Die Geschichte von Waltzing Matilda

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Andrew "Banjo" Paterson

Auf der Homepageseite von Markus Stumpe wird auch Waltzing Matilda. Die "geheime" Nationalhymne Australien erzählt vom unbändigen Freiheitswillen der einfachen Leute in Down Under. Und von der Bereitschaft lieber zu sterben, als die Freiheit aufzugeben.

So ist Australia das einzige land auf der Welt, dass drei Nationalhymnen hat.

Advance Australia fair ist eine sehr melodiöse Hymne mit einem ansprechen Text. Es ist die offizielle Hymne des Landes. Dann gilt für Australia als Mitglied des Commonwealth natürlich auch die Hymne "God save the Queen". Die wird aber nur bei besuchen durch Vertreter der englischen Königsfamilie und in einigen royalistisch gesinnten Clubs gespielt. Noch heute ist Waltzing Matilda die Hymne des Volkes! Ein sehr beliebtes Lied, mit einer schnell zum mitsingen animierenden Melodie. Auf alle Fälle ist "Waltzing Matilda" der "Schlachtgesang" der australischen Rugbyfans, mit dem sie die Kängurus zum Sieg treiben möchten. Nur wenige wissen, dass es eines Zufalls bedurfte, damit das Lied um 1900 nicht in Vergessenheit geriet.

Wer auf dem Matilda Highway von Cloncurry nach Winton fährt muß nach rund 200 Kilometern aufpassen, um das kleine unbedeutendes Schild (ohne Swagman), das den Weg zum Combo Waterhole weist, nicht zu verpassen. An diesem Billabong, 10 Kilometer von der Strasse entfernt, hatte angeblich, bei einem Besuch der 1890 erbauten Dagworth Station um Weihnachten 1894, Andrew Barton Paterson die Idee zu der „Story“ von Waltzing Matilda.

Paterson war Journalist und Anwalt. Als Kriegsberichterstatter stand er oft an irgendwelchen Fronten, während des Burenkriegs in Südafrika oder in China zur Zeit des Boxeraufstandes, und überall dort, wo es schwelte im Inneren der australischen Gesellschaft. Wegen seiner ziemlich spitzen Kommentare hatte er nicht nur Freunde. So schrieb er, vor allem seine politischen Artikel, vorsichtshalber im "Sydney Morning Herold" unter dem Pseudonym "The Banjo"!

Er war auf einer Tour mit seiner damaligen Verlobten Sarah Riley und weiteren Bekannten erstmalig in Queensland. Sie besuchten im Advent des Jahres 1894 die Dagworth Station, 1890 von den MacPhersons erbaut, und mit deren Tochter Christina Sara Riley befreundet war. Eine Farm, die eine Flussverbindung zum Diamandina River hatte. Man nutzte auch das Combo Wasserloch, entstanden durch einen von Chinesen 1893 erbauten Damm. Hier erfuhr Patterson erstmals von den erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Schafzüchtern und Wollscherern, die 1891 und 1894 sogar zu Streiks führten. Die Notlage der Schafscherer, die außerhalb der Saison arbeitslos waren, erbitterte die Männer. Und brachte sie sogar dazu, einen Schafstall der MacPhersons abzubrennen.

Ausgangspunkt der Geschichte ist ein wiederholter Streik. Burt MacPherson erzählte den aufmerksam lauschenden Gästen am Abend über das Leben im Outback von Queensland, über die Scherer, die Landstreicher, das Betrügen beim Rinderverkauf, über den Schafdiebstahl und wie die MacPhersons den Rädelsführer der „Aufrührer“, einen Deutschen namens Samuel Hoffmeister, jagten und an einem Billabong seine Leiche im Morast fanden. Da die Behörden 1000 Pfund Belohnung auf Hoffmeister ausgesetzt hatten, wählte dieser, als er die ihn suchende Truppe bemerkte, lieber den Freitod.

Natürlich zog die Gesellschaft am nächsten Tag zum Combo Waterhole. Ich kann mir ehrlich nicht vorstellen, dass Paterson an dieser trüben Pfütze, und dann noch durch die vielen Fliegen und einer ständig schnatternden Picknickgesellschaft abgelenkt, die Idee zu dem Song bekam.

Eher schon, dass am Abend bei Lammbraten und Scotch Banjo der wohl äußerst attraktiven Farmertochter Christina imponieren wollte. Das Mädchen intonierte auf einer Zither eine alte schottische Weise (Thou bonnie wood o’ Craigielea). Banjo setzte sich zu ihr und improvisierte unter dem Einfluss des Besuches und der Erzählungen über den Tod des Schafscherers einen Text. Christina veränderte die Melodie ein wenig.

Paterson selbst sagte später darüber "Man hatte mir von den Auseinandersetzungen erzählt. Auch das Dagworth nieder gebrannt wurde und ein Mann gefangen wurde. Miss MacPherson spielte die kleine schottische Melodie und ich fand Worte dazu und nannte es Waltzing Matilda."

Nirgendwo wird berichtet, wie der weitere Abend verlief. Doch der Kommentar "So entstand ein neues Lied und eine Verlobung fand ihr Ende" sagt eigentlich alles.

Wir sind natürlich zum "berühmten" Wasserloch gefahren. Eine trübe Pfütze. Das große Schild "Campen Verboten" schien die beiden Camper aber dort nicht zu stören. Den Swagman Trail um den "See" sind wir nur 300 Meter gelaufen, dann zwangen uns die Fliegen, die sich selbst von unseren Fliegennetze nicht stören ließen, zur Umkehr.

Das Lied kam erstmals im April 1895 zum öffentlichen Vortrag. So hatten Paterson und Christina MacPherson auch genügend Zeit an Text und Melodie noch zu feilen. Während eines Banketts im "North Hotel" in Winton zu Ehren des Premiers von Queensland wurde der Song der Beiden mit "freundlichem Wohlwollen" angehört.

Und das Lied wäre wohl heute vergessen, hätte nicht 1900 der Verlag Inglis & Co Ltd. im Auftrag eines Tee Produzenten (The Billy Tea Company) die Urheberrechte für 5 Pfund Sterling von Paterson gekauft. Mary Cowan wurde beauftragt, das Lied für Reklamezwecke "umzuarbeiten". Sie änderte etwas an der Melodie und statt des Wassersack (Waterbag) hatte der Swagman jetzt einen Billy (Kessel) in dem Wasser kochte. Für Tee? Für was sonst? Natürlich war das Wort Billy bei der Werbekampagne schön herausgehoben. Trotzdem! So entstand der australische Nationalhit.


Und es mögen all die schweigen, die sich über den Text, über die Umwandlung der Melodie lustig machen. Waltzing Matilda wurde von den Australiern zum Kulturerbe erhoben. Ein Lied das erzählt von der Einsamkeit und der Not des Swagman. Und vom unbedingten Willen dieser Menschen, ihre Freiheit zu behalten. "Lieber tot als Sklave", der Wahlspruch der friesischen Fischer, blieb auch der Wahlspruch der freien weißen Siedler in Down under. Wir hatten in Deutschland mal einen Spitzenschlager, der da lautete "Da, Da, Da"! Das ist die allgemein übliche Version. Aber sie entspricht in Melodie und Text schon nicht mehr der Urfassung von 1895. Ein so erfolgreicher und gleichzeitig "derart ungehobelter" und erklärungsbedürftiger Song (nach Meinung der wohl auch neidischen Kritiker) provoziert gerade zu Um-, Neu- oder Nachdichtungen. Über 400 Versionen sind es bis heute.

Die Melodie im Ohr, den Text, damals nicht auswendig könnend, zum Teil nur summend, fuhren wir zurück auf den Highway und durch die triste Gegend weiter nach Winton.

Dort im Waltzing Matilda Museum kann man alles über den zum nationalen Kulturgut gewordenen Song lesen und besichtigen.


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Wir danken für die freundliche Unterstützung von Herrn Dr. Dieter Tischendorf, der uns das Textmaterial zur Veröffentlichung hier im Australienwiki zur Verfügung gestellt hat. Eine kleine Übersicht vieler seiner Bücher ist in unserer Linksammlung zu sehen.

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Special thanks for the friendly assistance of Mr. Dr. Dieter Tischendorf making this information with his textdocuments available. A small list of many of his books is availavle in our link-collection.


Weiterführende Literatur

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