Gefahr für ein Weltkulturerbe, das keines ist

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ditido
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Gefahr für ein Weltkulturerbe, das keines ist

Post by ditido »

Gefahr für ein Weltkulturerbe, das keines ist
„Am Nachmittag fuhren wir zum Nord West Erdgas Zentrum. Ein beeindruckendes Unternehmen etwa 10 Kilometer nördlich von Dampier. Besucher sind hier ausdrücklich erwünscht und werden umfassend informiert. Bald nach Abbiegen zur Burrup Halbinsel kommt eine Mondlandschaft. Unheimlich sehen die roten, braunen und schwarzen Erdhügel aus. Im spärlichen Verkehr fahren gelbe und weiße große Fahrzeuge, in denen Männer mit roten oder gelben Helmen sitzen. Die unbefestigten Nebenstrassen verschwinden schon bald zwischen den Hügeln im Nirgendwo. Dorthin, wo über 10.000 Zeichnungen sein sollen, die von den Aborigines in Stein geritzt oder gemalt wurden. Die 88 Km² der Burrup Halbinsel werden als die beste unberührte Erholungsoase in WA bezeichnet. Aber nicht alle Gebiete sind betretbar. Die CALM (siehe Projekt Eden) wirkt auch hier intensiv für die Rettung einheimischer Arten. Umso verwunderlicher, dass dies in scheinbarer friedlicher Nachbarschaft zu einem der heute industriell wichtigsten Vorhaben Australiens geht. Unter Federführung der Woodside Petroleum Ltd. engagieren sich sechs internationale Großkonzerne in der Verwertung und Vermarktung des australischen Erdgases. Solche wirtschaftträchtigen Inlandsinvestitionen sind neben anderen Großprojekten wie die Eisenbahnverbindung Süd- Nord (The Ghan), wie der Hafenausbau von Darwin, wie der Bau neuer Strassen die Ursache des für uns Deutsche unglaublichen hohen Bruttoinlandsproduktes. Inwieweit die Ammoniakherstellung auf der Halbinsel eines Tages auch den Weltmarkt beeinflusst? Es muß abgewartet werden. Im Erdgas aber sind Lieferverträge von jährlich weit über 4 Millionen Tonnen Erdgas, bei einer Laufdauer von 15 Jahren, mit China, Japan und Süd Korea eine für alle Seiten wirtschaftliche Basis.
Dampier hat einen Tiefseehafen für den Eisenerztransport. Hier kommt das weltberühmte Hamersley Eisen der Pilbara- Region zur Verladung.“


Das ist der Bericht unseres Aufenthaltes auf der Burrup Halbinsel 2003. Doch die scheinbare und immer wieder betonte Eintracht zwischen der Rohstoff abbauenden Industrie und den Aboriginal People war wohl doch nicht so harmonisch.
Jetzt haben die Ureinwohner darauf hingewiesen, dass der rote Erzstaub die Felsgravuren beschädigt und zerstört. Und sie protestierten gegen den Bau einer neuen Anlage in Nähe der Felszeichnungen (Petroglyphen) bei der australischen Regierung in Canberra. Dieser Protest wurde abschlägig beschieden. Mehr noch. Ein neues Werk ist in Planung. Und die Forderung der Ureinwohner, das neue Werk an einer anderen geeigneten Stelle (40 Km südlich von Dampier) zu bauen, ist nach Meinung der Regierung von Western Australia „"keine leichte Option für die Investoren".
Schon beim Bau der ersten Anlage (in den 60er Jahren) wurden ganze Felsstücke mit Zeichnungen abgebrochen und auf einer Halde angeblich zwischengelagert. Dort verrotten sie aber heute noch.
So wird wohl ein Stück eigentlicher australischer Geschichte dem angeblichen Fortschritt geopfert werden. Und die Proteste der Ureinwohner verhallen……
Time cures all things

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