Geschichten der Ureinwohner Australiens

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ditido
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Geschichten der Ureinwohner Australiens

Post by ditido »

Frazer Island-The coloured Sands
Wer Fraser Island schon besuchte wird es kennen. Es ist einer der Höhepunkte des Besuchs der Insel.
Am Cathedral Beach einen Strandabschnitt, der sich fließend in die Endlosigkeit des Sandes einordnen, gibt es ein Camp. Wo die Zwei- Tage Tour Touristen vor der Weiterfahrt in den Norden, übernachten. Von hier sind es nur wenige Schritte zu einer sensationellen Sand und Dünenformation. The Coloured Sands. 72 verschieden farbige Sandkörner wurden auf Fraser Island entdeckt. Eigentlich aber nur an der Ostküste. Der Süd Ost Wind bläst Sand vom Strand in die Vordünen. Wie gesagt. Dieser Sand enthält Mineralien, Eisenerze und Lehm. Der Lehm hält den Sand zusammen und die Mineralien geben ihm sein buntes Aussehen. Auch in Form von Kathedralen, so genannt wegen ihrer großen Ähnlichkeit mit europäischen Kathedralen.
Für die Ureinwohner gab es zwei andere Erklärungen. Zum einen dachten sie, dass der Sand im Laufe von Jahrtausenden von den Pflanzen, den Tieren und den Menschen die „Aura“ übernahm. Da man spirituell annimmt, dass irgendwo auf der Welt auch die Antwort auf so bedeutende Fragen (Wer wird überleben? Wie wird die Landschaft weiter existieren? Wie kann ich die Phänomene richtig deuten?) im Rahmen des Lebenszyklus gegeben werden kann. Und so ordnete man den farbigen Sand dort ein. Die zweite Erklärung passt sehr schön in die vielen Geschichten der Ureinwohner.
Eine junge Frau namens Murrawar wurde von einem alten, reichen Mann eines entfernten Stammes begehrt. Sie war aber in den Regenbogen verliebt, der sie jeden Morgen besuchte. Sie klatschte in die Hände und sang zu dem lieblichen Regenbogen. Der alte Bewerber raubte die junge Frau, schlug sie unmenschlich und ließ sie schwer arbeiten, während er im Schatten saß und sein hartes und tödliches Bumerang bewunderte. Eines Tages floh Murrawar zum nächsten Strand. Da sah sie Burwilla kommen, den Bumerang in der Hand, um sie zu töten. Laut rief sie um Hilfe. Ihre Angst lähmte sie und sie fiel zu Boden. Plötzlich hörte sie ein laute Stimme am Himmel uns sah ihren treuen Regenbogen, der eilig über den Ozean kam. Der niederträchtige Bumerang attackierte den Regenbogen. Mit einem Donnergebrüll prallten beide aufeinander. Der Bumerang war sofort tot. Aber auch der Regenbogen wurde in viele einzelne Stücke zerschmettert .Welch ein Unglück! Der arme und kranke Regenbogen lag am Strand und starb. Aber vorher färbte er noch mit all seinen Farben die Hügel entlang des Strandes. Die junge Frau lebte bis zu ihrem Tode unglücklich weiter. Unter den Aboriginesfrauen hielt sich beständig die Mär, dass der farbige Sand Glück im Leben und in der Liebe bringt.
Nun sage mir einer, dass diese Ureinwohner ein unterentwickeltes Volk waren! Was viele nicht wissen. Zum Zeitpunkt des Australienbesuches von James Cook wußten die Ureinwohner schon um die Besonderheiten der natürliche Familienplanung. Ein Fakt, mit dem viele Deutsche heute noch nicht klar kommen!
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ditido
Last edited by ditido on 13. May 2007 22:25, edited 3 times in total.
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Markus
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Re: Aborigines Geschichten

Post by Markus »

Hallo,

tolle Geschichte, danke ditido!
Was mir gerade besonders auffällt ist folgendes:
ditido wrote:[...] Für die Ureinwohner gab es zwei andere Erklärungen. [...]
Auf meiner Website berichte ich von dem Bild "The Killing Of Lumaluma". Da gab es auch zwei Versionen einer Geschichte. Jetzt, wo Du die Sandgeschichte geschrieben hast, zu der es auch zwei Versionen gibt, fange ich an mich zu wundern. Ob es sich um die Erzählungen von unterschiedlichen Stämmen handeln könnte?

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ditido
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Post by ditido »

Aber natürlich! Es wird vermutet, dass es zu Zeiten von Cook 500 Stämme mit unterschiedlichen Sprachen in Australien gab.
Hast Du schon mals was von den Sprachstäbchen gehört?
MfG ditido
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Post by ditido »

Hallo, ihr unbekannten Forumteilnehmer. 11 Aufrufe der Aboriginesgeschichte, davon eine von Markus und zwei von mir, lassen mich zweifeln, ob solche Beiträge Euch überhaupt interessieren.
Stellt Euere Meinung doch einfach mal ins Forum.
ditido
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Markus
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Post by Markus »

Hallo!
ditido wrote:Hast Du schon mals was von den Sprachstäbchen gehört?
Keine Ahnung, was hat es denn damit auf sich :?:

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Die Erklärung wirst Du auf Seite 45 und 46 meines Australienbuches "Und immer weiter zur Sonne" finden.
Schönen Tag
ditido
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Markus
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Post by Markus »

Hallo,
och neeeeeee. Spanne mich doch nicht so auf die Folter ditido! :wink:

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Gut, ich gebe Dir eine große Hilfe. Die Ureinwohner nannten die Dinger "Nachrichtenstäbchen". Alles klar?
Gute Nacht
ditido
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Markus
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Post by Markus »

Hallo,

das Rätsel der Sprachstäbchen wurde nun gelöst, die Idee finde ich genial. Aber ich verstehe nicht, wie die ersten hergestellt werden konnen. Selbst dabei muss es doch Verständigungsprobleme gegeben haben.

Da hast Du mich aber auf das dunkelste aller Kapitel der Geschichte hingewiesen. Ich kenne zwar diesen Geschichtsabschnitt, aber bei Deiner Beschreibung habe ich echt geheult. Auf dass sich so eine Epoche niemals wiederholen wird. :cry: :cry: :cry:

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Post by ditido »

Die Traumzeit ist für die Ureinwohner die Vorstufe des Beginns der Besiedlung der Erde. Es gibt natürlich mehrere Versionen über die Entstehung des Lebens. Aber irgendwie ähneln sich alle.
Hier nun eine gängige Version:

In der endlosen Traumzeit, die von den Ureinwohnern Lalai genannt wird, schlief alles unter der dicken Erdkruste. Die Erde und die darunter Schlafenden existierten eben schon. Aber schlafend. Und ohne Unterschied zwischen Menschen, Tieren, Vögel, Kriechtiere und spirituellen Wesen. Menschen sind ein Teil von Tieren, so wie Tiere ein Teil von Menschen sind. Sicher haben die „Geister“ irgendwann die Erde geschaffen und wurden danach ein Teil von ihr. Daraus erklärt sich auch die Auffassung, dass es eine Verwandtschaft zwischen allen Dingen auf dieser Erde untereinander gibt, da sie am Beginn doch noch alle gleich waren.
Dieser Beginn ist der Moment, als die Regenbogenschlange Wanambi erwachte und sich durch die Erdkruste ins Freie schob. (Das in der Gammon Range, einem Teil der 400 Kilometer langen erst 1802 entdeckten Flinders Ranges, lebende Adnyamathanha Volk nennt die Schlange Arkaroo) Viele Steine mußte sie auf den Weg nach oben entfernen. Sie schaute sich in der Öde der Oberfläche um und begann ihre Wanderung zu allen Punkten dieser Erde. Es war ein langes und Kraft raubendes Unterfangen. Wenn sie müde war, ringelte sie sich zusammen und schlief. Sie hinterließ die Spuren ihres Weges auf dem Land und die tiefen Eindrücke ihres schlafenden Körpers im Erdreich. Nachdem sie nun überall gewesen war, kehrte sie zurück zu dem Punkt, wo sie am Beginn aus der Erde gekrochen kam. “Kommt heraus!“ rief sie den Fröschen zu. Langsam und mühselig bemühten sich nun die Frösche an die Oberfläche zu gelangen, Ihre dicken Bäuche, voll von Wasser, das sie für die Traumzeit eingelagert hatten, erschwerte den Aufstieg. Aber schließlich gelang es. Die Schlange kitzelte die Bäuche der Frösche. Diese mussten lachen und aus ihren Mäulern ergoss sich ein riesiger Wasserschwall. Das Wasser floss über die Erde, in die Spuren des Weges der Schlange, in die Aushöhlungen ihrer Schlafplätze. So entstanden Flüsse und Seen. Dann begann Gras zu wachsen, schossen Bäume aus der Erde in die Höhe. Das war der Beginn des Lebens! Die schlafenden Tiere, Vögel und Kriechtiere erwachten und folgten der Regenbogenschlange durch das Land. Sie lebten glücklich, suchten Nahrung mit ihren Artgenossen und ergründeten den Lebensraum. Das Känguru und das Wallaby in den Ebenen, die Kriechtiere in den Bergen, unter den Steinen. Die Vögel flogen durch die Luft und lebten auf den Bäumen. Noch waren sie einander gleich. Die Mutter des Lebens, wie sie genannt wurde, regelte mit Gesetzen, die alle zu befolgen hatten, die Ordnung untereinander. Aber es gab eben auch Streitsüchtige und Unruhestifter. Das war gegen den Willen der Schlange. Die Übeltäter wurden bestraft. „Die meine Gesetze befolgen werde ich belohnen“ sagte die Schlange. „Ich werde ihnen eine menschliche Gestalt geben. Sie, ihre Kinder und Kindeskinder sollen für immer über diese Erde wandern dürfen. Das soll ihr Land sein!“ Dann sprach sie zu den Unruhestiftern. „ Wer mein Gesetz gebrochen hat, wird bestraft. Sie sollen zu Steinen verwandelt werden, müssen am Ort bleiben, dürfen niemals über die Erde wandeln!“
So entstanden die Berge und die Gebirge. Sie stehen seitdem für immer an ihrem Platz und dürfen die Anderen bei ihren Jagden, bei der Nahrungssuche nur beobachten. Sie gab den Gesetzestreuen menschliche Gestalt und schuf für jede Rasse, je nachdem aus welcher Gruppe sie beim Erwachen aus der Traumzeit stammten, unterschiedliche Merkmale. Für Menschen, Tiere, Vögel und für die Kriechtiere. Dieser Unterteilung messen die Aborigines im „Oodgeroo Noonnuccal“ (Beginn des Lebens) eine große Bedeutung bei. Jetzt konnten sich die verschiedenen Stämme, wie Känguru, Emu, Reptilien und die vielen, vielen Anderen an den unterschiedlichen Merkmalen gegenseitig erkennen. Es war Gesetz, dass niemand hungern sollte. Aber es durfte auch niemals ein Mitglied der gleichen Rasse gegessen werden. Denn es gab ja Nahrung für alle.
Noch heute sind die Eier der Wanambi, gewaltige, ovale Steine über viele Quadratkilometer verstreut bei Wauchope am Stuart Hwy zu sehen. „Devils Marbels (Teufels Murmeln)“ haben ethnologisch unkundige Australier diese Steine geannt.

Da ich die Geschichte am Reformationstag ins Forum stelle, sei mir der Hinweis, dass es schon einige Übereinstimmungen mit der Entstehung des Lebens im Alten Testament gibt. gestattet.
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Markus
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Post by Markus »

Hallo,

das ist eine schöne Geschichte!
Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich die Position der Schlange innerhalb verschiedener Religionen gesehen wird. Bei einigen verkörpert sie das Böse und bei anderen das Gute.
Interessant ist auch die ähnliche Art der Schöpfungsgeschichten, da sich "jemand" um die Entstehung aller Strukturen der Erdoberfläche wie Berge, Flüsse aber auch von Pflanzen, Tieren und Menschen "gekümmert" hat.

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Ja, die Beziehung zum Alten Testament, die es auch noch an anderen Stellen gibt, ist faszinierend. Man sollte sich hüten, die Aborigines mit den Steinzeitmenschen in Europa zu vergleichen.
ditido
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Ich glaube, es ist Zeit, wieder eine Geschichte aus dem Leben der Aborigines zu erzählen.
Wer in WA in der Nähe von Perth ist, sollte nicht versäumen auch Wave Rock zu besichtigen. Nicht weit von der "steinernen Welle" liegt ein fast nicht beachtetes Naturgebiet.
Humps Dam befindet sich am Rande einer ebenfalls vulkanisch entstandenen Granitgruppierung, die auf jeden Fall einen Ausflug wert ist. Zu einem wegen der unberührten Natur, zum anderen, weil hierhin kaum Reisegruppen geführt werden und zum dritten wegen der Sehenswürdigkeiten. Da sieht man am Boden des Felsen viel kleine Höhlen (Gnamma Hole), in denen allerlei Kleingetier, besonders Lizards, leben. Und viele Tierkadaver liegen herum. Sind die alle verdurstet? So nah am Dam? Dagegen spricht, dass so viele Vögel die gesamte Umgebung bevölkern. Die absolute Sehenswürdigkeit ist Mulka’s Cave. Nicht wegen der Höhle. Davon gibt es überall auf der Welt welche. Aber wegen der Geschichte.
Die Story von Mulka
Mulka war der uneheliche Sohn einer Aborigine. Die Götter straften die Mutter für den „Betrug“ mit einem Kind, das übergroße schielende Augen hatte. Mulka wuchs zu einem großen Jungen mit übernatürlichen Kräften heran. Wegen seines Sehfehlers konnte er aber nicht mit dem Speer treffen und wurde deshalb vom Stamm gehänselt. Das erboste den jähzornigen jungen Mann. Er entfernte sich von der Gruppe, lebte in eben dieser Höhle und fing sich kleine Kinder, die er aß. Mit der Zeit terrorisierte er die Gegend. Er muß wirklich außergewöhnlich groß gewesen sein. Die Abdrücke seiner Hände an der Decke der Höhle sind übergroß und in einer Höhe, an die ich ohne Leiter nicht hätte gelangen können. Seine Mutter versuchte, ihn vom Kannibalismus wieder abzubringen. Da erschlug er im Zorn auch seine Mutter. Darauf beschloss der Stamm, ihn zu töten. Er floh und wurde etwa 156 Kilometer südwestlich von Hyden gestellt und durch Speere getötet. Ein Begräbnis verwehrte man ihm. Seine ehemaligen Stammesgenossen überließen den Leichnam den Ameisen. Als Warnung für jeden, der die Gesetze übertrat.
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Hier nun zum Abschluß noch das Bild mit den Handabbildung an der Decke der Höhle. So hoch, dass ich die Decke selbst beim Springen mit nach oben gereckten Armen nicht berührt habe.
ditdio
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Post by ditido »

Wer mein Buch "Und immer weiter zur Sonne" gelesen hat, weiß, wie sehr ich mich mit dem Schicksal der Ureinwohner in DU beschäftigt habe.
Jetzt schreibe ich an einem Buch über Tasmanien. Hier ist es den Briten gelungen, alle Ureinwohner zu tötetn. Über das grausame, unfassbare Ende eines einst glücklichen Volkes mußte ich leider für die letzetn Jahre der letzten Überlebenden folgendes feststellen:

1847 durften die übrig gebliebenen 47 abgestumpften, dahin siechenden Menschen, in das Reservat Oyster Cove bei Hobart zurückkehren. Das war aber keine humane Entscheidung der britischen Kolonialbehörde, sondern die Reaktion auf eine Petition an die Königin. Alkohol und Grippe als Haupttodesursachen reduzierte die Zahl der Überlebenden bis 1858 auf noch 15. Und bald blieben nur noch drei. Und um die entbrannte schon zu Lebzeiten ein Wettlauf der Wissenschaftler um deren Körper. Unglaublich!
Es liest sich wie ein Horror Roman, was britische „Ärzte“ mit dem Leichnam von William Lanney, dem letzten männlichen tasmanischen Ureinwohner machten:
Vorsichtig skalpierte Doktor Crowther den Kopf des verstorbenen William Lanney und reichte den enthäuteten Schädel des Schwarzen wie verabredet durchs Fenster an einen Kumpan. Dann ging er in den benachbarten Sektionsraum, köpfte die Leiche eines Weißen, griff wieder zum Skalpiermesser, schnitt den Schädelknochen heraus und steckte ihn in die Kopfhaut des Schwarzen. Kurz nachdem Crowther das Krankenhaus verlassen hatte, betrat der Chirurg Doktor Stokell die pathologische Abteilung. Dort fand er Lanneys blutverschmierte Leiche "mit einem Schädel, der locker in der Haut rollte", wie er später vor einem Untersuchungsausschuss aussagte. Das geschah am Freitag, dem 4. März 1869, in Hobart, der Hauptstadt Tasmaniens.
Am Samstag kehrte Doktor Stokell ins Leichenhaus zurück und hackte dem toten Lanney Hände und Füße ab, und noch am selben Tag wurde die verstümmelte Leiche beerdigt. Doch schon am Abend begab sich der Chirurg zum Friedhof, um sie wieder auszugraben und auf einer Schubkarre wegzuschaffen. Am Montag danach, so berichtete Stokells Kollege Crowther nun seinerseits dem Untersuchungsausschuss, habe das Hinterzimmer der Pathologie ausgesehen wie ein Schlachthaus, überall Blut und Fett: Stokell hatte William Lanney auf sein Skelett reduziert.
Grund des makabren Zanks zwischen den beiden Ärzten war die Leiche des letzten männlichen tasmanischen Ureinwohners. Crowther arbeitete für das Royal College of Surgeons in London, das vor allem an dem Schädel interessiert war. Sein Widersacher Stokell stand im Dienst der Royal Society of Tasmania, die für ihr Museum in Hobart ein komplettes Skelett begehrte. Anthropologie und Ethnologie steckten in ihren Anfängen. Als sie sich als Wissenschaften etablierten, waren die Tasmanier………“
Die Ehefrau von William Lanney hieß Truganini, die am 8. Mai 1876, neun Jahr nach ihrem dritten Ehemann, in Hobart verstarb.
Damit waren alle reinblütigen Tasmanier ausgerottet.

Hoffentlich habe ich einigen Australienfans jetzt nicht ihre Illusionen über das "gelobte Land" genommen. Den die halbherzigen Entschuldigungen seitdem sind lachhaft. Und wohl nur für das Image gemeint.
ditdo
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Hallo!
ditido wrote:Die Story von Mulka
Mulka war der uneheliche Sohn einer Aborigine. Die Götter straften die Mutter für den „Betrug“ mit einem Kind, das übergroße schielende Augen hatte.
Das ist aber eine grausame Geschichte. Unter der Strafe der Götter mussten auch noch die anderen Menschen in Folge leiden. :cry:

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