Sydney

Kultur & Co., Politik, Geschichte, Kontaktsuche etc.
User avatar
jumbuck
Hakea / Hakea spec.
Hakea / Hakea spec.
Posts: 4093
Joined: 27. June 2006 14:48
Location: Hamburg

Post by jumbuck »

@ditido:
So, jetzt bin ich aber auch auf die Antwort auf Frage 2 gespannt! :mrgreen:

User avatar
ditido
Fächerblume / Scaevola aemula
Fächerblume / Scaevola aemula
Posts: 2044
Joined: 19. October 2006 10:40
Location: Albersdorf
Contact:

Anwort auf die drei Sydneyfragen

Post by ditido »

Hallo jumbuck, da Du der Einzige bist, der sich für die Fragen interessiert, hier die Antworten:
Frage 1: Natürlich hattest Du Recht. Das älteste noch erhaltene Gebäude in Sydney steht gegenüber dem ultramodernen Überseehafen. Das kleines Backsteingebäude. „Cadmans Cottage“ wurde 1816 direkt am Wasser errichtet. Natürlich aus Sandstein. Bei der Besichtigung bestätigt der Blick in den ausgeschachteten Fußboden, wie die Fundamente direkt auf den Steinen des Felsens stehen. Zunächst diente es dem Wasserdienst und der Flotte. Seit 1827 wohnte hier John Cadman mit seiner Frau. Ursprünglich wegen Pferdediebstahl 1799 nach Australien deportiert brachte er es in 30 Jahren bis zum „Leitenden Steuermann und Aufsichtbeamten für Bootsfragen“ des Inlandsbootsverkehrs. In dem heutigen Museum sind die sicherlich ältesten Abwasserrohre des Kontinents zu besichtigen. Und es werden Informationen über Nationalparks und ein Wildlife Service gegeben.
Image

Image

Frage 2: Am 26. Januar 1788 landete Arthur Phillip mit seinen 11 Schiffen, First Fleet genannt, nicht wie vorgesehen in Botany Bay, sondern in Port Jackson. Es gibt über diese Entscheidung nur Vermutungen, aber keine schriftlichen Unterlagen. Auf den Schiffen befanden sich 1500 Menschen. Darunter 582 Verurteilte. Natürlich kannte Phillip die Berichte von Dampier und Cook über die Ureinwohner. Unter den Verurteilten gab es einen, dessen grausige Taten so abscheulich waren, dass ihm wohl auch Phillip alles andere als den Tod gewünscht hat. Dieser bärtige, unheimlich wirkende „Greg the robber“ wurde schon während der Überfahrt von allen gefürchtet. Er war für Phillip der rechte Mann, um das Land zu betreten. Würde er getötet? Auch nicht so schlecht. Wenn nicht? Auch gut! So ruderte eine Crew mit „Greg the robber“ ans Land und ließ den Verurteilten als Ersten das Land betreten. Warum der dort heimische Stamm der EORA die Weißen ungehindert an Land ließ, wird damit erklärt, dass sie die Weißen für die Geister von Verstorbenen hielten, die sowieso bald wieder gehen würden. Und Greg muß eine so Grauen erweckende Persönlichkeit gewesen sein, dass man auch ihn für einen Geist halten konnten.
Aber er lebte ohne Schwierigkeiten zu machen wie die anderen zunächst in Zelten oder Hütten aus Palmenblättern. Später bauten die Ankömmlinge Holzhütten, deren Bretter mit Lehm verschmiert wurden.

Frage 3:Auch hier war Deine Antwort richtig. Am 28. April 1770 landete James Cook mit seinem Schiff HMS Endeavour in der heutigen Botany Bay. Und am 30. April 1770 verstarb sein bewährter schottischer Bootsmann Forby Sutherland an den Folgen einer Tuberkulose. Er wurde am 2. Mai als erster Weißer auf australischen Boden beerdigt. Und somit unsterblich. Cook nannte zu seinem Gedenken den nahe dem Grab befindlichen Landvorsprung Point Sutherland. Nach ihm ist heute der Distrikt Sutherland benannt.
Das Grab befindet sich hinter einen kleinen Pinienwald, auf der anderen Rundwegseite gegenüber dem Solander Monument. Leider konnte ich unter meinen vielen Australienbildern das Grabfoto nicht finden. Bin mir aber sicher, die Aufnahme gemacht zu haben. Auf dem vorliegenden Foto liegt das Grab hinter dem Wäldchen. Dort hatte die Crew von Cook bei der Landung ein Wasserloch gefunden.
Image

ditido
Time cures all things

User avatar
Markus
Site Admin
Site Admin
Posts: 2743
Joined: 13. May 2003 20:35
Location: Wuppertal, Germany
Contact:

Re: Anwort auf die drei Sydneyfragen

Post by Markus »

Hallo ditido,

vielen Dank für Deine Erläuterungen!
ditido wrote:Hallo jumbuck, da Du der Einzige bist, der sich für die Fragen interessiert, hier die Antworten:
Ich bräuchte mal wieder richtigen Urlaub. Hätte gerne mitgemacht, aber mir macht leider allzu oft die Zeit einen Strich durch die Rechnung. Wer war es nur, der sich den ganzen Kram mit dem Raum-/Zeitkontinuum ausgedacht hat. Eine ulkige Idee. Gäbe es keine Zeit, hätten wir auch keinen Stress damit. :wink:

User avatar
ditido
Fächerblume / Scaevola aemula
Fächerblume / Scaevola aemula
Posts: 2044
Joined: 19. October 2006 10:40
Location: Albersdorf
Contact:

Post by ditido »

Hall Markus, wenn nach Einstein die Zeit relativ ist, dürfte auch der Stress nicht real sein. Die Menschheit scheint noch weit von der Einheit Theorie und Praxis entfernt zu sein.
ditido
Time cures all things

User avatar
ditido
Fächerblume / Scaevola aemula
Fächerblume / Scaevola aemula
Posts: 2044
Joined: 19. October 2006 10:40
Location: Albersdorf
Contact:

Im Royal Botanic Garden Sydney

Post by ditido »

Im Royal Botanic Garden Sydney

Jedes Mal, wenn wir in Sydney sind, verbringen wir einen ganzen Tag im Botanischen Garten. Durch die Häuserschluchten der George Street schlendern wir zum Circular Quai. Und schon hat uns die kosmopolitische Atmosphäre des Quais in seinen Bann gezogen. Vorbei an den Anlegestellen der Fähren, durch ein schon in der Frühe dichtes Menschengedränge, gehen wir in Richtung Opera House. Die Eisverkäufer machen bereits gute Geschäfte. Wie immer sind die Treppen zur Oper umlagert und ein willkommener Hintergrund für Fotoaufnahmen.
Image
Ein tolles Bild. Rechts die Oper, vor uns Sydney Cove mit dem Fährbetrieb, den vielen unterschiedlichen kleinen Segel- und Motorbooten und im Hintergrund „The Rocks“ und die Harbour Bridge, auf die unermüdlichen Brückenkletterer krabbeln und die Skyline. Jedes Mal ein Bild voller Faszination. Durch das große Eisentor betreten wir den Royal Botanic Garden. Dieser Spaziergang ist in Sydney mit Abstand unser Favorit. Die kleine „Rundfahrteisenbahn“, die Besucher durch den Park fährt, ist schon in Betrieb. Wir laufen den asphaltierten Spazierweg entlang der Ufermauer zu unseren Lieblingsplatz. Und schauen immer im Wechsel auf Farm Cove, wie die kleine Bucht genannt wird, und in den Park. Es ist schon eine reges Kommen und Gehen im Garten. Touristengruppen aller Nationen, Jogger, Spaziergänger, Picknickfreunde auf den Wegen..
Image
Dazu alle möglichen Boote im Wasser. An diesem Morgen läuft sogar die Nachbildung der Bounty, eine Segel Brigg aus. Natürlich haben wir auch diesmal Pech. Nahe unserem Lieblingsplatz hat die St. George Bank, wie jedes Jahr, eine große Leinwand ins Wasser gestellt. Die dazu gehörigen Sitze für das Open Air Kino sind rechts der Fleet Steps zur Mrs. Macquaries Road. Und links, wo wir sonst unseren Liegeplatz haben, stehen die Toiletten. Also wieder zurück in den Park, einen anderen Platz suchen. Uns das fällt in dieser Umgebung nicht schwer. Wir liegen auf der Wiese, lesen, lösen Kreuzworträtsel und schauen immer mal auf die Uferpromenade, um die bunte Vielfalt der frohen Menschen zu beobachten. Das ist eine Gegend, die zur Glückshormonproduktion anregt. Kaum mal einen Besucher mit ärgerlichen oder verkniffenen Gesicht. Sogar die Jogger laufen beschwingt und locker. Und ich könnte mich immer wieder über die Vielzahl der Modeinterpretationen amüsieren. Besonders über die bauchfreien Varianten der Mädchen oder Damen. Dick? Hängebauch? Schwanger am Ende der Zeit? No problem! Irgendwie schafft es jede, Haut zu präsentieren. Und sei es noch so unansehnlich. Der 1816 gegründete Park ist 29 Hektar groß. Und schmiegt sich vom Bennelong Point, wo heute das Opera Haus steht, um Palm Cove bis zu Lincoln Crs An diesem Tag fliegen auffallend viele Hubschrauber über den Park und Sydney. Zum Mittagsjogging, der zu Mrs. Macquaries Chair und zurück führt, kommen seit 2000 leider immer weniger Teilnehmer. Plötzlich hören wir laute Hallo- Rufe. Zwei junge Männer, bunt gekleidet, dazu ein Barett auf dem Kopf und einen mit farbigen Stoffstreifen versehenen Stab laufen lachend und singend über die Wiese. Hinter sich eine große schar lustig rufender Kinder. Einer der Beiden spielt beim Laufen etwas auf der Gitarre und zwinkert uns zu. Wir winken zurück. „Rabbits come on (Kaninchen, los kommt her)“ rief der andere. Und beide beginnen zu rennen. Ein Schrei geht durch die Kinderschar und wie die wilde Jagd stürmen sie hinterher. Nun weiß ich, wie das in Hameln beim Rattenfänger ablief. Ziemlich keuchend beschließen die nachfolgenden Eltern die lustige Prozession. Bald ist eine freie Fläche gefunden und alle lagern im Kreis. Nun ist Zeit sich die vielen Hochzeitspaare mit ihren Gästen, die zum Umtrunk oder aber nur zur Ehrentagfotografie hier erscheinen, zu beobachten. Mit viel Geduld platziert sich die gesamte Gesellschaft für das passende Foto in der Hitze des Vormittags in voller Montur. An der Ufermauer dreht das Fernsehen ein Interview mit drei Libanesen. Und wir können deutlich das Wort Cronulla hören. Schadensbegrenzung?
Image
Natürlich muß man beim ersten Besuch auch das Tropical Centre mit den beiden Glashäusern besichtigen. Doch das Blumen-, Pflanzen- und Baumangebot (7500 Bäume!) ist überall im Park faszinierend. Und dann die vielen Tieren, die hier eine Heimat fanden. Wohin nur schauen?
Sydney zu besuchen und nicht im Royal Botanic Garden zu spazieren? Das heißt nicht wirklich in Sydney gewesen zu sein!
Image
Es ist ein herrlicher, erquicklicher und ruhiger Vormittag, wie jedes Mal im Botanic Garden. Zurück zur Bushaltestelle am Circular Quay gehen wir natürlich an vielen Kleindarstellern, die sich hier ihre Kasse aufbessern vorüber. Sänger, Clowns, die beliebten Standpantomimen, aber auch Sammler für wohltätige Zwecke (?).
Kurz vor der Eisenbahnunterführung begegnet uns ein junger Mann, geschminkt und gekleidet wie Frankensteins Jonas, mit einem Chaplin Spazierstock. Gemessenen Schrittes geht er durch die Menschenmenge, genießt das Aufsehen und grüßt durch kurzes Tippen an die Schläfe, wie Old Surehand, sogar zurück. Recht zufrieden sind wir mit dem Bus nach Maroubra zurück gefahren. Von der Höhe der Stadt hatten wir, sogar während der Busfahrt einen phantastischen Blick auf den Strand und die Seebadatmosphäre des Vorortes. Bei dieser Fahrt erlebten wir wieder einmal die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Australier. Unser Busfahrer der Linie 396, ein fröhlicher und geduldiger Mann, hielt, wenn noch jemand verspätet kam. Nahm sich Zeit, wenn es Problem mit der Wechselkasse gab, half, als ein Gehbehinderter nicht aus dem Bus kam, erklärte einem Touristen die richtige Route, war trotzdem pünktlich und verabschiedete uns am Badestrand von Maroubra mit einem freundlichen Gruß.
Aus „Und immer weiter zur Sonne“
http://www.ditido.de
Time cures all things

User avatar
ditido
Fächerblume / Scaevola aemula
Fächerblume / Scaevola aemula
Posts: 2044
Joined: 19. October 2006 10:40
Location: Albersdorf
Contact:

Gowings- der Niedergang einer Ikone von Sydney

Post by ditido »

Gowings- der Niedergang einer Ikone von Sydney

“Gone to Gowings” das war seit 1868, also für 168 Jahre, ein geflügeltes Wort der Sydneysider. Die Firma wurde 1920 eine öffentliche Company, die 1929 das „Gowings Department Store“ baute. Eigentlich schon eine Sydneyer Ikone.
Gowings, der Store an der Ecke Market Street und George Street, gegründet von John Ellis Gowings, war schon 1868 bald der Inbegriff für Männerbekleidung. John Ellis Gowings hatte mit einem einfachen und einleuchtenden Konzept Erfolg. Der anfangs kleine Laden fand seine Marktlücke bei Freizeitbekleidung, Campingausrüstung und sonstigem Schnickschnack (nach Meinung der Company).
Image
Und der besondere Verdienst von Gowings war von Anfang an, dass er die Handelsmarke „Made of Australia“ engagiert auf dem Markt vertrat. Der Gründer trat zum Beispiel als ein konsequenter Verfechter der Naturfaser für Kleidung auf. Das gefiel den Australiern sehr.
Und im Neubau 1920, den Preston Lancaster Gowings, ein Sohn des Gründers, als Kapitalanlage und Einzelhandelszentrum bauen ließ, blieb der Verkaufserfolg über viele Jahre erhalten.
Es gab dort vieles unter einem Dach. Kleidung, Bücher, moderne Surfausrüstung, die weichsten Baumwolle Pyjamas, alle möglichen Seifen, Socken, Campingausrüstungen, Geschenke aller Art und jedes Genre und vieles andere mehr. Von Haarschnitt über Schnurbartwichse bis zur ausgefallenen Männerhose. Gowings hatte es im Angebot.
Image
„Wenn Du müde wirst beim Betrachten der Waren, wirf einen Blick auf all die, die um Dich herum einkaufen. Männer!!! Männer!! Männer!! Einer kräftiger und anziehender als der nächste. Es lohnt sich. Dieses Kaufhaus für Männer “ Das schrieb Evelyn Hannon vor Jahren in einer Tageszeitschrift
Das stabile Unternehmen hatte die Wirtschaftskrise von 1890 und die große Depression überstanden. Auch die geschäftsschädigenden Fahrplanänderungen der Railway, die das Sonntagsgeschäft erheblich beeinträchtigten, konnte man ausgleichen. Immer auf der Hut, immer den neuen Trend der Herrenmode folgend blieb Gowings über Jahre das, was der Volksmund über den Kaufhausgiganten sagte: „Keiner wird gebeten zu kaufen!“ Und ich kann dazu ergänzen: „Aber fast alle taten es!“ Zwei Weltkriege hatte Gowings überlebt, ohne einen Image Verlust.
Image
Und Gowings expandierte. In vier verschiedenen Stadtteilen von Sydney wurden Niederlassungen eröffnet. Es war die Zeit, wo Gowings unter den „Flagschiffen“ der Einkaufszentren Sydneys eindeutig die Nummer 1 war. War diese Expansion ein Fehler? Der Anfang vom Ende?
Denn das Geschäft in den Außenstellen lief nicht, und brachte Verluste. Die vorher erstellten demographischen Prognosen verwirklichten sich nicht. Nunmehr ungünstige Mietverträge mit zum Teil 15 Jahren Laufzeit verhinderten das Schließen der Filialen. Und die Träume, Niederlassungen in Melbourne und Brisbane zu gründen, wurde aufgegeben.
Dazu kamen die verzweifelten, aber zunächst erfolgversprechenden Versuche, an der Börse die Verluste auszugleichen. Auch wahrscheinlich eine Fehlentscheidung.
Als 1989 der Urenkel der Gründers, John Gowings, die Leitung des Unternehmens übernahm wankte der Riese schon.
Die Billigprodukte aus China, ein nicht mehr ausgewogenes Angebot, zuviel Schnick Schnack, von Gummienten bis zu Fußmassagegeräten, ein Rückgang des Tourismus, die Discountverkäufe der Konkurrenz brachten Gowings in die roten Zahlen. Und der Umsatzrückgang in den Filialen tat sein Übriges.
Außerdem wirkte sich der; wie beim Börsengang; vorübergehend lohnende „Ausflug“ in den Schnick Schnack Verkauf negativ auf das Image des führenden Herrenausstatters aus. Mit der Folge, dass am Ende des Geschäftsjahres 2001 ein Verlust von 1,7 Millionen $ stand.
Aber bis dahin war noch ein kurzer, langer Weg im unaufhörlichen Niedergang. So kam es noch einmal in 90er Jahren zu dem bekannten vorübergehendes Hoch.
Doch im November 2005, nach drei Jahren ununterbrochener Verluste, übernahm ein Insolvenzverwalter die Geschäftleitung. Die Versuche, den ehemaligen Marktriesen zu verkaufen, blieben erfolglos. So schloss am 29. Januar 2006 um 7.23 p.m. das Kaufhaus Gowings in der George Street für immer die Pforten. 190 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz und 300 Gläubiger warteten auf die Rückzahlung von insgesamt 4,5 Millionen Dollar.
Image
Es ist ein Glückumstand, dass man wenigstens nach langen Bemühungen „Supre“ als Pächter gefunden hat. So bleibt ein kleines Stück Sydneyer Nostalgie erhalten.
Über die Ursache der schleichenden Insolvenz des einstigen Giganten wird noch heute in allen mögliche Schattierungen analysiert, spekuliert und phantasiert.
Doch wie schrieb eine treue Kundin von Gowings 2006 traurig in einem Leserbrief an einer Sydneyer Zeitung? „Man kann tun was man will. Auch mit Geld. Aber den Fortschritt kann man leider nicht aufhalten.“
Good Bye Gowings!
Last edited by ditido on 26. September 2007 08:53, edited 1 time in total.
Time cures all things

User avatar
ditido
Fächerblume / Scaevola aemula
Fächerblume / Scaevola aemula
Posts: 2044
Joined: 19. October 2006 10:40
Location: Albersdorf
Contact:

The Coathanger

Post by ditido »

The Coathanger von Sydney

Bis in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts blieb in Sydney die nördliche Seite der Port Jackson sehr dünn besiedelt. Und eine Fahrt nach den Norden war ziemlich umständlich, obwohl es einen Fährbetrieb gab.
Schon 1815 fand Francis Greenway den Zustand ziemlich unhaltbar. Und er schlug den Bau einer Brücke von nördlichen zum südlichen Ufer über den Hafen vor. Eben ein Harbour Bridge. So entfachte er eine über 80 Jahre anhaltende Diskussion. Bald stand der Fakt der Notwendigkeit nicht mehr in Frage. Aber! Wie sollte die Brücke aussehen. Die 1900 ins Leben gerufene Expertenkommission passte der trägen Administration so recht, da man sich nicht einigen konnte. Und der 1. Weltkrieg verschob die Thematik erneut.
Doch dann nach dem Krieg war die Zeit reif. Ernsthafte Brückenformen wurden diskutiert und man entschied sich für den Vorschlag von Dr. Bradfield und den Mitarbeitern des Department Public Works der NSW Regierung. Es sollte eine Bogenbrücke werden, damit die Frachtschiffe weiterhin ungehindert in den Hafen gelangen konnten. Darauf erfolgte nach weltweiter Ausschreibung der Vertrag zwischen der Regierung von NSW und der renommierten englischen Firma Dorman & Co aus Middlesbrough. Die steuerten das Projekt und hatten die Bauaufsicht. Doch die meisten Materialzulieferungen und die Bauausführung oblagen den Australiern. Darauf bestand die Regierung, das forderten die Verantwortlichen der Eisenbahn und der Schifffahrt. So wurde 22 Jahr nach Gründung der Federation dieser Brückenbau auch ein Fanal der Souveränität von Australia. Der Bau begann 1923. Und alle damals berichteten Reporte waren sich einig in der Schlussfolgerung: „Mit Beginn des Baus war die Stadt nicht mehr die alte“. Viele Häuser in The Rocks mussten weichen, 800 Familien verloren ihre Unterkunft und zogen weg. Ohne je eine Entschädigung zu erhalten. Bergmassive wurde durchschnitten. Und die Infrastruktur der Stadt veränderte sich. Aber die Sydneysider standen hinter dem Bau. Sie wussten um die Vorteile für die Stadt nach der Fertigstellung.
39 Tausend Tonnen aus Eisen und Steinen brauchte man allein für das massive Monument. Und der Granit für die vier Pylonen kam aus Moruya, von der Südküste von NSW. Sechs Millionen Nieten, die 3500 Tonnen wiegen, wurden verwendet. Zum Schluss zählt man 53 Tausend Tonnen Stahl, die verbaut wurden. Dieser Brückenbau gab 1400 Männern auf Jahre Arbeit. Und „nur“ 16 tödliche Unfälle gab es während der Bauzeit. Auch als die große Depression (1930) überall Arbeitslosigkeit und Not bedingten, der Brückenbau ging weiter. Damals entstand ein weiterer Nick Name für die Brücke „Die eiserne Lunge“. Trotz zahlreicher politischer Plänkeleien um die Brücke, der Bau wurde vollendet und kostete zum Schluss die phantastischen Summe von 4,2 Millionen Pfund Sterling.
So „versuchte“ am 19. März 1932 der PM Jack Lang, das Band zur Freigabe der Brücke zu zerschneiden. Es blieb beim Versuch! Australia hat der Welt eben immer was Besonders zu bieten. Captain Francis de Groot, ein Mitglied des rechten Flügels der New Guard, kam in Offiziersuniform mit blank gezogenem Säbel auf die Brücke geritten und durchtrenne das Band „in the name of the decent and respectable people of NSW“. (Im Namen der anständigen und ehrbaren Menschen von NSW). Nach seiner Meinung hätte das Recht der Banddurchtrennung nur einem Mitglied der königlichen Familie zugestanden. Er wurde sofort verhaftet und abgeführt. Entgegen mancher Darstellungen hat PM Lang die Zeremonie wiederholt und das Band zerschnitten.
Image
The Coathanger (Kleiderbügel) von Sydney ist zweifelsohne eine Ikone. Es ist die größte, aber „leider“ nicht die längste Stahlbogenbrücke der Welt. Es ist eines der bekanntesten und meist fotografierten Wahrzeichen von Sydney. Und als Touristenmagnet eben eine Ikone.
Heute verfügt die Brücke über acht Straßenwege und zwei Eisenbahntrassen. Die ursprünglich auch vorhandenen zwei Straßenbahnverbindungen wurden 1950 zu Autostraßen umgewandelt.
Täglich überqueren heute 160 Tausend Autos, hunderte von Zügen, ungezählte Spaziergänger, Radfahrer und Jogger die Brücke.
Brücken Climbing war früher nur den Wartungsarbeitern erlaubt. Die zahlreichen tollkühnen Sprünge von Angetrunkenen oder Selbstmördern führte zum Bau eines Sicherheitszaunes. Seit 1998 gibt es Führungen, bei denen der Besucher den134 Meter hohen Gipfel erreichen kann.
Bis 2006 waren ungefähr zwei Millionen Menschen da oben.
The Harbour Bridge ist Australiens berühmteste Toll Road. Die Gebühr beträgt normalerweise 3 Dollar. An bestimmten Fest- und Feiertage ist das Befahren kostenlos.
Der Name der „Bridge Street“ hat übrigens nichts mit der Harbour Bridge zu tun.
Time cures all things

User avatar
ditido
Fächerblume / Scaevola aemula
Fächerblume / Scaevola aemula
Posts: 2044
Joined: 19. October 2006 10:40
Location: Albersdorf
Contact:

The Archibald Fountain

Post by ditido »

The Archibald Fountain
Jeder Sydneysider kennt den Archibald Springbrunnen im Hyde Park. Aber nur ein Mal, und auch noch in Tasmanien, konnte eine Mitarbeiterin der University of Sydney meine Frage, wer denn dieser Archibald war, richtig beantworten.
Image
Der Hyde Park ist zweifelsohne der zentrale Park in Sydney. Seine Anlage geht auf Anregungen des damaligen Gouverneurs Lachlan Macquarie zurück. Oder sollte ich besser schreiben, dass er von seiner Ehefrau dazu angeregt wurde? Immerhin versuchten die Macquaries so ein Stück Londoner Flair nach Sydney zu bringen.
Allerdings gab es diese Grünfläche schon seit 1792. Ursprünglich ein Rennkurs, später ein Kricketplatz und dann ein Ort zum Rasten und Erholen.
Heute liegt der Park im Zentrum von Sydney CBD (Central Business District). Und er wird von den Angestellten der umliegenden Geschäfte oder Behörden gern als Aufenthaltsort zur Mittagspause genutzt. Zu dieser Stunde ist dann kaum eine Bank im Park mit seinen 580 Bäumen frei.
Als 1810 der Gouverneur den Park eröffnete lag dieser an der östlichen Seite einer Trennlinie zwischen der eigentlichen Ansiedlung Sydney und dem Gefangenlager, von denen die Hyde Park Barracks noch dort stehen. Heute wird die große grüne Fläche mit einigen lauschigen Plätzen, der beeindruckenden schnurgeraden „Avenue of Fig Trees“, zwischen Elizabeth und College Street, durch die Park Street in zwei unterschiedlich große Hälften geteilt. Im südlichen Teil befindet sich das ANZAC War Memorial, ein Denkmal für die Helden des 1. Weltkrieges, mit dem Pool of Remembrance. Und in der nördlichen Hälfte sieht man schon von Weiten die wunderschöne Archibald Fountain, deren Wasser sich wie ein Fächer um die Mittelfigur ergießen. Noch etwas weiter nördlich, schon am Parkrand, wird von nicht wenigen Sydneysiedern auch die St. James Kathedrale ebenfalls als ein Teil des Hyde Parks betrachtet.
Der Brunnen, ein Bronze- und Granit Monument, wurde 1932 von einem verdienstvollen Einwohner Sydneys, von J.F. Archibald, der Stadt geschenkt. Der berühmte französische Bildhauer Francois Sicard schuf die Skulptur des Gottes Apoll und der anderen mythologischen Figuren des antiken Griechenlandes. An der Basis der Nord-Ost Ecke der Figur ist in sehr kleiner Schrift auch die Bedeutung der Figuren erklärt.
Archibald wollte damit an die Freundschaft zwischen Frankreich und Australien erinnern, die sich besonders im gemeinsamen Kampf im ersten Weltkrieg bewährte.
Dieser J.F. Archibald wurde am 14. Januar 1856 in Kildare (heute Geelong Victoria) als John Feltham Archibald geboren. Er war seit seiner Kindheit ein fanatischer Frankreich- Verehrer, ein „confessed Francophile (erklärter Frankreichliebhaber)“. Das ging so weit, dass er seien Namen änderte und sich Jules Francois Archibald nannte. Dazu trug er einen gepflegten, aber typisch französischen Bart. Er war Journalist, Verleger und Mitherausgeber einer damals sehr bekannten Wochenzeitschrift „The Bulletin“. Eine Zeitung, die junge, weltoffene Australier ermutigte zu schreiben. Später berühmte Australier wie „Banjo“ Paterson oder sogar der große Henry Lawson starteten hier ihre literarische Karriere, gefördert von JF Archibald.
Image
Archibald starb am 10. September 1919 in Sydney. Und in seinem Vermächtnis hatte er verfügt, dass Mittel für den Bau eines Erinnerungsbrunnens im Hyde Park bereit wären, wenn dieser Brunnen von einem französischen Bildhauer geschaffen wird. Des Weiteren hat er Mittel für einen jährlich zu vergebenden Archibald Preis gespendet. Dadurch sollten jedes Jahr die beste Portrait- Malerei oder Fotographie ausgezeichnet werden. Diese jährliche Preisvergabe erfolgt unter Federführung der Art Gallery of NSW und ist mittlerweile der prestigevollste Kunstpreis Australiens.
Time cures all things

User avatar
ditido
Fächerblume / Scaevola aemula
Fächerblume / Scaevola aemula
Posts: 2044
Joined: 19. October 2006 10:40
Location: Albersdorf
Contact:

Die Treppen von Sydney

Post by ditido »

Die Treppen von Sydney

Viele Metropolen vermarkten die zum Teil romantischen oder historischen städtischen Treppen touristisch. Im eigentlich touristisch merkantil eingestellten Australien verwundert es, wenn in der Weltmetropole Sydney zum Beispiel über bestimmte romantische, historischen oder aber nur fotogene Treppen kaum gesprochen wird.
Natürlich wimmelt es in The Rocke nur so von Treppen. Da wären Pottinger Street-, Cumberland-, Globe Street-, Bethel- und Wharf- Steps. Dazu Argyle-, Bridge- und Mission Stairs. Sicher habe ich da noch welche vergessen. Doch nur bei den Hickson Steps in The Rocks und bei den Fleet Steps im Royal Botanic Garden haben wir schon Filmteams und Modefotografen getroffen, die das Flair der historischen Treppe als gelungenes Ambiente nutzten.
Ganz selten hört oder liest man aber über drei Treppen, die eine erhebliche Streckenverkürzung zwischen dem Stadtteil Woolloomooloo, unten an der Woolloomooloo Bay, und dem hoch gelegenen Stadtteilen Pott Points bzw. King Cross darstellen. So kann man allmählich von den Woolloomooloo Hills über Forbes Street, vorbei am Playground über die Hill Stairs zur Brougham Street kommen. Auf der man erreicht man dann nach einigen weiteren ansteigenden Metern über die Butlers Stairs die William Street, die weiter südlich mit der Darlinghurst Road und der Victoria Street die berühmte Kreuzung „The Cross“ bildet. The Cross hieß ursprünglich (1897) Queens Cross und wurde 1905 in Kings Cross umgeändert.
Die Victoria Street kann man aber von „The Loo“ auch noch auf zwei anderen Treppen erreichen. Da wäre zum einem Horderns Stairs, die zum Horderns Place und von dort zur Williams Street führen. Und zum anderen McElhone Stairs. Die wohl interessantste Treppe in Sydney hätte ich schon längst in Himmelsleiter umgetauft. Angeblich sollen Zeichen mit weiß gekleideten Matrosen ab der Victoria Street zu den Treppen führen. Die sind mit nicht aufgefallen. Wahrscheinlich habe ich sie für Wegweiser zu den Freudenhäusern in der Darlinghurst Street gehalten und nicht beachtet.
Die McElhone Stairs habe ich 1994, als wir in Potts Point wohnten, zufällig am Abend beim Joggen entdeckt. Eigentlich reizte mich mehr der kleine Embarkation Park, oberhalb des Defence Force Parkhauses, neben dem Vincent College und der Treppe als idealer Gymnastik Platz.
Und nach Suchen fand ich am Abend im Hotel auf der Karte die McElhone Stairs, die hinunter zur Cooper Wharf Road führen. Von wo man bequem und schnell The Domain und The Royal Botanic Garden erreicht.
Um 1870 wurde die Treppe aus Steinen erbaut und löste eine bis dahin fast unglaubliche Notlösung ab. Bis zum Berg führte ein Holzplankenweg, und dann kam zum Schluss steil hinauf eine Holzleiter!! Fast nicht zu glauben.
Image
Es sollen 120 Stufen sein. Ich habe zwei Mal 121 gezählt. Bei anderen Autoren habe ich auch Angaben mit 122 oder 112 Stufen gefunden. Sei es wie es sei. Der Beschreibung in einer Sydney Information ist nichts hinzuzufügen:
“These wonderful old stone stairs near Challis Ave connect Kings Cross and Potts Point with Woolloomooloo. The trip from Kings Cross is downhill and infinitely easier on the legs and lungs than the one from Woolloomooloo.”
Der Name der Treppe geht sicherlich auf John McElhone zurück. Der Sohn eines irischen Einwanderers und Siedlers (1833 bis 1898) war in Sydney als Großhändler und Politiker für East-Sydney tätig. Unvergessen ist er auch wegen seines Händels mit einem politischen Gegner, den er 1888 im Raucherzimmer des Parlaments in einem Boxkampf besiegte. Das war sein feuriges irisches Erbgut. Die Brücke bedingte in Sydney wegen der Steilheit nicht nur eine Trennung zwischen gesunden Menschen, die da rauf konnten und Gehschwachen.
Image

Sie war auch eine soziale Barriere zwischen den reichen Bewohnern Potts Points und der ärmeren Schicht aus „The Loo“. Davon handelte auch der Filmklassiker „The Kid Stakes“ (1920), der von einem reichen Jungen aus Potts Point und seiner armen Kusine aus „The Loo“ erzählt.
Ziemlich berühmt wurde die McElhone Stairs ab 1944 als Sali Herman für sein Gemälde der Treppe den Wynne Prize gewann.
Image
„Denk immer dran“ pflege ich zu meiner Frau zu sagen, wenn ihr ein Spaziergang zu schwer erscheint. „Du hast die 121 steilen Stufen der McElhone Treppe mit nur einer Pause geschafft!“
Obwohl der Name McElhone Stairs bei der Neubenennung vieler Strasse und Plätze in Potts Point als Erster erhalten blieb. Er steht auf vielen Karten gar nicht oder so klein, dass man eine Lupe braucht.
http://www.ditido.de
Time cures all things

User avatar
ditido
Fächerblume / Scaevola aemula
Fächerblume / Scaevola aemula
Posts: 2044
Joined: 19. October 2006 10:40
Location: Albersdorf
Contact:

Tranby

Post by ditido »

Das "unbekannte"Tranby

Viele Touristen, die nach Australien kommen, interessieren sich sehr für das Leben und das Schicksal der Ureinwohner. Aber das Interesse ist nur oberflächlich, vielleicht noch von Mitleid geprägt. Kaum einer macht sich die Mühe, die historischen Zusammenhänge, an deren Anfang zweifelsohne eine völkerrechtliche Gräueltat der britischen Besatzer steht, genauer zu ergründen, um so die Ablehnung der Ureinwohner durch über 85% der Australier zu verstehen. Diese Ablehnung beinhaltet die Wut des australischen Steuerzahlers, angebliche Nutznießer des Müßigganges, arbeitsscheue Bewohner des roten Kontinents, Alkoholiker usw. auf Steuerkosten weiterhin „durchzufüttern“.
“Es sind seit 1788 nunmehr 219 Jahre vergangen. Diese Zeit hätte gereicht, sich dem neuen Leben anzupassen! Nun ist Schluss“ meinen viele Australier und unterstützen die Politik der Regierung gegen die Ureinwohner, um zunächst im Northern Territory wegen des Kinder- und Alkoholmissbrauchs durchzugreifen.
Dabei richtet sich die Ablehnung der weißen Bevölkerung nicht gegen das Aboriginal People allgemein. Diejenigen, die am normalen gesellschaftlichen Leben teilnehmen, die alle vielfältigen Angebote zur Weiterbildung und Qualifizierung nutzen, sind auch anerkannte Mitglieder der Gesellschaft. Hier möchte ich besonders die Bildungseinrichtung TAFE erwähnen, an der auch viele Ureinwohner das Rüstzeug für eine gediegene Berufsausbildung erhielten.
Glebe ist ein nicht so bekannter Stadtteil von Sydney. Der Name kommt vom lateinischen „gleba“, was Scholle, Acker oder ein Stückchen Land bedeutet. Land., das 1789 von Gov. Phillip der Anglikanischen Kirche übergeben wurde. Ursprünglich ein Arbeiterbezirk kam es im frühen 20. Jahrhundert zur Gentrification: Die sozial schwächeren Gruppen verschwanden zugunsten sozial stärkere Einwohnerschichen. Das sieht man deutlich am Stil der Häuser in der Nähe der City und der Universität.
Auf dem Höhepunkt dieses Profilwandels wurde ein 1840 erbautes Gebäude die Heimstadt des „Aboriginal Cooperative College“. Das ehemalige Wohnheim für Erwachsene Aboriginal, die an der Weiterbildung der TAFE teilnahmen, verwandelte sich 1958 zum mittlerweile ältesten Aboriginal Ausbildungszentrum in Australien.
Der Reverend John Hope schenkte der Kooperative der Ureinwohner 1957 das Häuschen Nummer 13 in der Mansfield Street, das man nach einem Schiff, auf dem 1829 Methodisten nach Australien kamen, Tranby nannte.
Image
Ohne zu ahnen, dass sich hier unter der Leitung des in Missionsfragen erfahrenen Geistlichen Alf Clint stufenweise die erste Hochschule für Ureinwohner durch Intensivierung und Spezialisierung der Ausbildung und durch räumliche Erweiterung des ursprüngliche kleinen Gebäudes entwickelte. In Tranby studieren heute 150 Aboriginal Studenten, die ihr Studium mit einem staatlich anerkannten Diplom (VETAB) beenden können. Und es wird eine enge Zusammenarbeit zur Technischen Fakultät der University of Sydney gepflegt.
Es gibt Ausbildungskurse zur Aboriginal Geschichte und Kultur, Entwicklungshilfe und zur Befähigung für das Aboriginal People mit legalen Mitteln gegenüber den staatlichen Stellen einzutreten.
So verwirklicht Tranby den Traum des Gründers Alf Clint, der schon immer meinte, es ist besser für das Aboriginal People, wenn sie selbst, und nicht die Missionen oder die Regierung, die Plantagen oder die Viehstationen besitzen. Für deren Betreibung braucht man aber Kooperationen untereinander. Und die können ihr diplomiertes Rüstzeug in Tranby erhalten.
So entstanden mit rühriger Hilfe von Tranby Tochtergesellschaften, wie Blackbooks, The Aboriginal Development Unit und The Aboriginal Homeless Persons Hostel.
Das ist nach Meinung vieler Australier der einzig richtige Weg für die Ureinwohner, sich in die australische Gesellschaft zu integrieren.
So gesehen kommt Tranby eine unerhört große Rolle bei diesem Prozess zu.
http://www.ditido.de
Time cures all things

User avatar
ditido
Fächerblume / Scaevola aemula
Fächerblume / Scaevola aemula
Posts: 2044
Joined: 19. October 2006 10:40
Location: Albersdorf
Contact:

Fort Denison

Post by ditido »

Fort Denison
Es würde etwas fehlen, wenn man beim Blick vom Farm Cove Uferbereich auf Port Jackson, dem Naturhafen von Sydney, diese kleine Insel mit dem Fort nicht mehr sehen würde. Ein „Inselchen“, deren Felsen einst 25 Meter (andere Quellen geben nur 15 Meter an) aus dem Wasser ragten. Die Ur-einwohner nannten die Insel Mat-te-wan-ye oder auch Muddawahnyuhs, was Felsinsel bedeutet. Schon 1788, die First Fleet war gerade gelandete, nutzte die britischen Kolonialmacht die Felsinsel als besondere Sträflingsunterbringung. Es ist aber nicht bekannt, ob die damaligen Erfahrungen später beim Bau von Sarah Island in Tasmanien genutzt wurden.
Der „erste Bewohner“ des Steinarrestes war ein Kuchendieb, der, als „gefährlicher Straftäter“ einge-stuft, auf die Insel gebracht wurde. Und bald kamen auch weiter nicht besserungswillige und angeblich gefährliche Gefangene dazu. In den provisorischen Unterkünften fristeten sie ihr Dasein. So bekam die Gefangeninsel bald einen weiteren Namen. „Pinchgut“ wurde sie unter den Sträflingen und auch bei den weißen Siedlern nunmehr genannt. Man kann den Begriff mit „ Den Magen zusammenschnüren“ übersetzten. Wegen der sehr geringen täglichen Rationen, bestehend aus Brot und Wasser, verhunger-ten nicht wenige der Gefangenen.
Die nächste unrühmliche überlieferte Erwähnung der Insel war 1796. Man ließ den Leichnam des gehängten Mörders Francis Morgan zur Abschreckung und auch als Warnung für neu ankommende Sträflinge drei Tage „in der Luft baumeln“.
In den frühen Jahren des 19. Jahrhunderts trug man die Insel fast völlig ab. Es wurde Sandsteine benö-tigt, um Circular Quay zu bauen. Und 1839 kamen denn ersten Pläne zum Bau einer Verteidigungsan-lage auf der Felseninsel, zum Schutz des Hafens vor Feinden, ins Gespräch. Dies tat man dann auch während des Krimkrieges (1854 bis 1856). Aber das heutige Fort wurde erst 1857 errichtet und erhielt den Namen Fort Denison, nach dem damaligen Gouverneur von NSW Sir William Denison. Eine Be-sonderheit war die Errichtung eines damals im Empire sehr beliebten Martello Tower, das sind kleine turmartige Befestigungen, auf dessen Spitze seit 1913 ein Leuchtfeuer blinkt.
Image
24 Soldaten und ein Offizier wurden in dem Fort einquartiert. Und in den ehemaligen Zellen lagerte das Schießpulver. So waren Stadt und Hafen geschützt durch die Forts Macquarie und Phillip, sowie durch das Fort Denison auf Pinchgut, mehreren Batterien und ein gegen Nordosten an der Gegenküste auf Bradley- Head gelegenes Fort. Und als die befürchtete russische Invasion nicht erfolgte wurden 1870 die dort stationierten Soldaten wieder abgezogen
Geblieben ist die lauteste Uhr des Hafens! Seit 1906 feuert eine Kanone jeden Tag 13.00 Uhr einen Schuss ab, der für die Menschen der Stadt und die Schiffer eine verlässliche Zeitkontrolle ist. Gleich-zeitig fällt zu dieser Zeit auf der Signalstation am Observatorium ein goldener Ball nach unten.
Nur kurzzeitig, während des 2. Weltkrieges, wurde der Mittagsschuss ausgesetzt, um die Sydneysider nicht unnötig zu ängstigen.
Seit 1930 wird Fort Denison von einem Angestellten verwaltet, der die seit 1800 durchgeführten Auf-zeichnungen des Gezeitenwechsels fortführt.
Heute ist die Insel ein Teil von Sydney Harbour National Parks und ein beliebter Ort zum Heiraten für Sydneyliebhaber, aber auch für Touristen und Tagesausflügler. Besucher können sich an einem Kano-nenmuseum, einem Glockenturm, einem funktionierenden Gezeitenmessgerät, einer wunderschönen Aussicht und auch einem Cafe erfreuen, in dem man gut frühstücken kann.
Time cures all things

Post Reply