener Techniken und Stile. Von diesem Zeitpunkt war das Didgeridoo ein fester Begleiter der Aboriginals bei Gesang und Tanz.

Die zweite Arnhem Legende

Ein anderer Mythos der Aborigines aus Arnhemland erzählt, dass während der Traumzeit, die Wawilak-Schwestern auf einer Wanderung an einem See rasteten. Ihr Bad lockte die Riesenwasserschlange Yurlunggur an, die dann beide verschlang, um sie kurz darauf wieder auszuspeien. Als die Schwestern, von denen eine schwanger war, bewusstlos am Ufer lagen, erhob sich Yurlunggurs Blashorn (das Ur-Didjeridu) eigenmächtig aus dem Wasser und hauchte ihnen mit seinem Spiel wieder Leben ein.

Die Nord Queensland Legende über die Endeckung des Didgeridoo

Die Frauen eines Volkes im Norden von Australien waren unterwegs, um Holz für das Feuer zu sammeln. Einer der Holzstämme war hohl. Während des Tages fing der Wind an zu blasen und man hörte einen fremden aber faszinierenden Ton. Nach eingehender Suche, fanden die Stammesmitglieder heraus, dass der Ton aus dem Holzstapel kam.

Wenn der Wind blasen kann, so überlegten die Ureinwohner, so können sie es auch. Sie bauten sich solche Klangrohre und veranstalteten ein Tanzfest

Eine weiter Entstehungslegende

Eine weitere Geschichte besagt, dass vor einer sehr geraumen Zeit ein Ureinwohner durch das Land ging, um Holz für sein Feuer zu sammeln. Um das Holz zu transportieren hatte er sich einen Korb auf den Rücken gebunden und legte dort die Zweige und Äste hinein. Als er durch eine Schlucht kam, durch die der Wind blies, hörte er einen seltsamen dumpfen Ton. Er war erschrocken und dachte ein Geist hätte sich in einen hohlen Ast verfangen. Um ihn zu befreien, blies er in den hohlen Ast. Dabei erklang dieser Ton wieder. Nun dachte er, der Geist spreche zu ihm und so spielte er weiter und weiter.

Eine weitere Geschichte aus dem NT übermittelte uns das Forummitglied archaja

Geschichte aus Nordaustralien berichtet, wie Krebsmann Unwala, Fledermausmann Mulara und Regenbogenmann Kanuala einen enormen Fang Fische gemacht hatten und ein Corroboree veranstalteten, um ihr großes Glück zu feiern. Unwala sang die Lieder, Mulara führte den Tanz an und Kanuala blies die hölzerne Trompete, das Didgeridoo. Es kamen so viele Freunde, den Fisch zu essen und an den Tänzen teilzunehmen, daß der Corroboree fortdauerte bis tief in die Nacht hinein.

Die Sänger und Tänzer erfreuten sich noch immer an ihrem Tun, Regenbogenmann aber, ein reizbarer, streitlustiger alter Knabe, wurde es müde, das Didgeridoo zu spielen. So kam ihm der Plan, den Corroboree zu beenden, in dem er mit dem brennenden Stab, der den Tänzern leuchtete, ins Meer springen wollte.

Als Unwala sah, was passierte, warf er seinen Speer, der durch das Handgelenk von Kanaula fuhr, so daß dessen Hand lange genug über Wasser blieb, daß Mulara den Feuerstab packen und in einen trockenen Haufen Pandanusblätter werfen konnte.

Die Blätter gingen in Flammen auf und bewahrten der Menschheit das Feuer.

Kanuala aber schoß in den Himmel als Regenbogen; Fledermausmann Mulara schuf sich ein Heim in den Bäumen und Unwala verwandelte sich in eine große Krabbe und lebte fortan in den Mangrovensümpfen

Zusammenfassung

Malerei auf Didgeridoo
Malerei auf Didgeridoo

Aber in allem sind sich die Ureinwohner einig. Das Instrument wurde ihnen von den Ahnen gegeben. Und wenn dem so ist, muß es auch eine bestimmte spirituelle Bedeutung haben. Der eigentliche Zweck, zu bestimmten Veranstaltungen darauf Lieder zu spielen, wurde durch die Imitation von Tiergeräuschen ergänzt.

Das Didgeridoo, diese lange aus eine hohlen Stamm hergestellte Basspfeife, verkörpert für die Ureinwohner eine Gottheit durch sich selbst, weil es die männliche Energie in Form des erigierten Gliedes eines Ahnen symbolisiert. Und es gibt einen genau in Gesangsstrophen vorgeschrieben Ritus für die Herstellung des Gerätes und das Spielen auf ihm. Schon durch seine Form und auch durch die tiefen Klänge galt das Blasinstrument als ein männliches, ein gebendes Prinzip. Die Höhle, in der der Klang aufgenommen und verstärkt wird, gilt als weibliches Symbol.

Da die Kinder mit dem Didgeridoo aufwachsen, lernen sie auch ihre Verbundenheit mit der Natur durch das Abspielen der Naturgeräusche zu vergegenständlichen. Das, was für uns Außenstehende als eine unverständliche Aneinanderreihung von Tönen vorkommt, gibt den Eingeweihten eine klare Information über die Erlebnisse des Bläsers, über seine Gefühle. Außerdem wecken die Töne gespeicherte Erinnerungen im Denken des Bläsers oder der Zuhörer. Emotionen, die dann abgerufen eine bestimmte Aura im Kreis entstehen lässt.


Eine weitere Bedeutung hat das Didgeridoo für das Aboriginal People zum Erkennen der Songlines. Sie wissen, dass die Ahnen, die durch das kahle, eintönige Land zogen, nicht nur die sinnlich greifbare Realität, sondern auch Noten und Worte entlang ihres Weges liegen ließen. Reiht man diese Worte und Noten aneinander, erhält man Lieder. Die Wanderwege der Ahnen werden deshalb auch Songlines oder Traumpfade genannt und stellen eine musikalische Landkarte des von einem Traumzeitahnen gegangenen Weges dar. (Wie sieht der Wanderweg aus? Wo gibt es Nahrung? Wo ist Wasser? Wo lauern Gefahren?)

Durch die Klänge des Didgeridoo können die Ureinwohner durch Trance Kontakt zum jeweiligen Traumzeitahnen aufnehmen, und so zum Beispiel über den Klang des Didgeridoo die Stimme des Ahnen hören. So soll man schon durch das Spiel die Regenbogenschlange Brolga empfunden haben.

Weitere wichtige Funktion erfüllt das Didgeridoo bei Trauerzeremonien, wo seine Klänge den Weg der Seele des Verstorbenen ins Land der Toten erleichtert und den Schmerz der Hinterbliebenen lindert.

Auch ist seine Bedeutung bei der Heilung von Krankheiten bei den Ureinwohnern unumstritten. Man bläst den Erkrankten oder einfach die schmerzende Region mit einem bestimmten Tonfolge an.

Wer sich als westlicher Mediziner mit der traditionellen chinesischen Medizin intensiver beschäftig hat, wer die Rolle der Mitte, das Verhältnis von Yin und Yang begriffen hat, versteht, warum solche Heilungsmethoden oft erfolgreich sein können.

Und dann gibt es, da die Ureinwohner auch nur Menschen sind, auch die einfache männliche Eitelkeit, der Hang zum Angeben, der den Spieler bewegen könnte.

Und da es mittlerweile den Ruf einer „Liebesflöte“ erhalten hat ist der Drang der Frauen, das Instrument ebenfalls zu spielen, wohl verständlich. Obwohl zu sagen ist, dass das spiel durch frauen die Ausnahme bleibt. Und auf keinem Fall haben bis heute Frauen das Didgeridoo bei wichtigen Stammeszeremonien gespielt. In einigen Stämmen soll das Spiel den Frauen sogar durch Androhung der Todesstrafe verboten sein.


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Wir danken für die freundliche Unterstützung von Herrn Dr. Dieter Tischendorf, der uns das Textmaterial zur Veröffentlichung hier im Australienwiki zur Verfügung gestellt hat. Eine kleine Übersicht vieler seiner Bücher ist in unserer Linksammlung zu sehen.

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Special thanks for the friendly assistance of Mr. Dr. Dieter Tischendorf making this information with his textdocuments available. A small list of many of his books is availavle in our link-collection.


Weiterführende Literatur

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