The Legendary Ghan

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Einleitung

Datei:Quorn-The-Old-Ghan.JPG
Infotafel in Quorn, Railway Station, South Australia

Seit 1863, nachdem Stuart als Erster Australien von Adelaide bis zur Nordküste durchquert hatte, träumen die Aussies von einer solchen Zugverbindung. Schon 1872 feierte man die Vollendung der Verbindung zwischen Port Augusta und Farina. Mit der Inbetriebnahme der Strecke Darwin (Palmerston) nach Pine Creek 1883 entstand die Idee einer Transkontinentalverbindung. Bis zu deren Verwirklichung sollten aber noch 132 Jahre vergehen. Katherine zierte mit dem einzigen richtigen Bahnhof die Strecke. Dieser wurde bis 1949 auch regelmäßig um- und ausgebaut. Die schlechte Ertragslage in den Goldfeldern und bei der Mineralproduktion führte zu einer immer mehr nachlassenden Auslastung der Züge, die bald nicht mehr täglich fuhren. Andere Transportanbieter waren billiger. Bereits 1975 hatte die NAR (North Australian Railway) ein Defizit von 5 Millionen AUD. So fuhr der letzte Zug auf dieser Strecke am 29. Juni 1976. Offiziell existierte ab 11. Februar 1981 in Katherine kein Bahnhof mehr. Nach der Restaurierung 1982 gehört er heute zum kulturellen Erbe, auch wenn Einwohner und Besucher ihn regelrecht verunstalteten.

Die Erforschung des Landesinneren

Kamelherde am Oodnadatta Track

Am Anfang der Erschließung oder Durchquerung der Nord- Süd- Passage sind viele Forscher, viele Reisende durch die unsagbaren Schwierigkeiten des Outbacks zum Teil sogar dort gestorben. Pferde halfen bei der Überwindung der Strecke nur wenig. Deshalb wurden die Kamele benötigt. Die meisten kamen von Pakistan, damals eine „Kolonie“, ein Teil von Britisch Indien. Zunächst bewährten sie sich beim Transport der Forscher, später arbeiteten sie für die Siedler und die Miner, die den Entdeckern folgten. Die Kamele und ihre Treiber, meist Afghanen, waren gesellschaftlich nicht anerkannt. Obwohl man sie so sehr brauchte. Da die Aussprache „Afghane“ für die Aussies zu lang war, riefen sie diese Kamelkarawanen einfach „Ghan“. Immer bestand Misstrauen. Deshalb lebten diese großen und offenbar bösartigen Tiere und die fremdländischen Treiber, die Cameleers, gezwungenermaßen am Rande der Ortschaften in „Ghantowns“. Gemieden und entfremdet.

Es lag nicht an den Kamelen, dass die Expedition von Burke und Wills 1860 so tragisch endete. Tausende Melbourner verabschiedeten die Männer zur ersten erfolgreichen Süd- Nord- Durchquerung des Kontinents. Erstmals waren 25 Kamele und 3 Treiber mit von der Partie. Auf dem Rückweg starben Burke und Will den Hungertod. Der dritte Begleiter King wurde von Aborigines gerettet. Tragisch war dabei, dass das Reservelager für den Rücktransport mit der zurückgelassenen Mannschaft unter Leitung des deutschen Wilhelm Brahe nach fast drei Monaten längeren Wartens als verabredet wenige Stunden vor dem Eintreffen der Drei abgebrochen wurde.

Die Rolle der Kamele

Kamele bei der Arbeit

Thomas Elder, der 1866 verschiedene Kamele, wie Arbeitstiere, Bergkamele oder auch schnelle Kamele, nach Australien holte, gründete in Südaustralien ein Gestüt, neben dem die erste dieser Ghantowns lag. Als kommerzieller Kamelunternehmer verlieh er seine Kamele für Inlandexpeditionen. Bis 1880 entstanden viele solcher Städte aus Wellblech und Stallungen am Rande der Verkehrszentren. Der Transport war mittlerweile fest in den Händen der afghanischen Kaufleute und Händler. Über den halben Kontinent trugen die Kamele Farmausrüstungen und Bedarfsgüter in Gegenden, wo nicht mal Pferde arbeiten konnten. Die Bilder von Karawanen, bei denen bis zu 70 Tiere durch Stricke an einem Nasenring hintereinander in der glühende Sonne laufen, sind in vielen Museen ausgestellt. Diese Karawanen, von den Caravaneers geführt, sicherten den Nachschub zu den Siedlern und den Minern. Sie brachten Vorräte und nahmen Wolle oder Mineralien mit zurück. Sie halfen den Siedlern beim Bestellen der landwirtschaftlichen Flächen. Und immer sind es diese einbuckligen Dromedare, die aus scheinbar unbetretbaren Gebieten die Waren zu den Häfen, zu anderen Handelszentren transportierten. Die Telegraphenleitung von Port Augusta nach Darwin 1870, der Bau der transaustralischen Eisenbahn durch das Nullabor vierzig Jahre später, wären ohne den Materialtransport durch Kamele nicht möglich gewesen. Haben die Australier ihrem treuen Freund und Helfer seinen Einsatz gedankt, nachdem ab 1930 der motorisierte Transport die Kamele ablöste? Sicher! Sie wurden nicht getötet, nicht gegessen, sondern in unbewohnten Wüstengegenden frei gelassen. Die dort heute noch lebenden Herden sind die Nachkommen des einst treusten und verlässlichsten Partners der Australier

Die Eisenbahn

Alte Lokomotive in Marree
Überreste der alten stillgelegten Ghan Eisenbahnstrecke

Ein fahrplanmäßiger normaler Zugverkehr auf den 1600 Kilometern zwischen Adelaide und Alice Springs begann 1929. Dieser 3. August 1929 war ein großer Tag in der Geschichte von Südaustralien. Endlich ein Zug von Adelaide nach Stuart, dem heutigen Alice Springs. Vorher hatten die Betreiber die Gleise der ersten Zugverbindung aus einem angeblich trockenen Flussbett noch einmal verlegen müssen, da es doch vorkam, dass Kamele bei Hochwasser den Weitertransport der Passagiere übernahmen. Beim Bau dieser ersten Linie brauchte man noch dringend die Hilfe der Kamele, ohne die ein Materialtransport an die Baustellen undenkbar war. Schwierigkeiten gab es damals ohne Ende. Angeblich sollen sogar Termiten die Holzteile der Strecke in Späne „umgearbeitet“ haben. Die Mär berichtet von einem durch Wasser eingeschlossenen Zug. Hier soll der Lokführer die Passagiere über zwei Wochen mit Wildziegen, die er schoss, ernährt haben. Wahrheit und Legende liegen in Australien nicht nur dicht nebeneinander. Oft sogar aufeinander.

Der Name „Ghan“ für den Zug entstand zu dieser Zeit. Die Kamele halfen mit, sich selbst weg zu rationalisieren. Bis dahin hatten sie den gesamten Transport, ob Lebensmittel, Waren des täglichen Lebens und auch die Post, bewerkstelligt. Diese Bahnlinie ist ein weiterer Sektor in einem Kreis, dessen Ende noch offen ist. Die Cameleers zerstreuten sich, gingen zum Teil wieder zurück in die Heimat, gründeten Läden, verdingten sich als Arbeiter bei der Eisenbahn oder in den Häfen. Es gibt nur wenig greifbare Erinnerungen an die Cameleers oder Caravaneers. Einige Reste von Buschmoscheen, einige Gräber und der Name des Zuges „Ghan“.

Nach langem politischen und wirtschaftlichen Hin- und Her, einem uneffektiven Streit über die Streckenführung der Transkontinentalverbindung übernahm eine internationale private Interessengruppe mit der Investition von über 1,3 Milliarden Dollar die Federführung. Dass dabei die US Amerikaner mit der Firma Halliburton der größte Geldgeber sind? Es wird nur unter der Hand registriert. Die Absicht, über Darwin den Handel mit Asien zu intensivieren, ist die Motivation. Der Personenverkehr folgt nur als eine Zugabe. Was aber, wenn die Handelsunternehmen in Südaustralien die Container weiterhin direkt dort auf die Frachtschiffe verladen? Oder wenn die Transportpreise per Truck billiger sind als per Bahn? In Deutschland an der Ostgrenze haben wir das ja erlebt. Was wird mit den vielen arbeitslosen Truckfahrern, wenn die Strecke wirklich boomt? Was mit den vielen Mitarbeitern der großen Güterverladestation in Alice Springs? In einem waren die Investoren vorausschauend. Sollte der Betrieb der Strecke unwirtschaftlich sein, sollte die Natur sich ihr Territorium zurückholen kann man ja immer noch die zwei Millionen Betonbahnschwellen verkaufen. Jede trägt einen Datumsstempel der Verlegung. Der Sammlerwert ist dann sicher sehr hoch.

Die Betreiber hören gern den Namen „The Legendary Ghan“. Deshalb ziert auch ein Emblem „Kamel mit Treiber“ jeden Wagen. Aber 500 Tausend der Legende laufen heute wenig beachtet in der Wüste umher. Die Kamele, die damals auch den Bau von Strassen- und Schienenwegen ermöglichten, waren am Schluss „arbeitslos“. Was wird werden, wenn der Zug sich bewährt? Haben dann die Truckfahrer, die durch den Materialtransport den Bau des Abschnittes nach Darwin ermöglichten, keine Arbeit mehr? Und was wird sein, wenn sich die Strecke nicht bewährt? Die Kamele kommen nicht wieder. Vorbei! Vergangenheit! Sieg der Technik über die Natur? Irgendwie schade, dass nur noch der Name eines „Stahlrosses“ an die noch lebende Tradition erinnert.

Der neue Ghan

The Ghan, südlich von Alice Springs


Datei:Ghan Alice Springs.jpg
The Ghan in Alice Springs
Datei:Ghan Speisewagen 2. Klasse.jpg
Speisewagen der 2. Klasse

Am 02. Februar 2004 ging für viele Australier ein Wunschtraum in Erfüllung. Nun war es Realität. Die Süd- Nord- Eisenbahnverbindung von Adelaide nach Darwin ist für den Personenverkehr eröffnet. Am 15. Januar war schon ein erster Güterzug „Probe“ gefahren. Alles ging gut. Die 340 Plätze für die Premierenfahrt im Februar verkauften sich innerhalb kurzer Zeit, trotz des stolzen Fahrpreisen von 5000 $ pro Karte. Jedenfalls berichtete dies der TV Sender ABC. Da es widersprüchlichste Aussagen über den Ticketpreis gibt, hier die offizielle Ankündigung der Betreibergesellschaft. Von Adelaide nach Darwin zahlt man in der Hinfahrt in der Luxusklasse (Gold) 1830 $, für 1. Klasse 1390 $ und für Touristenklasse 440 $. Der Zug fährt von Adelaide bis Alice Springs Mittwoch, Freitag und Sonntag. Von dort nach Darwin weiter Montag und Donnerstag. 30 Personen sind als Personal dabei. Güterzüge fahren täglich. Die drei Dieselloks können den Zug auf eine Geschwindigkeit von 80 bis 90 Kmh bringen. Auch die größten Optimisten begannen mit den Jahren zu zweifeln, ob es jemals klappen würde. „Never Never Train“ hieß der geplante Zug im Volksmund. Nicht nur, weil er durch das Niemandsland fuhr, sondern auch, weil er wohl niemals fahren würde. Nun sind die Zweifler widerlegt.

Australien dürfte nicht Australien sein, wenn da nicht gleich wieder Rekorde gehandelt würden. Ob der 850 Meter bis über einen Kilometer lange Zug mit den 34 bis 43 Wagen wirklich der längste Zug in der Welt ist, weiß man wohl nicht genau. Also wird von einem der längsten Züge gesprochen. Sicher ist aber, dass die Strecke mit 2997 Kilometer die längste Süd- Nord Eisenbahntrasse der Welt ist. Das steht als Rekord fest. 47 Stunden reine Fahrzeit muß man einplanen. Mit dem Flugzeug geht das in guten drei Stunden. Die Transkontinentalverbindung schließt die Lücke zwischen Alice Springs und Darwin.

Weiterführende Literatur


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Wir danken für die freundliche Unterstützung von Herrn Dr. Dieter Tischendorf, der uns das Textmaterial zur Veröffentlichung hier im Australienwiki zur Verfügung gestellt hat. Eine kleine Übersicht vieler seiner Bücher ist in unserer Linksammlung zu sehen.

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Special thanks for the friendly assistance of Mr. Dr. Dieter Tischendorf making this information with his textdocuments available. A small list of many of his books is availavle in our link-collection.

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