Internet Zensur

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Ruediger
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Re: Australien live

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Ruediger wrote:Australische Internet-Sperren wieder ein Schritt näher an der Umsetzung
Die Australische Regierung bleibt in Punkto Internet-Sperren unbeirrt auf Kurs...

Australien will Webfilter bis Mitte 2011 einführen
(Heise.de)
Welche Webseiten gefiltert werden, entscheidet eine von der Australian Communications and Media Authority (ACMA) verwalteten Blacklist. Diese werde aber nicht von der ACMA erstellt, sondern mithilfe eines "öffentlichen Beschwerde-Mechanismus", sagte der Minister. Wie dieser genau aussieht, scheint jedoch noch unklar. [...]
Kritik kommt von Bürgerrechtlern der Electronic Frontiers Australia: Man begrüße zwar ausdrücklich die Veröffentlichung des Reports. Die wesentlichen Punkte kläre er aber nicht: Was genau wird geblockt, wer entscheidet und warum versucht man so etwas überhaupt?
Mir scheint, heutzutage kann man mit Argumenten rund um Terrorismus oder Kinderpornographie wirklich alles durchsetzen.
Den Nachweis, ob die diesersen Maßnahmen neben den Einschnitten in die Persönlichkeitsrechte der normalen (nicht kriminellen) Bevölkerung überhaupt messbare Erfolge liefern, sind die Behörden in aller Welt bis heute schuldig geblieben.
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Ich hatte gestern erst wieder mit einem Kollegen eine Diskussion zum Thema Internet- und Telefonüberwachung die von seiner Seite wieder auf das (nicht-)Argument "Ich habe doch nichts zu verbergen" hinauslief. Ich könnte in solchen Situationen jedes Mal nen Anfall kriegen.
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Markus
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Re: Australien live

Post by Markus »

Hallo!
Ruediger wrote:Ich hatte gestern erst wieder mit einem Kollegen eine Diskussion zum Thema Internet- und Telefonüberwachung die von seiner Seite wieder auf das (nicht-)Argument "Ich habe doch nichts zu verbergen" hinauslief. Ich könnte in solchen Situationen jedes Mal nen Anfall kriegen.
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Schon komisch. Hat er den auch immer seine Wohnungstüre offenstehen oder schließt er sie ab? [smilie=boggl3y3dummy-ani.gif]
Es scheint in allen Ländern ein Problem zu sein, dass die Politiker das Internet entdecken. Keine Ahnung, was das ist, aber irgendein Gesetz reinprügeln wollen. [smilie=violence016.gif]

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Ruediger
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Re: Australien live

Post by Ruediger »

Ruediger wrote: Die Australische Regierung bleibt in Punkto Internet-Sperren unbeirrt auf Kurs...
Und wieder ein Update...

Anonymous protestiert gegen australische Pläne für Internetfilter (Heise.de)
Nachdem das Project Freeweb der Internet-Bewegung Anonymous vorige Woche als Protest gegen geplante Internetfilter mit DDoS-Attacken mehrere Websites der australischen Regierung sowie des Parlaments angegriffen hat ("Operation Titstorm"), plant es nun Straßen-Aktionen in australischen Städten.[...]Anonymous sieht die Pläne des Ministers für Breitband, Kommunikation und Digitale Ökonomie, Stephen Conroy, als einen eindeutigen Fall von Zensur unter dem Deckmantel des Jugendschutzes an. Wenn die Internetfilter eingeführt würden, sei der Weg für weitere Zensur geöffnet. Zudem führe die Zensurtechnik zu einer deutlichen Verlangsamung der Internetanbindung.[...]Ein Anonymous-Vertreter rechtfertigte die Aktion in einem Interview damit, dass sie als Protestaktionen besser geeignet seien als das Unterschreiben von Petitionen. Wer sich mit dem Internet anlege, müsse auch mit einem Gegenschlag rechnen.
In der Sache stimme ich den Aktionisten 100% zu. In der Wahl der Mittel (DDoS-Attacken) jedoch nicht. Auf diese Weise kriminalisieren sie sich selber und liefern der Regierung Argumentationsmaterial mit dem die Regierung die Proteste als Angriffe krimineller Radikaler abtun können. Ich finde die Vorgehensweise ziemlich bedenklich. [smilie=thumbdown.gif]

Wichtiger wäre noch mehr öffentliche Aufklärungsarbeit seitens der Zensurgegner, um der Bevölkerung klar zu machen, dass es nicht etwa darum geht, die kriminellen Nutzer von Kinderpornographie vor dem Staat zu schützen oder ähnliches, sondern aufzuklären dass technische Zensur nicht die Wahl der Mittel sein kann, um kriminelles Material aus dem Netz zu bekommen. Zum einen wird damit die Quelle des kriminellen Gutes nicht beseitigt und zum anderen weckt das Vorhandensein technischer Zensurmechanismen schnell Begehrlichkeiten, um sich auch anderer unerwünschter Inhalte zu entledigen. Siehe China.

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Ruediger
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Re: Australien live

Post by Ruediger »

Ruediger wrote: Die Australische Regierung bleibt in Punkto Internet-Sperren unbeirrt auf Kurs...
Und die nächste Runde in der Fortsetzungsgeschichte "Internetfilter"...
US-Australia Tensions Rise Over Net Filter

"Tensions between the US Government and its counterpart in Australia appear to be rising over Australia's proposal to filter the internet for objectionable content. The US government has raised its concerns over what it sees as potential censorship directly with the Australian Government. However, last night, Australia's Communications Minister Stephen Conroy denied he had had any approach from US State Department Officials."
Gefunden auf Slashdot.

Daraus...
The Obama administration has questioned the Rudd Government’s plan to introduce an internet filter on the grounds that it runs contrary to stated US foreign policy of using an open internet to spread economic growth and global security.
und
Communications Minister Stephen Conroy has long faced opposition to the plan by internet freedom lobby groups, but the circle of critics has now dramatically widened. Google – currently involved in high-profile standoff with the Chinese government over censorship – and other major tech companies made their objections public last week and the intervention of the US government will increase the pressure on the minister.
Und hier wieder auch mein schwerwiegenster Einwand gegen die Filter:
Now I don’t doubt Conroy when he says it is aimed only at repugnant content. However there have been significant concerns raised by experts regarding the ease with which it can be bypassed and the accuracy of the filtering. And once the scheme is in place it always leaves open the possibility that it could be used to censor some political views.
Zum einen wird mit den Filtern das eigentliche Problem nicht behoben: Die illegalen Inhalte verbleiben im Netz und sind weiterhin von Millionen potentieller Nutzer abrufbar und die Betreiber solcher Seiten werden auch deshalb nicht davon abrücken, diese Seiten mit Inhalten zu füllen. Kurzum: den Opfern von Kinderpornographie-Ringen ist nicht im geringsten geholfen!
Zum anderen wird mit den Filtern eine Infrastruktur geschaffen, die nur allzu leicht für das Sperren anderer missliebiger Inhalte durch Regierungseinrichtungen missbraucht werden kann.

Die einzig sinnvolle Vorgehensweise hingegen wäre das Aufstellen strikterer und international einheitlicher Gesetze gegen Kinderpornographie unter Beteiligung möglichst vieler Staaten, sowie die Schaffung einer internationalen Meldestruktur mit der nationale Strafverfolger bei Aufdeckung strafbarer Handlungen die Strafverfolger in anderen Ländern einschalten können, um dort betriebene Seiten verlässlich und schnell schliessen zu können und deren Betreiber zur Rechenschaft ziehen zu können.
Dass die Umsetzung eines solchen Vorhabens schwer und aufwändig ist, steht außer Frage. Deshalb darf sich die Politik trotzdem keinen halbherzigen Schnellschüssen hingeben und in blinden Aktionismus verfallen. Ist erstmal eine halbherzige "Lösung" in Funktion gebracht, verschanzen sich die Macher nur allzu warscheinlich dahinter und werden es tunlichst vermeiden, das heisse Eisen noch einmal anfassen zu müssen.

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Markus
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Re: Australien live

Post by Markus »

Hallo,

schade, dass die Australische Regierung das Problem auch nicht verstanden hat.
Rüdiger wrote:Dass die Umsetzung eines solchen Vorhabens schwer und aufwändig ist, steht außer Frage. Deshalb darf sich die Politik trotzdem keinen halbherzigen Schnellschüssen hingeben und in blinden Aktionismus verfallen. Ist erstmal eine halbherzige "Lösung" in Funktion gebracht, verschanzen sich die Macher nur allzu warscheinlich dahinter und werden es tunlichst vermeiden, das heisse Eisen noch einmal anfassen zu müssen.
Wenn Politiker das Internet entdecken, muss alles danaben gehen. Das liegt wohl an der Natur der Politik. Das ist traurig. Eine dritte Chinesische Mauer benötigen wir nicht.

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Re: Internet Zensur

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Hallo,

es wird immer schlimmer:
gulli.com wrote:Chaos um australische Netzsperren-Pläne
Im Umfeld der australischen Netzsperren-Pläne herrscht offenbar das Chaos. Kommunikationsminister Stephen Conroy scheint vollkommen den Überblick über das Projekt verloren zu haben, wie durch den Leak eines internen Diskussionsforums ans Tageslicht kam.
Quelle: http://www.gulli.com/news/chaos-um-aust ... 2010-05-10

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Re: Internet Zensur

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Australien verschiebt Internetfilter auf 2011
Die australische Regierung hat ein Gesetzesvorhaben aufgeschoben, nach denen Internetprovider Webseiten mit kinderpornografischen oder zu Gewalt aufrufenden Inhalten blockieren sollen. Der für Breitband, Kommunikation und Digitale Ökonomie zuständige Minister Stephen Conroy hat erklärt, zunächst sollten die Richtlinien für die Blacklist der verbotenen Inhalte überprüft werden. Dazu sollen auch Experten aus den australischen Bundesstaaten und Territorien herangezogen werden. Laut einem Bericht der australischen Tageszeitung Sidney Morning Herald verzögere sich dadurch der Start des Internetfilters auf nächstes Jahr.
Gefunden auf: heise.de

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Galgenfrist? :roll:

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Re: Internet Zensur

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Hallo,

die wollen also zumindest das Hirn vorher einschalten.
Ist zumindest eine Geste des guten Willens.

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Re: Internet Zensur

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Markus wrote: die wollen also zumindest das Hirn vorher einschalten.
Vielleicht suchen sie auch nur verzweifelt den Einschalter? [smilie=boggl3y3dummy-ani.gif]

Politiker entschieden leider nur allzu oft aus dem Bauch heraus über wichtige Dinge von denen sie nicht die geringste Ahnung haben. [smilie=thumbdown.gif]

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