Geschichte
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Immer wieder denke ich an die Geschichte Australiens und immer wieder werden historische Tatsachen verwechselt. Schliesslich habe ich mich dazu entschlossen, einen kurzen Überblick zusammenzustellen. Dieser Bericht über die geschichtliche Entwicklung Australiens bezieht sich hauptsächlich auf die Zeit seit der Entdeckung durch die Europäer. Ein anderer Artikel beschreibt die Erdzeitliche Geschichte, der auf der Seite "Wie Australien entstanden ist" gelesen werden kann.
Ich danke an dieser Stelle der freundlichen Unterstützung der University of Texas at Austin mit der Zurverfügungstellung von Teilen des historischen Kartenmaterials!
Die Entdeckung durch Seefahrer
Die Entdeckung Australiens durch die Europäer ist eine besonders Ereignis, da sie sozusagen mehrmals stattgefunden hat.
Magellan (1519)
Im Jahr 1519 stach der portugiesische Seefahrer Fernão de Magelhães (Magellan) (1480-1521) in Spanien in See. Wegen des Vertrags von Tordesillas aus dem Jahr 1494, der den Portugiesen den Weg nach Osten zu den ertragreichen Gewürzinseln (heute: Molukken) sicherte, wollte Fernão de Magelhães für Spanien den Westweg dorthin finden. Damit konnte er eine Konfrontation der Spanier mit den Portugiesen umgehen. Er näherte sich 1521 über die Marianen den Philippinen. Auf Mactan wurde er von den dort lebenden Ureinwohnern im gleichen Jahr getötet. Seine Mannschaft wollte den brutalen Seeweg über den Pazifik jedoch nicht wieder zurückfahren. Sie entschieden sich daher für den bekanten Weg durch den Indischen Ozean durch das feindliche Gebiet der Portugiesen. Knapp um nur wenige Kilometer verfehlte die ängstliche und kranke Mannschaft auf Ihrer Rückkehr nach Spanien den Norden von Australien. Sie entdeckten 1522 noch die Insel Timor, aber Australien blieb ihnen verborgen. In der bisher bekannten Geschichte, war dieses Ereignis das erste, bei dem europäische Seefahrer so unglaublich nahe an Australien herankamen.
Willem Janszoon (1606)
Später segelte Lois Vaez de Torres (1565-1610) zwischen Australien und Neuguinea und verfehlte dabei ebenfalls Australien. Der erste Europäer, der australischen Boden im Norden betrat, war der Holländer Willem Janszoon (ca.1570-ca.1630 / nicht verwechseln mit Willem Janszoon Blaeu, 1571-1638). Mit seinem Schiff Duyfken
Das entdeckte Land nannte Willem Janszoon Neuholland, wovon er ca. 320km Küstenlinie kartographierte. Leider ist über die Duyfken wenig bekannt, es gibt Spekulationen über ein 20 Tonnenschiff für 20 Mann Besatzung, 2 großen Kanonen, 6 kleinen Kanonen und 2 Bombarden. Im Jahr 1623 segelte Jan Carstenszoon auf der Pera dort wieder vorbei. Den Fluss, auf dem 1606 der Kampf stattfand, nannte er Carpentier River. Wieder vergingen einige Jahre.
Abel Janszoon Tasman (1642)
Der Generalgouverneur Anthony van Diemen (1593-1645) von Niederländisch-Ostindien (heute: Indonesien) hatte den niederländischen Seefahrer Abel Janszoon Tasman (1603-1659) gebeten, die Küsten von Neuholland (heute: Australien) zu kartographieren. Auf seiner von 1642 bis 1644 andauernden Reise segelte Tasman von Norden nach Süden in den Gulf of Carpentaria und nahm dann Kurs Richtung Westen immer der Australischen Küste entlang. In etwa auf Höhe des Südlichen Wendekreises an der Westküste auf Südkurs, wandte er sich von der Küste ab und segelte nach Westen. Er kam aber in einem großen Bogen wieder zurück, traf dabei jedoch nicht mehr das Festland. Tasman segelte zu weit südlich vom Festland entfernt von Westen nach Osten und entdeckte dabei eine große Insel, die er Van Diemens Land (seit 1856 Selbstverwaltung: Tasmanien) taufte.
Er wußte jedoch nicht, daß es eine Insel war, er glaubte an eine Landmasse die Neuholland (heute: Australien) und Van Diemens Land (heute: Tasmanien) bildeten. Leider wurden seine Entdeckungen nicht richtig anerkannt, da er nicht genug erforscht hatte. Das unbekannte Land war für die Holländer nicht weiter interessant genug. Um 1700 erforschte der britische Freibeuter William Dampier (1652-1715) die Küsten von Neuguinea und Westaustralien. Auch er kam zu dem Schluß, daß Australien wirtschaftlich uninteressant war.
James Cook (1768)
Um ca. 1768 wurde Captain James Cook (1728-1779) von der britischen Admiralität beauftragt, auf einer Südseeexpedition alle neuentdeckten Territorien für England in Besitz zu nehmen. Cook brach 1768 mit der Endeavour zu seiner ersten Reise auf und umsegelte Südamerika. Im Südpazifik fand er nebenbei heraus, daß es sich bei Neuseeland um eine Doppelinsel handelt. Schließlich erreichte er am 28. April 1770 Australien. Als erster Europäer ging er an der Ostküste in einer wunderschönen Bucht, die er wegen der enormen Pflanzenvielfalt Botany Bay (heute: südlich von Sydney) nannte, an Land.
Dieses Ereignis wird aufgrund der enormen historischen Wendung als die offizielle Entdeckung Australiens durch europäische Seefahrer anerkannt.
Cook annektierte den Osten des neuen Kontinents für Großbritannien und segelte mit der Endeavour weiter nach Norden, wobei er auf dem Great Barrier Reef im Bereich der heutigen White Sunday Islands strandete. Die Reparaturen gaben Gelegenheit zum genaueren Erforschen der Ostküste.
Es ergab sich 1788 eine Grenze, die Australien in zwei Bereiche teilte. Der Westen nannte sich Neuholland und der Osten Neu-Südwales. Die Grenze verlief von Norden nach Süden genau durch die Mitte.
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Endeavour Nachbau
Die Kolonialisierung
Die Unabhängigkeitserklärung der englischen Kolonie in Nordamerika 1776 veranlasste die Engländer zur Suche nach neuen Gebieten zur Deportation von Gefangenen.
Neusüdwales kam ihnen dabei geeignet vor. Großbritanien began 1787 mit der Kolonialisierung Ostaustraliens. Captain Arthur Phillip (1738-1814) wurde zum Gouverneur der Kolonie von New South Wales ernannt und mit 700 britischen Gefangenen auf die lange Reise nach Australien geschickt. Phillip landete mit der unter dem Namen First Fleet bekannt gewordenen ersten Flotte am 26. Januar 1788 im heutigen Sydney. Dies war der Gründungstag der Kolonie. Dies war jedoch auch das Ende der wunderschönen Botany Bay.
Es war eine Zeit des Chaos. Verbrechen und Korruption kennzeichneten diesen Zeitabschnitt. Blutige Auseinandersetzungen mit den dort lebenden Aborigines gab es häufig. Die Offiziere waren nicht unbedingt ein gutes Vorbild, da sie ihre Position oft für sich selbst ausnutzten. Der Ureinwohner Bennelong war sehr sprachbegabt und konnte Arthur Phillip bei Gesprächen zwischen den Europäern und den Ureinwohnern als Dolmetscher unterstützen. Gouverneur Phillip gab am 10. Dezember 1792 als kranker Mann seinen Posten ab und kehrte nach England zurück. Er war sich aber sicher: Die Kolonie würde weiterbestehen.
Der durch die Meuterei auf der Bounty bekannt gewordene Offizier William Bligh (1754-1817) versuchte ab 1805 als Gouverneur vergeblich, Ordnung in das Chaos zu bringen.
Er wurde von den Soldaten abgesetzt. Aber der ehemalige Gouverneur Phillip sollte trotzdem Recht behalten, denn sein Nachfolger Gouverneur Lachlan Macquarie (1762-1824) brachte zwischen 1810 und 1821 brutal Ordnung in das Chaos. Zwar beschwerten sich viele Siedler über seine strenge Art, aber New South Wales fand dadurch zur ersten Blüte.
Den Gefangenen folgten freie Siedler und Forscher aus dem Mutterland und aus vielen anderen Ländern. Das Land wurde nach und nach weiter erforscht. Auf einer Reise von 1813 bis 1815 wurde schließlich von George Evans (1780-1852) ein Weg durch die Gebirgskette der Blue Mountains zu den fruchtbaren Landgebieten im Landesinneren gefunden.
Die Erforschung des Landesinneren
Dieser 1813 gefundene Weg war für die weitere Besiedlung und Erkundung des Landesinneren von entscheidener Bedeutung. Galt es doch die Barriere für den Weg nach Westen endlich zu durchbrechen. Im Jahr 1836 nutze der britischer Naturforscher Charles Darwin diesen Weg, um Australien genauer zu erkunden.
Charles Sturt (1828)
Zahlreiche Expeditionen wurden nun von Forschern in das Landesinnere durchgeführt. 1828 bis 1830 führte beispielsweise der in Indien geborene und in England aufgewachsene Charles Sturt (1795-1869) Expeditionen entlang des Macquarie River, Darling River und des Murray River von der Quelle in New South Wales bis zur Mündung in South Australia an. Die Ergebnisse bildeten die Grundlage zur späteren Besiedlung in beiden Bundesstaaten.
Edward Eyre (1840)
In den Jahren 1840-1841 durchquerte Edward Eyre (1815-1901) Australien als erster von Osten nach Westen, von Mount Hopeless im Norden der Flinders Ranges (nördlich von Adelaide) bis nach Albany im südlichen Western Australia. Er war auf der Suche nach einem geeigneten Landweg zwischen beiden Orten. Edward Eyre entdeckte 1840 einen großen Salzsee im heutigen Bundesstaat South Australia. Ihm zu Ehren wurde dieser Salzsee später Lake Eyre genannt. Die Aborigines nennen diesen See Kati-Tanda. Der Lake Eyre ist der niedrigste Punkt in Australien mit 15 Meter unter NN.
Charles Sturt (1844)
In einer weiteren Expedition durchquerte Charles Sturt von 1844 bis 1845 die Simpson Desert in Zentralaustralien. Er war auf der Suche nach einem großen Binnensee, der im Landesinneren vermutet wurde. Leider wußte zu dieser Zeit niemand, daß es einen solchen See nicht gibt.
Ludwig Leichhardt (1844)
Der deutsche Forscher Ludwig Leichhardt (1813-1848) durchquerte zur gleichen Zeit von 1844 bis 1845 Nordostaustralien auf der Suche eines Landwegs von den Darling Downs (Nähe Brisbane) bis nach Port Essington (Nähe Darwin). Leider war Leichhardt kein guter Buschmann. So kam es, daß seine Expedition immer wieder Probleme mit der Lebensmittelversorgung hatte. Desweiteren gab es Verluste beim Zusammenstoß mit den Aborigines. Die Expedition war jedoch ein Erfolg. 1846 scheiterte Leichhardt an der Ost-West Durchquerung von den Darling Downs in Queensland zum Swan River in Western Australia aufgrund der extemen Hitze und Trockenheit. Nach fünfmonatiger Dauer gab er die Expedition auf. Ein neuer Versuch wurde 1848 unternommen. Er startete von der McPherson Farm (ca. 400km nordwestlich von Brisbane) auf der Suche eines Landwegs nach Perth. Man wunderte sich über die schlechte Ausstattung des Unternehmens, da z.B. nur ein Pferd pro Person mitgenommen wurde. Leichhardts letzte Forschungsreise war ein Fehlschlag. Alle Teilnehmer galten seitdem als verschollen.
Edward Hargraves (1851)
Im Jahr 1851 veränderte Edward Hargraves (1816-1891) gesamt Australien. Er fand in einem Wasserloch nahe Bathurst (ca. 150km westlich von Sydney) Gold. Als er seine Entdeckung den Behörden meldete, kassierte er eine Belohnung von 10000£. Als Folge des Fundes fing die Wirtschaft an zu boomen. Ein Jahr später kamen bereits 370000 Einwanderer nach Australien. Zwischenzeitlich wurde an vielen Stellen in New South Wales und Victoria weiteres Gold gefunden. 1852 konnte Victoria 1/3 der weltweiten Goldförderung bekannt geben. Die Bevölkerungszahl stieg bis 1861 auf insgesamt 1,5 Millionen.
John McDouall Stuart (1860)
Die Regierung in South Australia gab 1859 ein Angebot heraus, dem ersten Mann, der Australien von Süden nach Norden durchquert, eine Belohnung von 2000£ zu überreichen. Die Gelegenheit für diese wichtige Forschungsreise wurde von John McDouall Stuart (1815-1866) im Jahr 1860 angenommen. Leider wurde er zweimal aufgrund der schweren Klimaverhältnisse zur Umkehrung gezwungen. Bei seinem dritten Versuch 1862 kam er zum Erfolg. Er startete in Adelaide und erreichte im gleichen Jahr die Küste im Norden in der Nähe von Darwin. Der heutige Highway Nr. 87, der die Städte Adelaide und Darwin verbindet, wurde nach ihm Stuart Highway benannt.
Die Australischen Kolonien hatten mittlerweile Interesse daran gefunden, die Politik in Großbritanien für ihre eigenen Interessen zu bestimmen. Als Konsequenz bildeten sie 1883 den Bundesrat. New South Wales war jedoch nicht beigetreten und somit blieb die erhofte politische Wirkung aus.
Diese Karte von 1885 zeigt die Landnutzung im Nordwesten. Man sieht deutlich die Gebiete, die damals noch unerforscht waren. Die berühmten "weißen Flecken" auf der Landkarte sind hier tatsächlich noch vorhanden. In der Karte sind die weißen Stellen mit "unexplored", also "unerforscht" gekennzeichnet. Die Kimberley Region wurde erst in den 1950er Jahren besiedelt und gilt auch heute noch zu den am wenigsten besiedelten Gebieten. Meine Fotos links und rechts aus dem Jahr 1997 zeigen die Landschaft in der Kimberley Region auf dem Mitchell Plateau. Man kann sehr schön den felsigen Mittelgebirgscharakter erkennen. Weitere Fotos aus dem wunderschönen Kimberley Mittelgebirge können Sie in meiner Galerie sehen. Auf den folgenden Galerieseiten gibt es auch Fotos oberhalb der Mitchell Falls, den riesigen Wasserfällen, zu sehen.
Anfang des 20. Jahrhundert
Am 1. Januar 1901 proklamierte Königin Victoria (1819-1901) das Comonwealth of Australia, den Australischen Staatenbund mit vorläufigem Sitz in Melbourne.
Australien war nun ein Staat. Der erste Premierminister war Edmund Barton (1849-1920). Oberstes Staatsoberhaupt blieb allerdings die Königin von Großbritanien, also Königin Victoria. Die Städte Sydney und Melbourne stritten nun über den Status der Australischen Hauptstadt. Erst 1927 sollte eine neue Hauptstadt gebaut werden. Auf halber Strecke zwischen Sydney und Melbourne wurde einzig zu diesem Zweck die Stadt Canberra erbaut. 1927 zogen das Parlament und die Regierung nach Canberra um.
Diese Karte von 1923 unterscheidet sich in kleinen Details von den heutigen. Eine interessante Stelle ist bei Alice Springs. In der Karte in etwa in der Bildmitte ist nicht Alice Springs zu lesen, sondern Alice Spring Station. Dieser kleine Unterschied erinnert an die Entstehungsgeschichte von Alice Springs. Eigentlich bestand der Ort nur aus technischen Gründen, da eine Telegraphenstation benötigt wurde. 1872 wurde sie von Charles Todd (1826-1910), der sie nach seiner Frau Alice nannte, fertiggestellt. Aus dieser Station hat sich schließlich der heutige Ort entwickelt, wobei die alte Station nun ein beliebtes Ausflugziel mit einem historischen Museum ist. Weitere Informationen zur Alice Spring Station werden im Forum besprochen.
Der Ort Oodnadatta (Bild: 1997) lag damals an der Old Ghan Railway (Bild: 1997) der Nord-Südverbindung. Er hatte aufgrund der Eisenbahn eine recht große wirtschaftliche Bedeutung. Sie sehen die Eintragung in etwa in der Bildmitte der Karte. Die Linie mit den Punkten abwechselnd links und rechts deutet den alten Telegraphenverlauf an. Parallel dazu verlief die Eisenbahnstrecke. Jedenfalls war der Ort es wert, ihn als einzigen innerhalb eines Umkreises von mehreren 100Km zu nennen und einzuzeichnen. Mit der Stillegung der Strecke Anfang der 1980er Jahre hatte der Ort plötzlich nicht mehr die große wirtschaftliche Bedeutung. Zwar existiert er heute noch, aber nicht mehr mit der enormen Bedeutung. Ein weitaus größeres Schicksal erlitten andere Städte und Dörfer an der alten Ghan Railway. Einer dieser anderen Orte ist Warrina (Bild: 1997). Damals hatte er immerhin bis zu 100 Einwohner gezählt. Heute ist nur noch eine verlassene Ruinenstadt zu sehen.
Eine weitere - völlig andere - schöne Stelle in der Karte ist die südlich vorgelagerte Insel Tasmanien. Um den Leser der Karte eindeutig über die Insel zu informieren steht zusätzlich zum Namen Tasmanien auch der alte Name Van Diemens Land.
In dieser Art sind noch weitere historische Unterschiede in der Karte von 1923 und heutigen Karten zu finden.
Die Karte zeigt Südaustralien im Jahr 1916
Die Karte zeigt den Großraum Adelaide im Jahr 1996
Um noch einmal auf den Oodnadatta Track zurückzukommen: In der Karte von 1916 ist dieser deutlich gekennzeichnet. Der Stuart Highway, der erst in den 1980er Jahren komplett asphaltiert wurde, ist als Nord-Süd-Verbindung noch nicht eingetragen. Erst die durchgehende Asphaltierung des Stuart Highways und die Stilllegung der Eisenbahnstrecke (Old Ghan Railway) sorgten für den Zerfall der Städte entlang des Oodnadatta Tracks und der Eisenbahnstrecke selber.
Zeitleiste
Weitere Karten
Australien 1547 (Erste Karte von Australien) / Im Forum kann darüber mitdiskutiert werden.
- Dampier, Map of the East Indies.jpg
Australien 1697
Tasmanien 1865
New South Wales 1916
Northern Territory 1916
Queensland 1916
Tasmania 1916
Victoria 1916
Western Australia 1916