Wiedersehen mit dem roten Zentrum
Um den Ayers Rock oder besser, da der ursprünglich Name der Aborigines wieder langsam offiziell wird, den Uluru (sprich oo- loo- roo) wieder zu sehen, hatten wir die Flugreise von Perth gebucht. Uluru, das heißt „schattiger Platz“. Die Übersetzung mit „Wasserloch“ ist wohl ziemlich frei gewählt. Unser erster Besuch war 1997. Ziemlich unvorbereitet ließen wir die Eindrücke vorüber rauschen. Und waren im Nachhinein auch etwas enttäuscht, dass man so sehr von den Bussen abhängig war, dass die Hitze nach kurzer Zeit jegliche Aktivität lähmte. Das sollte diesmal besser werden. Wir hatten uns vorher belesen und für die sieben Tage Aufenthalt einen Wagen gemietet.
Am Abflugmorgen herrschte bei den Damen in der Rezeption des Maracoonda Hotels in Perth schlechte Stimmung, vielleicht auch Streit untereinander. Die Luft „stand“ im Raum. Immerhin bekamen wir dann doch einen Wagen zum Flughafen. Nach einem schnellen und unproblematischen Flug landeten wir in Ayers Rock. Der Flughafen erschien mir etwas geräumiger als 1997. Wie schon beim letzten Mal erfreute uns ein überaus warmes Wetter. Den jungen Mann mit dem Surfbrett habe ich später im Resort gefragt. Das Brett braucht er erst in Cairns, seiner nächsten Station. Ein Sandsurfing hatte er nicht geplant. „Not a bad idea“ lachte er. Beim letzten Besuch fuhren wir mit Kleinbussen in den Ort. Diesmal waren es klimatisierte Reisebusse. Auch den Trick mit den Koffern habe ich herausbekommen. Jahrelang war mir unklar, woher die bei der Fülle der Ankommenden wussten, welcher Koffer zu welchem Hotel gehörte. Alles eine Frage der Zuordnung beim Verladen.
Der Architekt Philip Cox eröffnete 1982, gleich nach der Zementierung dieser 99 jährigen gemeinsamen Verwaltung des NP, das Ayers Rock Resort. Ein Millionenobjekt. Eine Stadt. Mittlerweile die drittgrößte im Northern Territory. Bis zu 400.000 Besucher kommen jedes Jahr in die am besten frequentierte Unterkunft Australiens. Tendenz steigend. Deshalb ergeht immer wieder die Aufforderung, niemals ohne vorherige Buchung ins rote Zentrum zu fahren. Fünf Hotels zwischen 3 und 5 Sternen und ein großer Camping Platz stehen zur Verfügung. Ein Einkaufzentrum, ein Schwimmbecken, ein sehr exklusives Veranstaltungsgebäude mit Amphitheater und die notwendigen Wirtschaftsbereiche bieten jeden gewünschten Komfort. Hinter dem Campground und dem Outback Pioneer Hotel beginnt die zweite Seite der kleinen Stadt. Die Unterkünfte für die Anwohner, Schule, Sportstätten und ein für deutsche Verhältnisse phantastisches Recreation Centre. Auf unserem Weg zwischen den fünf gepriesenen Aussichtspunkten haben wir dieses andere Ayers Rock Resort entdeckt. Eine nur auf Tourismus ausgerichtet Stadt braucht überwiegend technische Einrichtungen. Für das Ressort, für Busse und andere Fahrzeuge. Dazu kommen die notwendigen Versorgungs- Gebäude, um in der Wüste „Zivilisationsstandard“ zu bieten. Schon bei der Busfahrt zum Ressort erlebten wir wieder das besondere Flair. Das Grün in der Wüste, die wunderbare farbliche Abstimmung aller Bauten. Vor dem Garden Desert Hotel ist das Rezeptionsgebäude. Rote Treppen führen wie bei einem Tempel zum Eingang des Visitor Zentrums mit dem Museum. Rote bzw. beigefarbene Flachgebäude, viel Glas, und typische gewölbte Regen- oder besser Sonnenvordächer. Die im Ort gespannten, früher mal weißen Sonnenschutzsegel sind mit den Jahren vom Sand der Wüste braun oder gelbrot gefärbt. Sieht aber immer noch gut aus. Vor sieben Jahren hatten wir im Emu Walk gewohnt. Neben der großzügigen Raumgestaltung gefiel uns, dass zum Apartment eine Waschmaschine mit Trockner gehörte. Der Zimmerpreis war 2004 deutlich höher. Die Waschmaschine und der Trockner aber fehlten. Wie gut, dass wir in Perth „große Wäsche“ hatten. Nach dem Zimmerbezug sind wir ins Einkaufszentrum gegangen. Alles war unverändert, auch die zahlreichen „Souvenirläden“. Die hohen Preise für Lebensmittel hatten wir im Roten Zentrum erwartet, aber Steigerungen bei der Milch um 142 % zu Perth, das war uns dann doch zu viel. Ich sagte dem Leiter, dass ich ein Buch über Australien schreibe und die Milchpreise vom Resort darin „besonders würdigen“ werde. Am nächsten Tag kostete der Pack Milch statt 2.40 Dollar nur noch 0.80 Dollar. Das war dann sogar weniger als in Perth. Man braucht, wenn man den Aufenthalt wirklich interessant gestalten will und etwas Lernen möchte, ein Auto. Schon in Deutschland hatten wir uns einen 4 WD Wagen bestellt und standen plötzlich vor einem Patrol Nissan 3,0 Di Turbo. So eine Luxuskarre überraschte mich sehr und machte die vorhergehende Enttäuschung wieder wett. Automietung schien bei dieser Reise unter einem schlechten Stern zu stehen. Leider war die Ausgabestelle am Flughafen. Dorthin kommt man aber nur mit dem Bus, wenn Besucher abreisen. Und die Servicestation ist auch nicht immer besetzt. Zu allem Übel fand die Dame unsere bereits bezahlte Bestellung nicht im Computer und es dauerte 30 Minuten bis die Zentrale das regelte. Nun waren wir flexibel. Die Strasse zum Uluru mit Blick auf den Berg ist sehr abwechslungsreich. Zunächst sieht man den Fels längere Zeit in der ganzen leicht konkaven Breite, dann fährst du direkt auf den Berg zu, der bedrohlich immer größer und höher wird. Zu jeder Tageszeit reflektiert der Monolith ein anderes Farbenbild. Alle Rotnuancen, aber auch graue, braune oder gelbe Töne. Das liegt daran, weil die Erdatmosphäre die Sonnenstrahlen wie ein Prisma zerlegt und die Oxyde im Gestein das rote Spektrum stark reflektieren. Mir erscheint der Rock als ein großer Sonnenkollektor, der alle gespeicherten Sonnenstrahlen des Tages dann am Abend wieder abgibt. Pittoresk wird der Berg durch die Rips (Rippen), die das Wasser über Jahrtausende ausgewaschen hat, die Höhlen, die im Zusammenwirken von Wasser und chemischen Prozessen entstanden sind, die Domes (Kuppeln), mit denen der Berg am Himmel „kratzt“, und die durch Erosion und Eisenoxyd entstandene schuppige rote Oberfläche. In den sieben Jahren seit unserem letzten Besuch hatte der Niederbewuchs ganz schön an Höhe gewonnen. Das Grün im Grund „steht“ dem Berg. Diesmal schien eine Regenperiode zu sein, denn alle Wege waren nass und am Fuß des Berges sammelte sich relativ viel Wasser. Wieder „hingen“ zwei Touristen am der geseilten Aufstiegsgrat fest. Die Frau saß verkrampft an einem sehr steilen Stück, weil sie mit ihren glatten Schuhen immer mehr abrutschte und er schimpfte, weil es nicht weiter ging. Der Zugang war nicht abgesperrt. Leider gab es weiterhin nur diesen Hinweis, dass im Verzicht auf das Besteigen die wahre Bedeutung des Ortes läge. Mittlerweile bezweifle ich die Ernsthaftigkeit der Aborigines mit solchen Warnungen. Schließlich bedeutet der „Missbrauch ihrer annektierten Glaubenstätte“ immerhin eine ganz schöne Geldeinnahme.
Sowohl durch die Parkgebühr als auch durch den Souvenirverkauf im Cultural Centre. Immerhin sind die überall zu lesenden Bitten, den Berg nicht zu erklimmen ein juristisch einwandfreier Haftungsausschluss bei irgendwelchen Unfällen. Ich hoffe, dass auf dem Bild die glatten und die zerklüfteten Elemente zu sehen sind. Aber der Rock bietet noch mehr. Schluchten, Höhlen, Absprengungen, Rinnen, große Löcher, die bis zum Gipfel gehen und immer wieder diese schuppige Oberfläche, die manchmal in Fältelungen wie bei einer Decke oder wie hingeworfenes Pergamentpapier aussehen. Am besten besichtigt man die Vielfalt der Darstellung des Berges und die heiligen Orte bei einem Rundgang. Der „Place of Reflexion“ soll den Ureinwohnern die physikalischen Zusammenhänge der Einheit Mensch/ Natur erklären. Erinnert mich manchmal an unser Kinderspiel, Bilder in den Wolken erkennen. Dazu natürlich die unvermeidlichen Tafeln:
Die Aborigines kennen die Gegend, die Pflanzen, die Wasserstellen genau und wissen immer, was gerade gut ist.
Ich hätte diesen Ort zum Gerichtsplatz gemacht und ihn „Platz des Rachegottes“ genannt. Da sind Höhlen und Löcher, die wie die Augen, die Nasenlöcher und der Schlund eines Fabelwesens aussehen. Genauso mysteriös sind die Geschichten über die „Strafe des heiligen Berges“. Unzählige Beispiele sollen beweisen, dass die Mitnahme von Steinen des Uluru den „Dieben“ nur Unglück, Krankheiten, sogar den unerwarteten Tod, bescherte. Reuevoll sollen Leute die „gestohlenen“ Steine zurück gebracht haben. Und der Berg hat ihnen dann verziehen. Der Fluch betrifft natürlich nicht die im Cultural Centre gekauften Souvenirs!
In der Überlieferung der Anangu wird durch Tjukurpa auf die Existenz der übernatürlichen Vorfahren mit Tier- und Menscheigenschaften hingewiesen. Einst durchquerten sie das Land, schufen Berge, Täler, Flüsse, Wasserlöcher. Und ihre Abenteuer werden von Generation zu Generation überliefert. Immer da, wo diese Vorfahren lebten und Neues erschufen, blieben auch ihre Energien im Boden und im Umfeld. Um diese Energien zu schützen und zu nützen werden bestimmte Plätze zu heiligen Stätten erklärt und dürfen nur von Auserwählten betreten werden. Darüber wachte bis ins 20. Jahrhundert der am Fuße des Berges lebende Uluridtja Stamm, der dem Berg auch den Namen Uluru gab. Die Schlangenmänner (Kunia Leru) siedelten auf der Schattenseite und die Kängurumänner (Djundalagul) auf der Sonnenseite des heiligen Berges.
Bei Mala Walk haben wir den Wagen abgestellt und sind den kleinen Rundgang gelaufen. Nach der Legende stellt einer der Steine den „schlafenden Mala Mann“ dar, der den bösen Dingo Kalpunya nicht sah, so dass dieser flüchtende Mala Frauen tötete. Viele Löcher an der Basis vermitteln den Eindruck, als ob der Berg öfters mal Luft schnappen müsste. Mala Walk ist der Ort der großen Zeremonien der Ureinwohner. Mala Puta, eine wirklich tolle Felswand mit einer glockenartigen gotischen Höhle, die in ein Plateau übergeht, ist der heilige Platz der Frauen. Betreten oder Fotografieren ist strengstens verboten. Leider auch für Gynäkologen. Erstaunt waren wir über tausende Kaulquappen, die in den Wassern an der Basis ein heilloses Gewimmel veranstalteten. Etwas weiter kommt ein Bereich von verschieden großen Felsenhöhlen. An der Decke nisten zahlreiche Vögel. Die Form der Höhlen, ausgewaschener Sandstein, erinnert etwas an Wave Rock. Dazu sieht man zahlreiche Höhlenmalereien, deren Alter nicht angegeben ist. Bei einigen Abbildungen denke ich, dass der Künstler noch leben könnte. Solche Höhlen hinter oder neben einem Wasserloch boten Schutz und Lebensraum. Die Bewohner erzählen in den Bildern von ihrem Leben, von Honig-Ameisen, Buschkartoffeln und malen sogar Emu-Spuren an die Wand. Nach etwa zwei Kilometer Weg kommt Kantju. Ein Wasserloch, das als spiritueller Platz für heilige Zeremonien dient. Alle Ureinwohner haben höchsten Respekt vor den Geistern des Kantju und sind früher beim Wasserholen nur vorsichtig in Gruppen gegangen. Das ist eine richtig romantische Stelle am Fuße des Berges. Felsen umgeben den See und schützen ihn mit einem Dach. Richtig heimisch in diesem Paradies fühlen sich viele kleine schwarz weiße Bachstelzen, die Willy Wagtails (tjintir- tjintirpa). Der Name der Aborigines klingt wie das Schilpen und Zwitschern des Vogels. Aber Vorsicht! Nach der Mythologie der Aborigines lebt in ihm die Seele einer sehr freundlichen und an allem interessierten Frau. Anangu hüten ihre Zunge, wenn ein solcher Vogel in der Nähe ist, damit er Gehörtes nicht anderswo weiter erzählen kann. Beim Wasserloch trafen wir auch auf Lungkata, die Blauzungenechse. Ganz ruhig, aber äußerst gespannt lag sie hinter der Absperrung in der Sonne. Wir sprachen mit ihr, der Lizard hörte uns zu und reagierte nicht. Immerhin wird berichtet, dass der Blauzungenechsenmann, nachdem er den Ureinwohnern einen schon tödlich verletzten Emu gestohlen hatte und dies auf mehrmaliges Befragen leugnete, sich beim Absturz aus seiner Höhle zu Stein verwandelte. So war die Begegnung vielleicht nicht ungefährlich. Aber wir respektierten ja die vorgegebenen Tabus. Unzählige Kaulquappen bevölkerten auch dieses
Wasserloch. Ein atemberaubendes Zirpen, jedes Gespräch unterbindend, lag über dem Kantju. Nicht von Fröschen, keine Vögel. Nein! Unzählige Zikaden „dröhnten“ ihre Liebesbotschaften in den Uluru- Himmel. Nie hätte ich damals gedacht, dass dieser Lärm noch zu steigern ist. Aber dem war leider so. Trotzdem genossen wir diese Wanderung. Wir waren allein am Uluru! Das stimmt nicht ganz.

Ein 1 ½ Meter langer Giant Lizard lag träge am Wegsrandes. Und beobachtete uns, ohne sich zu bewegen. Die Riesenechse, wie gesagt angeblich ein Fleischfresser, ließ uns bei gebührendem Abstand passieren. Keine schnatternden oder rufenden oder sogar drängelnden Mitbesucher. Das nutzen wir aus und sind zum Mutijulu Carpark gefahren, um von dort noch den Mutijulu Walk zu absolvieren. Das war ein Weg zu einer Wasserstelle, eigentlich schon ein kleiner See. Eine Sammelstelle für das Wasser, das über eine Rinne in Terrassen vom Gipfel bis zur Basis abfließen kann. Der Wasserverlauf geht durch die stark geneigten Schluchtwände leicht S- förmig nach unten. Mittlerweile war es 16.30 Uhr. Die warme Sonne stand ziemlich tief im Westen und der Teil des Berges um den See lag schon im Schatten. Ein dunkles kräftiges Rot zog über die Oberfläche bis zu der Trennlinie am Fels, wo es in den hellbraunen Ton des noch sonnenbestrahlten Felsen überging. Das imponierte mehr als die hoch gepriesenen Felszeichnungen. Wir setzten uns auf eine Bank und beobachteten, wie der Schatten die gespeicherte Energie des Tages im Fels weckte. Wirklich schön! Bis? Ja bis die ersten „Badelatschen Touristen“ lautstark die Idylle zerstörten. So war es dann auch bei der Sunset Area. Irgendwie war die Stimmung hin. Das Cultural Center haben wir diesmal mit viel mehr Vorkenntnissen und Standpunkten als sehr informativ erlebt.
Wir wollten den rot strahlenden Uluru beim Sonnenuntergang noch einmal sehen. Die ziemlich große Area war schon von Bussen und Besuchern in Campfahrzeugen „okkupiert“. Die deutschen Camper bildeten dabei, bloß um niemand anderen auch noch heran zu lassen, Wagenburgen, wie weiland die Siedler in Amerika bei Indianerüberfällen, und blockierten somit einen Teil des Parkplatzes für andere Besucher. Die haben sicherlich noch nicht gemerkt, dass wir bei unserer Nationalhymne mittlerweile nur noch die dritte Strophe singen. Überhaupt haben sich die Besucher in diesen sieben Jahren sehr verändert. Unseren Gruß erwiderten höchstens noch 30%. Mal abgesehen von unzureichender Kleidung und Schuhwerk schleppen die bei 40° Celsius sogar ihre Babys mit auf die Wandertouren. Kleinkinder kraxeln über die Absperrungen und sogar eine Schwangere im etwa siebenten Monat habe ich beim Aufstieg auf den heiligen Berg beobachtet. Was für Zeiten!
Auf dem Rückweg sind wir ein Stück in Richtung Olgas gefahren. So etwa bis zum 131. Längengrad. Hier soll seit dem 21. Juni 2002 genau auf dem 131. Längengrad ein zu den Top 10 der Welt gehörendes Luxushotel, ein Luxus- Zeltresort, das „Longitude 131°“, stehen. Wir haben es nicht gefunden. Auf unsere Fragen in den nächsten Tagen bekamen wir von den Mitarbeitern so komische Antworten wie „Das hat sich die Wüste wieder geholt!“ oder „Hochmut geht immer schief!“ oder „Die bauen und bauen!“
Niemand wollte uns die Zufahrt zu dem Hotel „verraten!“ Das wäre nicht gestattet. In Deutschland habe ich dann erfahren, dass das Objekt abgebrannt war. Ein „launisches“ Buschfeuer hatte 12 der 15 Zelt- Bungalows zerstört. Im Sommer 2004 rechnet man mit der Wiedereröffnung.
Am Abend dieses erlebnisreichen Tages entschieden wir uns, nicht zum Kings Canyon zu fahren. Mit unserem Geländewagen wären das zwar „nur“ 320 Kilometer bis dort gewesen. Aber! Ich habe ja noch nicht von den doch sehr störenden Quälgeistern, die 1997 nicht aktiv waren, gesprochen. Fliegen! Fliegen! Millionen Fliegen! Zwei New Yorker waren dort und erzählten uns grausige Stories von unpassierbaren Wegen, Staub, Hitze und der schlimmsten Fliegenbelästigung seit 10 Jahren. Das wollten wir uns denn doch nicht antun. Denn auch hier brauchten wir unsere Netze laufend. So war unser nächstes Ziel Kata Tjuta, die Olgas. Auch dort sind wir 1997 schon gewesen. Mit einem Bus für die Touristen. Im Olga Gorge, einer 1,5 km langen Schlucht, die zum Schluss nur noch über künstliche Wege aus Holz begehbar ist und vor dem Tal des Windes für uns Wanderer endet. Die zahlreichen Warnungen beim Besuch des Kata Tjuta, das in der Eingeborenensprache „Viele Häupter“ bedeutet, muß man beachten. Richtige Kleidung, feste Schuhe, ein Vorrat an Wasser und den Abbruch der Tour, wenn die Temperaturskala 11.00 Uhr schon über 36° Celsius liegt. Schon die Anfahrt mit einem Stopp am View Point, einem Aussichtspunkt, von dem 21 Gipfel in der Ferne zu sehen sind, war die richtige und erfreuliche Einstimmung. Gute Strasse, kein Verkehr.

Vom Aussichtspunkt blickt man über einen kilometerlangen Streifen wüsten Buschlands. Die Desert Oak’s (Ödlandeichen), die hier wachsen, müssen schon als Jungbäume gepflanzt werden, damit ihre Wurzeln tief hinunter zum Grundwasser gelangen können. Die drei Meter hohen Bäume stehen mit ihren breiten Wipfeln nicht sehr dicht und auch nicht bis zum Gebirge. Aber überall sprießen Büschel von Spinifex, dem härtesten Gras der Welt. In den Sanddünen blüht der Früchte tragende Emubusch. Dort wachsen, wie schon beim Wave Rock beschrieben, Bäume und Sträucher in Spalten oder kleinen Erosionsdefekten des Gesteins. Als ob Höcker von Kamelen hinter Dünen auftauchen, so begrüßen uns die „Häupter“ der Olgas. Und die seitlichste sichtbare Formation ähnelt einem Sphinxkopf, der sich leicht nach rechts neigt. Ich wundere mich, dass die Aussies dies noch nicht bemerkten. Die Ureinwohner hätten es wohl, wenn sie wüssten, wer die Sphinx ist. Überhaupt sind die „kahlen“ Berge im roten Zentrum ganz schön begrünt. Grevilleae aller möglichen Formen, von denen natürlich die Honig Grevillea, der beim Schütteln kleine Nektartropfen entfallen, am meisten imponierte. Akazien in Baum- und Strauchform, Gänseblümchen mit den niedlichen Namen „Salzlöffelchen“, purpurrot blühende Sträucher, sogar wilde Stachelbeeren, Ödlandrosinen, Buschbananen und wilde Tomaten können hier wachsen. Nach dem kontrollierten Abbrennen mischen sich die Aborigines die Asche der Sträucher zur Geschmacksverbesserung in den Kautabak. Das erwähnte Spinifex Gras ist ein wichtiger Lebensraum für allerlei Kleingetier. Kleine Echsen, Schlangen, Grashüpfer, Käfer, Insekten und die Spinifex Hüpfmaus fühlen sich unter dem Grasschutz sicher. Dass die Beobachtung der Natur über tausende Jahre nur Vorteile bringt zeigt das Beispiel der Termiten. Diese stellen unter anderem auch Mulch (Tjapi) her. Daraus „zaubern“ die Ureinwohner eine Bitumen artige Masse, die Steine an hölzernen Werkzeugen haften lässt. So hielten ihre scharfen steinernen Speerspitzen am Schaft.
Das Wetter meinte es gut mit uns. 26° Celsius, etwas trüber Himmel und bei der Anfahrt sogar einige Regentropfen. Das war 8.00 Uhr. Bei unserem Rückweg so gegen Mittag stand die brennend heiße Sonne am wolkenlosen Himmel und das Thermometer war bei 38°C angekommen. Die Ranger hatten inzwischen den Zugang gesperrt. Zwischen zwei hohen Felsen führt ein nicht immer unproblematischer Weg zu einem kleinen Tal mit viel Grün und einem Rastplatz. Dort stehen Trinkwasserbehälter mit frischem Wasser. Das Aufbewahrungssystem ist derart, dass keine Fäulnis eintreten kann. Faszinierend. Weiter nun scharf nach rechts bergauf, einem Bachlauf folgend, schlängelte sich ein ausgetretener Pfad bis zur Höhe des Massivs. Ein weiter Blick auf die Ebene, in der wie hingeworfen einige Felsbrocken liegen. Dahinter gleich wieder Berge. Wie der Namen schon sagt, bläst aus dem Tal des Windes ein kräftiger kalter Wind auf die nass geschwitzten Wanderer. Es sollen sich hier sogar schon Touristen verlaufen haben. Erscheint mir unwahrscheinlich, wenn nicht Wahnvorstellungen wegen des Durstes vom Weg abweichen lassen. Hinunter ins Tal, ein Stück wieder auf der Ebene umkreisen wir das Felsmassiv und klettern auf steinigem Weg erneut hoch hinauf. Auf der Ebene nach Westen stehen weitere gruppierte Felsformationen, die in greifbarer Nähe scheinen. Zurück über den Rastplatz. Im Prospekt wurde gesagt, dass der 7,7, Kilometer lange Ausflug zwar schwierig aber lohnend sei, da man durch eine spektakuläre Steinlandschaft laufen würde. Besser ist es nicht zu formulieren.
Im unmittelbaren Resort werden fünf, eigentlich sechs besondere Aussichtspunkte mit weitem Blick in die umgebende Landschaft angeboten. Die Besichtigung des Ortes ist dann angezeigt, wenn das Wetter im so trockenen Mittelaustralien verrückt spielt. Dann ist durch das Fehlen großer Gebirgskette auch der Wetterbericht unzuverlässig. So wurde zum Beispiel für den 7. Dezember strahlenden Sonnenschein vorausgesagt. Es war den ganzen Tag bewölkt und regnete in Intervallen bis zum tropischen Platzregen. Der nächste Tag wiederum sollte in diesem Gebiet ein wolkiger Regentag sein. Bis zu 40°C kletterte die Quecksilbersäule bei strahlend blauem Himmel. Und der Platzregen am 9. Dezember gegen 20.00 Uhr überraschte so manche Abendausflügler aus sprichwörtlich vorher heiterem Himmel.
Es steht außer Frage, dass für den totalen Rundblick die Aussichtsplattform Pioneer Lookout sehr geeignet ist. Überrascht waren wir bei diesem Rundgang dann zum Naninga Lookout über die vielen freien Plätze im Campground. Hier hat sich vor Jahren ein grausiger Unfall abgespielt, den die Polizei aber damals als Kindestötung einstufte.
Auch diese Story könnt ihr im Buch nachlesen.
so das war es zur Einstimmung. Mit Absicht habe ich nur wenig Bilder zugefügt. Mich würden Eurere Aufnahmen interessieren.
http://www.ditido.de