Aspekte der Rassenpolitik der Australier bis 2007
Posted: 26. May 2007 17:39
Die Rassenpolitik der Australier
Mit der Gründung des australischen Staates 19001 zementierte die gesetzgebende Versammlung in der Verabschiedung der Verfassung auch die Rassentrennung. In den 128 Paragraphen erscheint der Name der Ureinwohner nur zwei Mal. Das wissen die meisten Australier nicht. Und das interessiert sie scheinbar auch nicht. In §56, 16 steht, dass für die Ureinwohner besondere Gesetze gemacht werden müssen. Und in §127 wird festgelegt, die Ureinwohner bei Volkszählungen nicht mitzuzählen. Durch die Verfassung erhielten die Länder Gesetzeshoheit über die Ureinwohner, die seit 1902 auch vom Wahlrecht ausgeschlossen waren. Und die Jagden, die Vertreibungen und die Verschickung in Reservate waren nach der neuen Verfassung rechtmäßig.
Das Wahlrecht erhielten 1949 einige „auserwählte Ureinwohner“ So die, die im Militär gedient hatten, oder auch die, denen auf Landesebene besondere Verdienste anerkannt wurden. Formal wurden die Ureinwohner erst ab 1960 australischen Staatsbürger. Und erhielten 1962 allgemeines Wahlrecht auf Bundesebene. Das blieb aber bis 1967 eine Farce. Erst mit Bildung des immer noch umstrittenen "Referates für Aboriginal Angelegenheiten" wurde zumindest das Wahlrecht legalisiert und richtet sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die 10fach höhere Säuglingssterblichkeit bei den Ureinwohnern. Und der innenpolitische Streit geht seit Jahren um den Verbleib der Milliarden Dollar, die der australische Staat zur Lösung der medizinischen Probleme zur Verfügung stellte.
1978 ermöglichte die „Aboriginal Land Rights (Nothern Territory) Act erstmals den Ureinwohnern, Landansprüche auf die ehemaligen Stammesgebiete und zeremoniellen Plätze zu stellen. Die darauf einsetzende Polemik würde Bücher füllen.
1980 begann die etappenweise Aufhebung der Rassentrennung in den Schulen. Wie gesagt in Etappen!
Ein großer Erfolg für den Kampf um Gleichberechtigung der Ureinwohner war 1985 die Rückgabe von Ayers Rock (Uluru) an die ursprünglichen Besitzer. Und wer Interesse hat kann sich sicherlich beim Literaturstudium über die Vorgehensweise und die Motive beider Seiten, den Nationalpark dann sofort für 99 Jahre an die Weißen zu verpachten, wundern oder amüsieren.
1991 ist dann das große Jahr der gegenseitigen Anerkennung in der Innenpolitik der australischen Regierung. Die RECONCILLATION (We had no rights!) sollte ein Markstein in der Beziehung zu den Ureinwohnern sein.
Doch die Probleme, die bei der Rückgabe des Uluru schon offensichtlich wurden, verschärften sich 1993 als mit dem Mabo Gesetz „Terra nullius“ aufgehoben wurde. Innerhalb kurzer Zeit landeten bei der australischen Regierung Rückgabeansprüche der Ureinwohner auf 40 % des Landes. Die derzeitigen Besitzer sollten zwar nicht vertrieben werden, aber die Ureinwohner wollten das Durchgangsrecht, das Recht auf Jagd in dem Gebiet und die Freiheit zur Durchführung zeremonieller Treffen. Welch eine „Freude" unter den weißen Landbesitzern.
Die Regierung geriet in Handlungszwang. Und löste die Sache salomonisch. Zunächst wurde ab dem 26. Mai 1998 der „Sorry Tag“ eingeführt. Die ehrliche Meinung der Ureinwohner darüber verkneife ich mir. Denn da gab es 1998 ja noch das WIK Gesetz. Und das schränkte die Forderung auf Landrückgabe ein. Ausgenommen sind seitdem Gebiete, die vom Staat an Siedler oder Bergbaugesellschaften verpachtet sind (Uranproblem!!). Dafür gäbe es nach Prüfung eventuell eine finanzielle Entschädigung, die aus Steuereinnahmen nach Möglichkeit finanziert werden sollen.
Viele der Ansprüche laufen seitdem.
So war es erstaunlich und erfreulich, dass im Januar 2007 die Ureinwohner ihre Rechte auf die Regenwälder (60 Tausend Km²) an der australischen Ostküste zurück erhielten. Jetzt dürfen sie dort Fischen, Jagen und die National Parks verwalten. Die Ureinwohner sehen hier eine Chance ihr finanzielles, gesundheitliches und Bildungsdefizit zu verbessern. Mit dem „Native Title Service“ scheint eine starke Institution diese Ziel zu verfolgen. Warten wir ab. Auch auf die Reaktion der bisherigen alleinigen weißen Nutzer. Da neben Byron Bay weitere beliebte und lukrative Städte und Touristenstrände betroffen sind.
Denn die allgemeine Stimmung bei den Weißen ist nicht so, wie wir es oft in positiven Berichten lesen. 1999 lehnte das Parlament ab, in die Präambel der Verfassung aufzunehmen, dass das Aboriginal People das erste Volk in Australien war.
Dem folgte zwar ab 2000 mehrere Protestmärsche. Und auch die Wortmeldungen prominenter weißer Australier, Aber wer das Ohr an der Masse hat, weiß dass die Zustimmung zur vorbehaltlosen Gleichberechtigung noch ein weiter Weg sein wird.
Die Unruhen in Redfern halte ich für politisch falsch bewertet. Der Anlass mit dem Tod eines jungen Aboriginals war tragisch, hätte aber bei einem weißen Jungen auch passieren können. Wir haben zu dieser Zeit in Redfern gewohnt. Das Viertel in dem die Unruhen ausbrachen ist eine Art Slum, im dem Ureinwohner, Arbeitsscheue, Stadtstreicher, Randalierer und ewig Unzufriedene, wirtschaftlich und gesellschaftliche Gescheiterte wohnen. Als wir zwei Tage vor den Krawallen da durch gingen, schlug uns eine Woge von Hass und Misstrauen entgegen. So schnell wie möglich beendeten wir die „Besichtigung“.
Aber die Unruhen hatten auch etwas Gutes. Es gibt jetzt einen Jahrestag des Freiheitskampfes des Volkes der Ureinwohner, dem sich auch Weiße anschließen. Die Protestzelte 2004 gegenüber dem Parlament in Canberra waren Ausdruck der friedlichen Unzufriedenheit. Kein Polizist hätte gewagt, dagegen etwas zu unternehmen. Und nur so funktioniert eine Demokratie.
Je mehr die Ureinwohner ihr Recht auf Bildung einklagen und wahrnehmen, umso eher werden sie mit demokratischen Mitteln sich der Gleichberechtigung nähern.
Über eine neue Strömung bei den Ureinwohnern, nämlich den Wunsches nach Anerkennung noch mehr zu präzisieren, habe ich im Artikel zum Australia Day schon ausführlich Stellung bezogen.
ditido
Mit der Gründung des australischen Staates 19001 zementierte die gesetzgebende Versammlung in der Verabschiedung der Verfassung auch die Rassentrennung. In den 128 Paragraphen erscheint der Name der Ureinwohner nur zwei Mal. Das wissen die meisten Australier nicht. Und das interessiert sie scheinbar auch nicht. In §56, 16 steht, dass für die Ureinwohner besondere Gesetze gemacht werden müssen. Und in §127 wird festgelegt, die Ureinwohner bei Volkszählungen nicht mitzuzählen. Durch die Verfassung erhielten die Länder Gesetzeshoheit über die Ureinwohner, die seit 1902 auch vom Wahlrecht ausgeschlossen waren. Und die Jagden, die Vertreibungen und die Verschickung in Reservate waren nach der neuen Verfassung rechtmäßig.
Das Wahlrecht erhielten 1949 einige „auserwählte Ureinwohner“ So die, die im Militär gedient hatten, oder auch die, denen auf Landesebene besondere Verdienste anerkannt wurden. Formal wurden die Ureinwohner erst ab 1960 australischen Staatsbürger. Und erhielten 1962 allgemeines Wahlrecht auf Bundesebene. Das blieb aber bis 1967 eine Farce. Erst mit Bildung des immer noch umstrittenen "Referates für Aboriginal Angelegenheiten" wurde zumindest das Wahlrecht legalisiert und richtet sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die 10fach höhere Säuglingssterblichkeit bei den Ureinwohnern. Und der innenpolitische Streit geht seit Jahren um den Verbleib der Milliarden Dollar, die der australische Staat zur Lösung der medizinischen Probleme zur Verfügung stellte.
1978 ermöglichte die „Aboriginal Land Rights (Nothern Territory) Act erstmals den Ureinwohnern, Landansprüche auf die ehemaligen Stammesgebiete und zeremoniellen Plätze zu stellen. Die darauf einsetzende Polemik würde Bücher füllen.
1980 begann die etappenweise Aufhebung der Rassentrennung in den Schulen. Wie gesagt in Etappen!
Ein großer Erfolg für den Kampf um Gleichberechtigung der Ureinwohner war 1985 die Rückgabe von Ayers Rock (Uluru) an die ursprünglichen Besitzer. Und wer Interesse hat kann sich sicherlich beim Literaturstudium über die Vorgehensweise und die Motive beider Seiten, den Nationalpark dann sofort für 99 Jahre an die Weißen zu verpachten, wundern oder amüsieren.
1991 ist dann das große Jahr der gegenseitigen Anerkennung in der Innenpolitik der australischen Regierung. Die RECONCILLATION (We had no rights!) sollte ein Markstein in der Beziehung zu den Ureinwohnern sein.
Doch die Probleme, die bei der Rückgabe des Uluru schon offensichtlich wurden, verschärften sich 1993 als mit dem Mabo Gesetz „Terra nullius“ aufgehoben wurde. Innerhalb kurzer Zeit landeten bei der australischen Regierung Rückgabeansprüche der Ureinwohner auf 40 % des Landes. Die derzeitigen Besitzer sollten zwar nicht vertrieben werden, aber die Ureinwohner wollten das Durchgangsrecht, das Recht auf Jagd in dem Gebiet und die Freiheit zur Durchführung zeremonieller Treffen. Welch eine „Freude" unter den weißen Landbesitzern.
Die Regierung geriet in Handlungszwang. Und löste die Sache salomonisch. Zunächst wurde ab dem 26. Mai 1998 der „Sorry Tag“ eingeführt. Die ehrliche Meinung der Ureinwohner darüber verkneife ich mir. Denn da gab es 1998 ja noch das WIK Gesetz. Und das schränkte die Forderung auf Landrückgabe ein. Ausgenommen sind seitdem Gebiete, die vom Staat an Siedler oder Bergbaugesellschaften verpachtet sind (Uranproblem!!). Dafür gäbe es nach Prüfung eventuell eine finanzielle Entschädigung, die aus Steuereinnahmen nach Möglichkeit finanziert werden sollen.
Viele der Ansprüche laufen seitdem.
So war es erstaunlich und erfreulich, dass im Januar 2007 die Ureinwohner ihre Rechte auf die Regenwälder (60 Tausend Km²) an der australischen Ostküste zurück erhielten. Jetzt dürfen sie dort Fischen, Jagen und die National Parks verwalten. Die Ureinwohner sehen hier eine Chance ihr finanzielles, gesundheitliches und Bildungsdefizit zu verbessern. Mit dem „Native Title Service“ scheint eine starke Institution diese Ziel zu verfolgen. Warten wir ab. Auch auf die Reaktion der bisherigen alleinigen weißen Nutzer. Da neben Byron Bay weitere beliebte und lukrative Städte und Touristenstrände betroffen sind.
Denn die allgemeine Stimmung bei den Weißen ist nicht so, wie wir es oft in positiven Berichten lesen. 1999 lehnte das Parlament ab, in die Präambel der Verfassung aufzunehmen, dass das Aboriginal People das erste Volk in Australien war.
Dem folgte zwar ab 2000 mehrere Protestmärsche. Und auch die Wortmeldungen prominenter weißer Australier, Aber wer das Ohr an der Masse hat, weiß dass die Zustimmung zur vorbehaltlosen Gleichberechtigung noch ein weiter Weg sein wird.
Die Unruhen in Redfern halte ich für politisch falsch bewertet. Der Anlass mit dem Tod eines jungen Aboriginals war tragisch, hätte aber bei einem weißen Jungen auch passieren können. Wir haben zu dieser Zeit in Redfern gewohnt. Das Viertel in dem die Unruhen ausbrachen ist eine Art Slum, im dem Ureinwohner, Arbeitsscheue, Stadtstreicher, Randalierer und ewig Unzufriedene, wirtschaftlich und gesellschaftliche Gescheiterte wohnen. Als wir zwei Tage vor den Krawallen da durch gingen, schlug uns eine Woge von Hass und Misstrauen entgegen. So schnell wie möglich beendeten wir die „Besichtigung“.
Aber die Unruhen hatten auch etwas Gutes. Es gibt jetzt einen Jahrestag des Freiheitskampfes des Volkes der Ureinwohner, dem sich auch Weiße anschließen. Die Protestzelte 2004 gegenüber dem Parlament in Canberra waren Ausdruck der friedlichen Unzufriedenheit. Kein Polizist hätte gewagt, dagegen etwas zu unternehmen. Und nur so funktioniert eine Demokratie.
Je mehr die Ureinwohner ihr Recht auf Bildung einklagen und wahrnehmen, umso eher werden sie mit demokratischen Mitteln sich der Gleichberechtigung nähern.
Über eine neue Strömung bei den Ureinwohnern, nämlich den Wunsches nach Anerkennung noch mehr zu präzisieren, habe ich im Artikel zum Australia Day schon ausführlich Stellung bezogen.
ditido