Die Legenden vom Abendstern und vom Curlew

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Wie der traurige Schrei des Curlew entstand

Einst standen zwei verfeindete Männer auf kurzer Distanz gegenüber. Jeder hatte einen langen Speer und balancierte die Waffe in der einen Hand, während die andere Hand einen Schild hielt. Der war so groß, dass er die Hälfte des Körpers abdeckte. Auf ein Signal des jüngeren Bruders des einen begann der Kampf. Die Speere folgen durch die Luft schnell wie die Strahlen des Lichtes. Un die langen Schafte bebten als sie ihre Ziel verfehlten und sich tief in Bäume einbohrten.

Beide Männer waren erfahrene Krieger, geübte Speerwerfer. So wurde es ein langer Kampf. Aber kein Ton war zu hören, außer das Zischen der fliegenden Speere und das schwere Atmen der Männer, die ob der großen Anstrengung langsam müde wurden. Und da war auch noch das dumpfe Dröhnen ihrer Füße, wenn sie im Gras vorwärts sprangen. Im verzweifelten Bemühen, den Kampf endlich zu beenden zielte Byama den Wurf seines Speers mit aller Kraft an die Kehle seines Feindes. Thoorkook sah den Speer zwar kommen, hob auch sofort sein Schild zum Schutz. Doch die Wucht des Wurfes war derart, dass das hölzerne Schild durchbohrt wurde, der Speer dann durch die Kehle von Thoorkook ging und auf der anderen Seite heraus kam. Die Brüder freuten sich über den Tod des Feindes. Doch bevor sie den Kampfplatz verließen verwandelten sie seinen Körper in einen Mopoke, einen traurigen Nachtvogel mit einem sehr rauen Schrei.

Als sie ihr Lager wieder erreichten trafen sie die Mutter des toten Thootkook, die nicht aufhören konnte, vor Trauer zu klagen und zu schreien. Mitleid ergriff die Brüder und sie verwandelten die Mutter in einen Curlew.

Wenn Du im Busch den traurigen Ruf des Curlews hörst, dann weißt Du, dass die Mutter immer noch traurig klagt um den Verlust ihres Sohnes vor langer, langer Zeit.

Wie der Abendstern entstanden ist

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Der Abendstern (Planet Venus) oben neben dem Erdmond

Rolla-Mano war der alte Mann des Meeres. Ihm gehörte der blaue Ozean, mit allen seinen wundervollen Schätzen der glitzernden Perlen. Selbst der weiße Schaum auf dem Wasser und die rosafarbene Korallen gehörten ihm. In den Tiefen des Meeres herrschte er in einem Königreich der Schatten und der merkwürdigen Formen, welche das Licht der durchdringenden Sonne in grünen und grauen Farben schillern ließ. Die Wälder dieses sonderbaren Landes waren viele Bäume des braunen Blatttangs, dessen lange Arme bei Ebbe und Flut langsam hin und her wogten. Hier gab es auch Flecken des Seegrases, fein und weich wie das Haar einer Schneejungfrau. Im Schatten der Bäume lauerten tausende Gefahren der Tiefe. In einer dunklen felsigen Höhle breitete ein riesiger Krake seine langen, windenden Tentakel aus. Immer auf der der Suche nach einem Opfer starrte er mit großen glanzlosen Augen .durch das Wasser Im Blatttang schwamm ein grauer Haifisch schnell und ohne offensichtliche Bewegung, während hell-farbige Fische aus dem Gebiet der Gefahr heraus schossen. Über dem geriffelten Sand schlenderte eine große Krabbe unbeholfen zu ihren versteckenden Platz hinter einer weißen Muschel. Und über dem allen wogten wellenartig die langen, braunen Arme des Seetanges. Das war das Königreich von Rolla-Mano, dem alten Mann des Meeres.

Eines Tages ging Rolla-Mano in einem einsamen Mangrovesumpf nahe dem Seeufer fischen. Er fing sich viele Fische und kochte sie an einem Feuer. Beim Essen seiner Mahlzeit beobachtete er zwei Frauen, die sich ihm näherten. Ihre schönen Körper waren so rank und würdevoll wie der Wattle Tree, und in ihren Augen war das weiche Licht der Dämmerung. Als sie sprachen schienen ihm ihre Stimmen so süß und leise wie das Seufzen der Nachtbrise, wenn sie durch das Schilf zum Fluss kam. Rolla-Mano beschloss, sie gefangen zunehmen. Mit dieser Absicht versteckte er sich in den Ästen des Mangrovebaums. Und, als die Frauen nahe genug heran waren, warf er sein Netz über sie aus. Eine jedoch konnte entkommen, indem sie in das Wasser tauchte. Darüber war er so sehr erzürnt, dass er sie mit einem brennenden Feuerstock in der Hand verfolgte. Sobald der Feuerstock das Wasser berührte, zischten die Funken und zerstreuten sich am Himmel, in dem sie als goldene Sterne seit diesem Tag zu sehen sind.

Rolla-Mano konnte aber die Frau, die in das dunkle Wasser des Sumpfs getaucht war, nicht fangen. Nach seiner erfolglosen Suche kam er zum Ufer zurück und nahm die andere Frau, damit sie mit ihm für immer im Himmel leben sollte. So wurde sie zum der Abendstern. Von ihrem ständig gleich bleibenden Platz starrt sie seitdem durch die Nebel der Ewigkeit auf das ruhelose dunkle Meer, dem geheimnisvollen Königreich von Rolla-Mano.

In einer wolkenfreien Sommernacht wenn die goldenen Sterne den Himmel verzieren, erinnere Dich daran, dass sie einst die Funken des Feuerstocks von Rolla-Mano waren. Und der schöne Abendstern? Das ist die Frau, die er in den Bäumen des Mangrovesumpfs gefangen nahm.


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Special thanks for the friendly assistance of Mr. Dr. Dieter Tischendorf making this information with his textdocuments available. A small list of many of his books is availavle in our link-collection.


Weiterführende Literatur

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