Kindesmissbrauch in Australia! Fakten und Reaktionen

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Kindesmissbrauch in Australia! Fakten und Reaktionen

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Kindesmissbrauch in Australia! Nur bei den Ureinwohnern?
Am 21. Juni 2007 hat PM John Howard im Parlament in ungewöhnlich scharfer und kompromissloser Form gegen den in Gebieten der Ureinwohner nachgewiesenen Kindesmissbrauch protestiert. Er benannte die Situation als „tragische“ und einen „nationalen Notstand“. Und er kündigte an, dass die Zentralregierung die Verwaltung der Aboriginal Gemeinden übernehmen wird. Durch Inspektoren war die Regierung über einen systematischen Kindesmissbrauch in den Aboriginal Gemeinden im Northern Territory informiert worden.
Der Verkauf und Besitz von Alkohol und Pornografie in den Stammesgebieten des Bundesstaats Northern Territory soll "zum Schutz der Verletzlichen und Jungen in unserer Gesellschaft" für 6 Monate verboten werden, kündigte Howard an. Außerdem werden staatliche Sozialleistungen künftig strenger vergeben.
Da drängt sich mir doch die Frage auf, warum der Premierminister nicht gleich Maßnahmen einleitet, die Australien weit greifen. Ist in DU Kindesmissbrauch nur ein „schwarzes“ Problem?
Und die Sprecherin der betroffenen Gemeinden, Bonnie Robertson, hat schon Kritik an den Maßnahmen, die sich nur gegen die Ureinwohner richten, geäußert. „Wir sollten den sexuellen Missbrauch in der gesamten Gesellschaft bekämpfen“ forderte sie.
Mit Recht hat Howard als Erstes ein totales Verbot von Alkohol und Pornografie in den zu 90% von Ureinwohnern bewohnten Gemeinden angekündigt. Leider hat er in meinen Augen versäumt, auch gleich entscheidende Maßnahmen für ganz Australien anzukündigen.
In den betroffenen Gemeinden werden zusätzlich die Sozialleistungen strenger vergeben. Alle dort lebenden Kinder unter 16 Jahren müssen sich medizinisch untersuchen lassen.
Nach dem Willen der australischen Regierung sollen bis zu 50 Prozent der Hilfsgelder für die Ureinwohner künftig ausschließlich in den Kauf von Nahrungsmitteln und anderen Basisgütern fließen.
Sondereinheiten der Polizei sollen in die Gemeinden geschickt werden, um für Ordnung zu sorgen. Ministerpräsident Howard: "Hier geht es um Kinder im zartesten Alter, die praktisch von Geburt an schrecklich missbraucht wurden". Howard sagte, für junge Aborigines gebe es keine "unschuldige Kindheit". Diese "außergewöhnlich tragische Situation" erfordere also auch außergewöhnliche Maßnahmen.
Der konservative Premier rief die Bundesstaaten Queensland und New South Wales auf, ähnliche Alkohol- und Pornoverbote für ihre Ureinwohner-Gebiete zu beschließen.
Allerdings nannte der PM keinen Zeitpunkt, wann die Regierung die Kontrolle übernimmt und ab wann die Verbote in Kraft treten.
Es steht außer Frage, dass Kindesmissbrauch ein Verbrechen ist und unabhängig von der Hautfarbeoder der gesellschaftlichen Stellung bestraft werden muß. Genauso, wie es keine Diskussion geben darf, dass man dagegen etwas unternehmen muß. Aber eben überall und nicht nur gegenüber einer bestimmten Gesellschaftsklasse.
Ich werde beim Lesen dieser Meldung das Gefühl nicht los, dass der politische Taktierer Howard hier die Gunst der Stunde, bei sicher begründeter Vorgehensweise, nutzt, um die Lösung der gesellschaftlichen Probleme zwischen den Australiern und den Aboriginal People auf eine neue Ebene zu bringen.
Siehe auch Beitrag "Ist der Lack jetzt ab? In Land und Leute Teil 2
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Last edited by ditido on 28. June 2007 06:27, edited 1 time in total.
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Die erste Reakion des Aboriginal People

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Die erste Reaktion des Aboriginal People
Nach der Ankündigung vom Howard, drakonischen Maßnahmen wegen der Kindesmissbrauchs einzuleiten, scheinen die Ureinwohner nun zur Gegenoffensive überzugehen.
Hierzu meldet DPA heute, am 26. Juni 2007:
Da ihnen drakonische Maßnahmen wegen Kindsmissbrauchs nicht gefallen, haben Australische Ureinwohner gedroht, aus Protest eine der wichtigsten Touristenattraktionen Australiens abzusperren. Vince Forrester ist einer der Stammesälteren in Mutitjulu, einem Ort in der Nähe des Uluru, der Felsformation die als Ayers Rock bekannt ist. Dem Radiosender ABC sagte er am Dienstag: "Wenn es nach mir ginge, würde ich den blöden Aufstieg einfach stoppen."
Die Aborigines seien empört über das Einschreiten der Behörden. Nach dem Aufdecken weit verbreiteten Kindesmissbrauchs hatte die Zentralregierung ein Alkohol- und Pornografieverbot in rund 60 Gemeinden verhängt. Um weiteren Missbrauch aufzudecken, wurden auch ärztliche Zwangsuntersuchungen von Kindern angeordnet. Der australische Ministerpräsident John Howard bezeichnete den verbreiteten Kindesmissbrauch vergangene Woche als nationalen Notstand.
Die Bewohner stemmen sich vor allem gegen die angeordneten medizinischen Zwangsuntersuchungen, um weiteren Missbrauch aufzudecken. "Unsere Frauen und Kinder sind verängstigt", hieß es in einer Stellungnahme der Einwohner von Mutitjulu. "Dieser Eingriff in die Privatsphäre (..) ist eine Verletzung der Menschenrechte."
In Alice Springs etwa 340 Kilometer nordöstlich des Uluru, der früher Ayers Rock hieß, waren in den vergangenen Tagen Armee- Einheiten aufmarschiert. Sie sollen die zusätzlichen Polizeikräfte logistisch unterstützen, die abgestellt werden, um in den Gemeinden für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. In den meisten Ortschaften leben die Menschen von Sozialhilfe. Die Kriminalitätsrate liegt deutlich über dem Durchschnitt der australischen Bevölkerung.(dpa)

Es steht Australia ein „heißer Frühling“ bevor. Aber ich bin mir sicher, dass Premier Howard als Sieger hervorgehen wird. Die Ureinwohner könne mit derartigen Drohungen nur verlieren und nichts, aber auch gar nichts gewinnen.
ditido

Siehe auch Forum Beitrag in „Land und Leute Teil 2" Ist der Lack nun ab?
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Die Fronten verhärten sich

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Die Fronten verhärten sich

Die Pressemeldung vom 27. Junis 2006
Canberra - Der auch als Ayers Rock bekannte Berg ist die vielleicht bekannteste Touristenattraktion Australiens im Northern Territory. Die Bewohner der Ortschaft Mutitjulu am Fuß des Sandsteinfelsens erwägen nun, den Touristen das Besteigen des Ulurus zu verbieten.
Grund ist das rigide Vorgehen der Behörden gegen mutmaßlichen Kindesmissbrauch. Die Regierung plant unter anderem, Alkohol und Pornografie in den betroffenen Aborigine-Gemeinden zu verbieten und ärztliche Untersuchungen für Kinder vorzuschreiben. Ein Bewohner von Mutitjulu, Mario Giuseppe, sagte, die ortsansässigen Familien fürchteten, dass ihnen ihre Kinder weggenommen werden könnten.
Ein Sprecher der Bewohner, Vince Forrester, warf der Regierung vor, eine "Militäroperation gegen die ärmsten Bewohner Australiens" zu führen. Als Protestform komme ziviler Ungehorsam in Frage. In Alice Springs etwa 340 Kilometer nordöstlich des Uluru waren in den vergangenen Tagen Armee-Einheiten aufmarschiert. Sie sollen die zusätzliche Polizeikräfte logistisch unterstützen, die abgestellt werden, um in den Gemeinden für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. In den meisten Ortschaften leben die Menschen von Sozialhilfe. Die Kriminalitätsrate liegt hier deutlich über dem Durchschnitt der australischen Bevölkerung.
Ministerpräsident John Howard verteidigte den Plan der Behörden, dessen Umsetzung heute mit der Entsendung von Soldaten und Polizisten in einige Townships beginnen soll. Es sei nötig, um Kindesmissbrauch zu beenden. Howard reagierte damit auf einen Bericht, dem zufolge Kindesmissbrauch im Northern Territory weit verbreitet ist. Die Pläne sehen neben dem Verbot von Alkohol und Pornografie auch die Kürzung von Sozialleistungen für Eltern vor, die ihre Kinder vernachlässigen.
Der Uluru ist seit Zehntausenden von Jahren ein Heiligtum der im Umkreis lebenden Aborigines. Bislang werden Besucher zwar auf Schildern gebeten, aus Respekt für die Traditionen der Ureinwohner auf eine Besteigung zu verzichten, gleichzeitig geben die Schilder jedoch auch Anweisungen, wie man am sichersten hinaufkommt - denn laut der Aborigine-Tradition ist es noch weit schlimmer, wenn jemand auf dem riesigen roten Felsen zu Schaden kommt. Jedes Jahr besuchen etwa 500.000 Touristen den Uluru/Kata Tjuta Nationalpark im Zentrum des australischen Outbacks.
sto/AP

Mein Kommentar:
Es scheint sich alles auf eine Machtprobe zuzuspitzen. Die Ureinwohner aber verkennen, dass die Regierung weit über 80% der weißen Bevölkerung hinter sich hat. Und der Premier hat eigentlich während seiner Regierung immer alles realisiert, was er angekündigt hat.
Ich glaube, den Ureinwohnern stehen schlimme Zeiten bevor. Und da sie scheinbar nicht bereit sind, mit der Regierung in den Dialog zu treten wird Howard die ihm gegebenen gesetzlichen Möglichkeiten der materiellen Druckausübung wohl bald folgen lassen.
Rekapitulieren wir. Der Premierminister hat nach glaubhaften Meldungen über Kindermissbrauch, Alkoholmissbrauch und Verbreitung pornographischer Informationen Maßnahmen zu deren Beseitigung angekündigt. Statt dies zu widerlegen oder an deren Beseitigung mitzuhelfen drohen die Ureinwohner, die Besteigung des Uluru zu verbieten.
Ich hatte die Führer des Aboriginal Volkes nicht für so naiv gehalten. Wissen sie nicht, wie dieser einseitige Streit ausgehen wird? Die bisherige seit 1991 gewachsenen Autonomie der Aboriginal People wird von Ihnen selber mit ausgehebelt. Sie können zwar das Besteigen des Berges auf Grund der Gesetzeslage verhindern. Aber die australische Regierung wird über den angeblichen wirtschaftlichen Verlust, wenn es überhaupt einen geben sollte, nur lachen. Das holen sie mit dem am Ende dieser, von den Ureinwohnern so geführten, Auseinandersetzung, mit Sicherheit folgenden ungehemmter Uranabbau massenhaft wieder rein.
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Das Parlament des Northern Territory reagiert

Das Parlament des Northern Terrirtory versucht den harten Kurs von Premier Howard abzuschwächen. Irgendwie scheinen den Parlamentarien die verärgerten und auch verängstigten Reaktionen ihrer Aboriginal Bürger nicht so recht zu passen.
Am 1.Juli soll es nach meine Informationen aus Darwin zu einem ersten Gespräch zwischen Vertretern der Regierung und Vertretern des Aboriginal People gekommen sein.
Man hat wohl angeblich über Durchführungen und Planungen gesprochen. Die Schließunf des Uluru wurde von keiner Seite auch nur erwähnt.

Seht auch folgende interessante Mitteilung
http://www.theage.com.au/news/national/ ... 06717.html
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Die Bundes Regierung und der Kindesmissbrauch

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Die Bundes Regierung und der Kindesmissbrauch
In den letzten Tagen hat sich in Australien etwas getan in der Sache Kindesmissbrauch bei den Ureinwohnern.
Eindeutig ist zu konstatieren, dass der alte Fuchs und Taktiker John Howard, sein Ziel, die liberale Politik wieder wahlfähig zu machen, erreicht hat. Kevin Rudd ist meilenweit von einem Wahlsieg entfernt.
Aus allen Kreisen der Bevölkerung erfährt der Premier Minister Zustimmung für seine geplanten Aktionen. Nach einer Erklärung von Howard am 10.Juli müssen aber noch die notwendigen gesetzlichen Grundlagen für seine Maßnahmen geschaffen werden. Er rechnet damit, dass dies bis zum 26.Juli geschehen ist. Dabei sollen die neuen Regelungen einen Schritt des Forschritts kennzeichnen.
„Wir sind überwältigt von der Anzahl der Angebote zur Unterstützung aus allen Schichten der Bevölkerung“ sagte Howard am 10, Juli in Canberra. „Und es wird offensichtlich, dass das Vorhaben der Regierung, planbare Unterschiede in der Vorgehensweise zu machen, ebenfalls die allgemeine Zustimmung bekommt.“
Am gleichen Tag sagt der Führer der Opposition im Northern Territory, dass die Verantwortlichen für die Stadtcamps bei Alice Springs selbst Schuld haben, wenn die Bundesregierung dort die Kontrolle übernimmt. Das ist die Reaktion auf eine Ankündigung des Bundesministers für „Indigenous Affairs“ Minister Mal Brough. Der will die Kontrolle bei den Aboriginal Gemeinden im Northern Territory auch auf Alice Springs ausdehnen.
Nach Jodeen Carney von der Opposition im NT haben ganze Dekaden der Untätigkeit der Verantwortlichen zu dieser Situation geführt. „Das Tangentyere Council hat ja jetzt regelrecht jede Form der Kooperation abgelehnt“ führt sie weiter aus. „Das war sicher der Punkt, an dem Mal Brough beschloss auch hier die Kontrolle zu übernehmen“.
Das scheint auch mir ein klarer Fakt zu sein.
Inzwischen hat sogar die Opposition im Parlament in Canberra die Unterstützung für das Interventionsprogramm der Bundesregierung gegenüber den Aboriginal Gemeinden und des weiteren Landbesitzes erklärt.
Letzteres hält der Chief Minister des NT Clare Martin aber für übertrieben, den Landvergabe habe nichts mit Kindesmissbrauch zu tun. Und dass sagt auch Oppositionsführer Kevin Rudd, der meint, die Regierung müsse endlich die Details ihres langfristigen Plans zur Bekämpfung des Kindesmissbrauches bekannt geben. „Wir brauchen die Kenntnis über die Art und den Zeitpunkt der geplanten Maßnahmen, um über diese Schlüsselfragen sprechen zu können. Und natürlich werden wir alle Maßnahmen, die vernünftig klingen, und das Ziel der Bekämpfung des Kindesmissbrauches haben, unterstützen“.
Endlich beginnt nun auch eine Koalition von Aboriginal Organisationen zu reagieren. So überreichten sie der Regierung 50 Empfehlungen als Antwort auf die Pläne der Regierung zur Bekämpfung des Kindesmissbrauchs.
In einem zweistufigen Plan sollten in gegenseitiger Übereinstimmung die Regierung zusammen mit den Aboriginal Führern die ersten Maßnahmen für einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten koordinieren. Der zweite Teil der Maßnahem würde dann erheblich länger dauern und es müssten umfangreiche finanzielle Mittel dafür zu Verfügung gestellt werden.
Der wichtigste Bestandteil der Erklärung ist aber die Bestätigung, das Kindesmissbrauch und erhebliche familiäre Gewalt besteht. Doch wird die Regierung ersucht, den Aboriginal Communities zu vertrauen, dass diese das Problem selbst lösen können.
Dazu passt auch die Erklärung des Vorsitzenden des NSW Aboriginal Land Councils. Der Chairman wirft der Regierung schlechte Planung und unter dem Vorwand der Verhinderung des Kindesmissbrauchs einen Angriff auf die Rechte des Aboriginal People vor.
Nicht ganz zu Unrecht find ich die Kommentare, die dem Premier vorwerfen, er habe 11 Jahre Zeit verstreichen lassen, um nun auf Kosten der Kinder der Ureinwohner die nächste Wahl zu gewinnen.
Ich glaube am 26.juli macht Howard Nägel mit Köpfen,
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PM Howard bleibt konsequent

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Werden ab dem 13. August Notstandsgesetze im NT zur Anwendung kommen?
Am 21. Juni hatte PM Howard gesagt, dass er dem Parlament die notwendigen Gesetze zum Handeln in Sachen Kindermissbrauch im NT vorstellen will.
Nun ist es soweit.
In der nächsten Woche wird die Bundesregierung dies tun, um dann PM Howard das Recht zu geben, in das Leben des Aboriginal People in NT einzugreifen. In dem Entwurf wird sogar der Begriff „nationaler Notstand“ gebraucht. Ab 6. August wird die Debatte im parlament und im Senat fortgesetzt. Neben Maßnahmen gegen Kindesmissbrauch stehen Probleme wie Soziale Versicherungen, Ableistung von Sozialstunden zur Verbesserung der Wohlfahrtsleistungen, Änderungen im Aboriginal Grundstückrecht. Also der versuch einer weitreichende veränderuing in der Stellung des Aboriginal people, die bis heute keine einheitliche Gegendarstellung zu den Vorwürfen der Bundesregierung aufgestellt.
Die Opposition beabsichtigt das Inkrafttreten der Gesetze zu verschieben, weil man noch nicht die Zeit hatte, die vorgesehenen Massnahmen genügend zun prüfen.
Es wird ernst.
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Post by Markus »

Hallo,

das ist ein sehr brisantes Thema. Verbrechen des Kindesmissbrauchs gehören in jeder Kulturform bestraft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Kulturkreise gibt, die Kindesmissbrauch dulden.

Man kann nur hoffen, dass alles vernünftig über die Bühne geht und keine zusätzliche Gewalt ins Spiel kommen wird. Problematisch ist doch immer der Nachweis von Taten im Einzelfall. Auch die generelle Kriminalisierung eines Volkes per Gesetz könnte schlimme Auswirkungen haben. Wir wissen doch aus eigener Erfahrung, dass es sich bei Straftaten oftmals nur um einzelne Gruppen handelt, die unabhängig der breiten Masse operieren. Ob es sich hier nun um Gruppen der Ureinwohner oder der Weißen handelt, sei mal dahingestellt.

Ist die angedrohte Schließung des Uluru NP ein Schuldeingeständnis oder eine der wenigen Möglichkeiten der Machtausübung (vergleichbar mit Streiks) der Ureinwohner?

Wenn ich den Begriff Notstandsgesetze höre, dann wird mir durchaus schlecht. Unter dem Deckmantel von Notstandsgesetzen mit den damit verbundenen Ausnahmen entwickelten sich schon viel zu oft politisch ausartende Zustände. Plötzlich handelt es sich um einen Dauerzustand solcher Gesetze und geben den falschen (es gibt nur falsche) führenden Personen viel zu viel Macht.

Ich kann nur hoffen, dass diese Krise vernünftig und gerecht für alle Parteien enden und den betroffenen Kindern tatsächlich helfen wird.

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Ich habe versucht, es immer wieder vorsichtig durchblicken zu lassen. Das Aboriginal People hat einen große Chance zwischen 1991 (Reconciliation) und 2006 verpaßt. Die Stimmung in der Bevölkerung ist gegenüber den Ureinwohnern so negativ wie zu Kolonialzeiten. Und jetzt noch Kindesmissbrauch!
Ich halte PM John Howard für einen der fähigsten Politiker unserer Zeit. Er hat Australien, gleich unter welchen Umständen, aus der Krise geführt. Er stabilisiert das Land, auch gegen den Widerstand der Gewerkschaften mit unpopulären Entscheidungen. Und er sieht jetzt eine günstige Gelegenheit, die Rassenproblem auf dem Boden der Demokratie zu lösen. Schlimm wird es nur für die Ureinwohner, die das nicht akzeptieren. PM Howard wird niemals den legalen Boden verlassen und sich für jede noch so unpopuläre Maßnahme die parlamentarische Berechtigung vorher einholen.
Ich weiß nicht, ob es schlimm wird. Mit Sicherheit aber wird, wenn auch mit Druck, eine Anpassung der Lebensweise der Ureinwohner erreicht.
Oder aber sie bleiben unter staatlicher Aufsicht isoliert im Arnhemn Land und leben nach dem australischen Motto: "Take it or leave it" . Und irgendwann werden auch die chronisch Gestrigen aussterben.
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Post by Markus »

Hallo!
ditido wrote:Schlimm wird es nur für die Ureinwohner, die das nicht akzeptieren.
Leider wird es immer welche geben, die gegen Neuerungen sind. Es bleibt dabei die Frage offen, ob man den Problemen am "runden Tisch" oder mit Gewalt begegnet. Drücken wir weiterhin John Howard die Daumen, den Konflikt diplomatisch lösen zu können.

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Seitdem John Howard PM ist hat er alle seine Vorhaben und Pläne, über die er gesprochen hat, realisiert. Er ist ein Meister in der Realisierung mit intellektueller sanfter Gewalt. So wird er es auch hier tun, wo er erstmals öffentlich über Konsequenzen im Zusammenleben mit dem Aboriginal People in der australsichen Gesellschaft nachdenkt.
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Es geht los! das Parlament wird gefordert!

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Es geht los! das Parlament wird gefordert!

Am 7. August hat die Bundesregierung den Gesetzentwurf, der ihre erlaubt, im NT in das Leben der Aboriginal Communities eingreifen zu können, dem Parlament vorgestellt.
Der Minister für eingeborene Angelegenheiten Mal Brough hat die „Northern Territory Notstandsgesetzgebung 2007“ dem Unterhaus in einem 500 Seiten umfassenden Gesamtpaket erläutert.
Die Einführung des Entwurfs, in dem die Verwaltungen in den eingeborenen Gemeinschaften für fünf Jahre übernommen werden und Spiritus und Pornographie verboten sind, würde dem australischen Staat schon im ersten Jahr $587 Millionen kosten.
„Die vorgeschlagenen Interventionen werden abgestimmt dazu führen, dass Gewalttätigkeiten unterbunden werden und ein Klima der gegenseitigen Annäherung geschaffen wird“. So begründete der Minister den Entwurf.
Einige Gruppen haben bereits, auch ohne Gesetzgebung, begonnen, unter Schutz einer Extra Polizei bei 500 Kindern unter 16 Jahren Gesundheitsprüfungen durchzuführen.
„Nicht überraschend für die Kindschutzbehörden seien die Ergebnisse gewesen. Und die Resultate einiger Ausgangstests waren Grund für die weitere Prüfung auf sexuell übertragene Krankheiten“ führte Brough weiter aus
„Dieses ist ein sehr ermutigendes Ergebnis schon nach einigen kurzen Wochen. Aber die Aboriginal Kinder im NT sind eben nie sicher und ohne grundlegende Änderungen weiter gefährdet“.
Unter solchen Änderungen versteht der Minister bestehende Verbote, die einen Kindesmissbrauch bei verstecktem Aufenthalt verhindern. Dazu könnte auch die Schließung ganzer Gemeinden gehören.
Es soll auch Maßnahmen zur „weitverbreiteten Spiritusbeschränkung“ geben. Wie zum Beispiel ein allgemeines Verbot für Menschen aus Regionen, wo es Alkohol zu kaufen gibt, diesen weiter zu Verkaufen, zu Transportieren und in bestimmten Fällen sogar zu Trinken.
Für Alkoholschmuggel sind Geldstrafen von 75 Tausend AUD und eine 18monatige Gefängnisstrafe vorgesehen.
„Hohe Strafen gegen alle die in der Öffentlichkeit Trinken und/oder das Leben und die Gesundheit von Frauen und Kindern gefährden.
In dieser Fünf- Jahres-Etappe will die Regierung die Verwaltung, die Infrastruktur und das Zusammenleben grundlegend verbessern. Und die Regierung schätzt den Gesetzentwurf als eine große nationale Bemühung für eine gerechte Sache ein.(Anmerkung: Also die Notstandsregelung (ditido)).
Es soll Regelungen für die Familien, für die Ableistung von Sozialstunden im NT und Regelungen beim Widerstand gegen die Notstandverordnungen geben.
Jeglicher Besitz von Pornographie ist für fünf Jahre verboten. Und es wird gefordert, dass die öffentlichen Internetzugänge entsprechende Sperren erhalten.
Man hat ermittelt, dass Kinder durch solche pornographische Programme für den Missbrauch willig gemacht wurden.
Die Verbreitung von Pornographie wird unter Strafe gestellt. Die Bundespolizei soll ebenso wie die Polizei des NT dabei Handlungsvollmacht bekommen.
Gleichzeitig werden Bundesregierung und die Regierung des NT Land und Gebäude in den entsprechenden Gebieten erhalten, um von dort vor Ort die Infrastruktur zu kontrollieren bzw. zu verändern.
Durch das Fehlen an diesem Besitz in der Vergangenheit konnte die Regierung die gemachten Investitionen weder kontrollieren noch schützen.
„Dieses ist eine Dringlichkeitssituation im Northern Territory und wir müssen schnell handeln“ sagte Minister Brough.
„Jeden Tag werden Kinder missbraucht. Wir benötigen starke Anstrengungen, damit wir nicht unverstanden auf einer falschen Waage gewogen werden. Aber wir versprechen energisch, alles zu tun, was getan werden muß.“ – AAP

Und nun müssen wir abwarten, wie das Parlament entscheidet.
Jeder anderen Bewertung möchte ich mich zum derzeitigen Stand enthalten.
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Nicht viel Neues

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Drei Gesetzentwürfe sind am 7. August dem Parlament vorgetragen worden. Drei Vorlagen, die ein beispielloses Eingreifen der Bundesregierung in das Leben der Ureinwohner legalisieren. Es wurde beschlossen, dass diese Vorlagen bis Ende dieser Woche entschieden sein sollen.
Die Regierung kann Aboriginal Land zwangsweise für fünf Jahre übernehmen, um die Verteilung und Verwendung der individuellen Sozialhilfe zu kontrollieren.
Bis heute habe ich von keiner Parlamentsentscheidung gehört. Die Entwürfe sollten eigentlich noch dieser Woche durch beide Kammern verabschiedet werden.
Die National Indigenous Times schreibt in ihrer Ausgabe vom 12. August von einer Debatte am 9.08. im Parlament. Dort hatte die neue liberale Senatorin von SA Mary Jo Fisher gesagt, dass die Ureinwohner die Bundesregierung um Hilfe im noch nie getanen Umfang bitten. Sie lobte zwar die bisherigen Ausgaben hielt diese aber nicht für ausreichend. Das war ihre Antrittsrede, um die Stelle der ehemaligen Ministerin Armanda Vanstone zu übernehmen. Es folgte eine längere Ausführung über ihre Kindheit auf einem Bauernhof in WA und über ihre Freundschaft zu Kindern des Aboriginal People.
Meiner Meinung nach passt das alles hervorragend in die Strategie von PM John Howard. In dieser aufgeheizten Atmosphäre schaden Reden nichts und bringen Zeit und Ruhe. Jede schnelle Entscheidung könnte zum Funken im Pulverfass werden. Wichtig ist, dass alle Geplante mal angesprochen wird, um dann nach einiger Zeit in aller Stille ruhig und konsequent realisiert zu werden. Das ist Howards Denk- und Handlungsweise.
Mal sehn, was die nächste Woche bringt. Doch ich bin mir sicher, PM Howard wird alles so durchführen, wie es angekündigt wurde.
There are for the Aboriginal People Buckley’s chance.

Image

Das Bild verdeutlicht aber nicht meine Meinung!!
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Hallo,

wichtig ist nur, dass es keine große Gewalt gibt. Die Karikatur zeigt es doch recht deutlich, da liegt gewaltig Ärger in der Luft.

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Neues aus Canberra

Es geht hoch her im Parlament. Irgendwie läuft die Sache nicht so, wie es PM Howard erwartete. Die Öffentlichkeit reagiert schon im Sinne von Howard. Die Diskussion über die befürchtete Landenteignung der Ureinwohner ist, auf die lange Bank geschoben, in seinen Augen gut, weil man dann später, bei der Enteignung keine neuen Argumente mehr erwarten braucht.
Aber das Parlament spielt nicht mit. Zum Erstaunen vieler Beobachter wollen sowohl der Senatsauschuss als auch die Mehrheit der Parlamentarier die drei ersten Gesetze so schnell wie möglich verabschieden. Dafür schien nach Howard (meine Meinung! ditido) die Zeit aber noch nicht reif zu sein,
Eine parlamentarische Mammutsitzung löst die nächste ab.
Es ist sicher bis zum Wochenende irgendeine oder irgend keine Entscheidung geben. Und es bleibt spannend.
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Die Ureinwohner Gesetzgebung passiert den Senat

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Die Ureinwohner Gesetzgebung passiert den Senat
Der Senat hat soeben allen Maßnahmen einschließlich der Permit Änderung zum Zugang zum Ureinwohner Land zugestimmt
Somit wird der Bundesregierung erlaubt, in den Ablauf des Lebens in den Ureinwohner Kommunen im Northern Territory einzugreifen.
Der Senat stimmte den geplanten Maßnahmen zu, die auch die Kontrollen über Alkohol und Pornographie beinhalten.
Die Regierung, die Senatoren der Labor Party und Familiy First’s Steve Fielding befürworteten, die Gesetze als Paket zu verabschieden. Dem widersprachen die die demokratischen Senatoren und die Grünen.
Der demokratische Senator Andrew Bartlettbirne sagt, dass er dagegen ist, weil es gefährlich ist.
„Am Ende des Tages musst du nehmen deinen Standplatz gefunden haben, was Du für richtig findest. Ob es funktionieren wird oder ob es nicht wird“ sagte er.
Mehrere demokratische Senatoren haben noch ihre Ablehnung des Gesamtpakets fast entschuldigend begründet.
Interessant ist dabei die Meinung der Grünen Senatorin Christine Milne, die sagte, sie befürchte, dass bei einer Verabschiedung der Gesetze im Paket der Schutz der Kinder ein Vorwand für die Änderungen der Besitztumsrechte auf das Land sein kann.
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