Ehemalige Deutsche in Down under
Posted: 6. April 2007 10:23
Ein australodeutscher Weltenbummler
Wir waren unterwegs in Queensland. Wollten nach Crows Nest.
In Hampton stand ein Visitor Centre in einem über 100 Jahre alten renovierten Gebäude. Der dortige Mitarbeiter war sehr freundlich und Hilfsbereit. Zwischendurch haben wir wohl auch Deutsch gesprochen. Darauf sagte der ältere Herr „Sie können ruhig Deutsch mit mir reden. Ich stamme aus Deutschland!“ Er hatte uns für Skandinavier gehalten. So erfuhren wir, dass in dieser Gegend eigentlich Toowoomba das Non plus Ultra sei. Aber für einen Kurzaufenthalt würde sich Crows Nest, 13 Ki-lometer nördlich, gut eigenen. Dann erhielten wir eine Fülle von Informationsmaterial und eine Menge Hinweise über Unter-kunft und Sehenswürdigkeiten von Toowoomba. Klaus, wie der Deutsche hieß, lebte in Highfield, einem kleinen Ort 20 Kilometer südlich. Er war Pensionär und arbeitet freiwillig jedes dritte Wochenende unentgeltlich als Volontär im Visitor Centre. Und es machte ihm, wie auch allen anderen Volontären mit denen wir gesprochen haben, einen Heidenspaß, mitzuhelfen, damit Down under sich den Gästen gut präsentiert.
Es war der 10. Dezember, ein Samstag. Zwei Tage später woll-ten wir weiter nach Toowoomba. Mit einem überraschenden, ungeplanten Zwischenstopp in Highfield. Wir hatten in Crows Nest einen schönen Bungalow in einen Caravan Park gefunden, waren gerade vom Besuch der beiden Stauseen zurückgekom-men. Als es vor unserem Bungalow hupte. Ein dunkler Jeep stand vor der Tür, aus dem Klaus, der Volontär des Visitor Centre in Hampton kletterte. „Bin ich froh, dass ich Euch noch gefunden habe“ schmunzelte er. „Aber als ich nach dem Dienst zu Hause war, fiel mir ein, dass die Unterkunft, die ich Euch für Toowoomba empfohlen habe, zurzeit geschlossen ist.“ Das muß man sich einmal vorstellen. Da fährt ein Aussi, der er mittler-weile ist, über 20 Kilometer, um zwei wildfremden Touristen eine Information zu bringen. Keine Frage, dass wir ein ganzes Stück bei einem kühlen Bier zusammen saßen. Schließlich hat uns Klaus für Montagvormittag noch zu sich eingeladen. Er war sämtliche Unterkünfte in Crows Nest abgefahren, auf der Suche nach einem Mann mit weißem Hut und einer hübschen Frau.
Gern folgten wir seiner Einladung auf einen Morgenkaffee bei unserer Weiterfahrt nach Toowoomba. Zunächst wieder durch Hampton, dann passierten wir Carbalah. Ein Weiler mit süd-amerikanischen und mexikanischen Flair. Und dem Pub „Far-mers Arm“, der am längsten die Lizenz für Alkoholausschank in Queensland besitzt.
Highfield liegt nur 13 Kilometer vor Toowoomba. Eine Sied-lung mit gepflegten Anwesen und einem überraschend vielseitigen Einkaufszentrum. In einer Nebenstrasse wohnt Klaus Tschoarn. Ursprünglich stammt Klaus aus Ostpreußen. In Deutschland erlernte er den Beruf eines Ingenieurs für Maschi-nenbau. Seine Eltern lebten damals in Dresden. Er arbeitet zu-nächst in Bremen, dann in Köln. Sein AHA Erlebnis hatte der eigentlich zufrieden Mann im Winter 1963/64 an einer Kölner Straßenbahnhaltestelle. Frierend und schneebedeckt, im Freien auf die Bahn wartend, stellte sich die Frage „Muß ich mir das antun?“ Immer drängender wurde der Wunsch nach dem Daueraufenthalt in einem sonnigen Land. Wobei er allerdings zu-nächst auch Kanada mit seiner tollen Natur und den interessan-ten Aufgaben für einen Ingenieur, mit ins Kalkül zog. Aber der Wusch nach Wärme und Sonne überwog. Australien wäre schon damals vielleicht ein Thema gewesen. Aber die beteilig-ten sich am Vietnamkrieg und erwarteten von den jungen Neu-bürgern natürlich eine „nationale Bewährung“. So blieb 1964 Südafrika erste Wahl. Die Kenntnisse eines deutschen Ingenieurs waren dort im Minenbetrieb sehr gefragt. Klaus verdiente weit besser als in Deutschland, lernte in SA seine spätere Frau kennen, heiratete. Und es ging der Familie gut, Aber die zu-nehmenden Rassenunruhen veranlassten ihn 1972 nun doch, die alte Überlegung Australien wieder ins Auge zu fassen. Und die Aussies nahmen den mittlerweile zum Minenabbauexperten gewordenen Deutschen gern. Bewegte Zeiten erlebte er in Down under. Zunächst arbeitete er im Eisenerztagebau in Wickham. Über diese geschichtsträchtige Gegend habe ich im ersten Australienbuch ausführlich erzählt. Dann kam ein Inter-mezzo in Perth. Bald hatten sich die Fähigkeiten des Ingenieurs in Fachkreisen bis nach Queensland herum gesprochen. Dem guten Angebot an der Goldküste folgte noch eine Tätigkeit im Hinterland von Queensland. Hier gefiel es Klaus Tschoarn sehr. Auch, weil durch die frühere Ansiedlung vieler Lutheraner ein für Deutsche positives Klima herrschte. So widersprach er zwar nicht unseren schlechten Erfahrungen mit dem German Club in Brisbane. Sagte aber, dass hier in dieser Region bis zur Küste viele sehr gastfreundliche ehemalige Deutsche siedeln. Und wir waren uns nach dem Besuch eigentlich sicher, dass wir uns im Falle einer Übersiedlung bei den freundlichen Queensländern wohl fühlen würden. Gut zu wissen. Besonders, wenn die Zu-stände in Deutschland durch die Inkompetenz der deutschen Regierung auch für Rentner unerträglich wird. Noch stehen wir zu unserer Entscheidung, doch in Deutschland zu bleiben.
Die Machbarkeit für Rentner bestätigte Klaus am Beispiel sei-ner Eltern, die ihm folgten und nunmehr seit Jahren zufrieden in Down under leben.
Klaus Tschoarn ist der Bruttotyp des erfolgreichen deutschen Übersiedlers. Kein Glücksritter. Ein Fachmann, der für seine gute Arbeit auch gut honoriert wurde. Zu seinem wirtschaftli-chen Glück passte natürlich der wirtschaftliche Aufschwung Australiens seit 1996. Er hat sich mit den Rücklagen, den Ren-ten (auch aus Deutschland) und einem Eigenheim mit Einlieg-erwohnung eine Basis für den sicheren Lebensabend geschaffen. Mittlerweile ist er naturalisiert, liebt Australien und insbe-sondre Queensland mit seinen Menschen. Seine Tätigkeit als freiwilligerer Volontär macht ihm viel Spaß, da er ständig ande-re Menschen aus vielen Nationen kennen lernt.
Interessant ist auch seine, wie er meint auf viele Australier zu-treffende, politische Auffassung. Nach seiner Erfahrung gibt es in Down under den so genannten Sieben Jahres Rhythmus. Und in diesem Rhythmus wechseln nicht nur die Regierungen, son-dern auch die Konjunkturen.
Eigentlich viel zu kurz war unser Besuch in Highfield. Aber wir wollten ja noch weiter. Fuhren mit dem Bewusstsein, wieder einmal einen Deutschen begegnet zu sein, dem der Wechsel nach Australien gut getan hat. Und der jetzt die positiven Eigenschaften eines Deutschen mit der Lockerheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft eines Australiers verbindet.
Thank you Klaus Tschoarn. And have a good time always.
ditido
Wir waren unterwegs in Queensland. Wollten nach Crows Nest.
In Hampton stand ein Visitor Centre in einem über 100 Jahre alten renovierten Gebäude. Der dortige Mitarbeiter war sehr freundlich und Hilfsbereit. Zwischendurch haben wir wohl auch Deutsch gesprochen. Darauf sagte der ältere Herr „Sie können ruhig Deutsch mit mir reden. Ich stamme aus Deutschland!“ Er hatte uns für Skandinavier gehalten. So erfuhren wir, dass in dieser Gegend eigentlich Toowoomba das Non plus Ultra sei. Aber für einen Kurzaufenthalt würde sich Crows Nest, 13 Ki-lometer nördlich, gut eigenen. Dann erhielten wir eine Fülle von Informationsmaterial und eine Menge Hinweise über Unter-kunft und Sehenswürdigkeiten von Toowoomba. Klaus, wie der Deutsche hieß, lebte in Highfield, einem kleinen Ort 20 Kilometer südlich. Er war Pensionär und arbeitet freiwillig jedes dritte Wochenende unentgeltlich als Volontär im Visitor Centre. Und es machte ihm, wie auch allen anderen Volontären mit denen wir gesprochen haben, einen Heidenspaß, mitzuhelfen, damit Down under sich den Gästen gut präsentiert.
Es war der 10. Dezember, ein Samstag. Zwei Tage später woll-ten wir weiter nach Toowoomba. Mit einem überraschenden, ungeplanten Zwischenstopp in Highfield. Wir hatten in Crows Nest einen schönen Bungalow in einen Caravan Park gefunden, waren gerade vom Besuch der beiden Stauseen zurückgekom-men. Als es vor unserem Bungalow hupte. Ein dunkler Jeep stand vor der Tür, aus dem Klaus, der Volontär des Visitor Centre in Hampton kletterte. „Bin ich froh, dass ich Euch noch gefunden habe“ schmunzelte er. „Aber als ich nach dem Dienst zu Hause war, fiel mir ein, dass die Unterkunft, die ich Euch für Toowoomba empfohlen habe, zurzeit geschlossen ist.“ Das muß man sich einmal vorstellen. Da fährt ein Aussi, der er mittler-weile ist, über 20 Kilometer, um zwei wildfremden Touristen eine Information zu bringen. Keine Frage, dass wir ein ganzes Stück bei einem kühlen Bier zusammen saßen. Schließlich hat uns Klaus für Montagvormittag noch zu sich eingeladen. Er war sämtliche Unterkünfte in Crows Nest abgefahren, auf der Suche nach einem Mann mit weißem Hut und einer hübschen Frau.
Gern folgten wir seiner Einladung auf einen Morgenkaffee bei unserer Weiterfahrt nach Toowoomba. Zunächst wieder durch Hampton, dann passierten wir Carbalah. Ein Weiler mit süd-amerikanischen und mexikanischen Flair. Und dem Pub „Far-mers Arm“, der am längsten die Lizenz für Alkoholausschank in Queensland besitzt.
Highfield liegt nur 13 Kilometer vor Toowoomba. Eine Sied-lung mit gepflegten Anwesen und einem überraschend vielseitigen Einkaufszentrum. In einer Nebenstrasse wohnt Klaus Tschoarn. Ursprünglich stammt Klaus aus Ostpreußen. In Deutschland erlernte er den Beruf eines Ingenieurs für Maschi-nenbau. Seine Eltern lebten damals in Dresden. Er arbeitet zu-nächst in Bremen, dann in Köln. Sein AHA Erlebnis hatte der eigentlich zufrieden Mann im Winter 1963/64 an einer Kölner Straßenbahnhaltestelle. Frierend und schneebedeckt, im Freien auf die Bahn wartend, stellte sich die Frage „Muß ich mir das antun?“ Immer drängender wurde der Wunsch nach dem Daueraufenthalt in einem sonnigen Land. Wobei er allerdings zu-nächst auch Kanada mit seiner tollen Natur und den interessan-ten Aufgaben für einen Ingenieur, mit ins Kalkül zog. Aber der Wusch nach Wärme und Sonne überwog. Australien wäre schon damals vielleicht ein Thema gewesen. Aber die beteilig-ten sich am Vietnamkrieg und erwarteten von den jungen Neu-bürgern natürlich eine „nationale Bewährung“. So blieb 1964 Südafrika erste Wahl. Die Kenntnisse eines deutschen Ingenieurs waren dort im Minenbetrieb sehr gefragt. Klaus verdiente weit besser als in Deutschland, lernte in SA seine spätere Frau kennen, heiratete. Und es ging der Familie gut, Aber die zu-nehmenden Rassenunruhen veranlassten ihn 1972 nun doch, die alte Überlegung Australien wieder ins Auge zu fassen. Und die Aussies nahmen den mittlerweile zum Minenabbauexperten gewordenen Deutschen gern. Bewegte Zeiten erlebte er in Down under. Zunächst arbeitete er im Eisenerztagebau in Wickham. Über diese geschichtsträchtige Gegend habe ich im ersten Australienbuch ausführlich erzählt. Dann kam ein Inter-mezzo in Perth. Bald hatten sich die Fähigkeiten des Ingenieurs in Fachkreisen bis nach Queensland herum gesprochen. Dem guten Angebot an der Goldküste folgte noch eine Tätigkeit im Hinterland von Queensland. Hier gefiel es Klaus Tschoarn sehr. Auch, weil durch die frühere Ansiedlung vieler Lutheraner ein für Deutsche positives Klima herrschte. So widersprach er zwar nicht unseren schlechten Erfahrungen mit dem German Club in Brisbane. Sagte aber, dass hier in dieser Region bis zur Küste viele sehr gastfreundliche ehemalige Deutsche siedeln. Und wir waren uns nach dem Besuch eigentlich sicher, dass wir uns im Falle einer Übersiedlung bei den freundlichen Queensländern wohl fühlen würden. Gut zu wissen. Besonders, wenn die Zu-stände in Deutschland durch die Inkompetenz der deutschen Regierung auch für Rentner unerträglich wird. Noch stehen wir zu unserer Entscheidung, doch in Deutschland zu bleiben.
Die Machbarkeit für Rentner bestätigte Klaus am Beispiel sei-ner Eltern, die ihm folgten und nunmehr seit Jahren zufrieden in Down under leben.
Klaus Tschoarn ist der Bruttotyp des erfolgreichen deutschen Übersiedlers. Kein Glücksritter. Ein Fachmann, der für seine gute Arbeit auch gut honoriert wurde. Zu seinem wirtschaftli-chen Glück passte natürlich der wirtschaftliche Aufschwung Australiens seit 1996. Er hat sich mit den Rücklagen, den Ren-ten (auch aus Deutschland) und einem Eigenheim mit Einlieg-erwohnung eine Basis für den sicheren Lebensabend geschaffen. Mittlerweile ist er naturalisiert, liebt Australien und insbe-sondre Queensland mit seinen Menschen. Seine Tätigkeit als freiwilligerer Volontär macht ihm viel Spaß, da er ständig ande-re Menschen aus vielen Nationen kennen lernt.
Interessant ist auch seine, wie er meint auf viele Australier zu-treffende, politische Auffassung. Nach seiner Erfahrung gibt es in Down under den so genannten Sieben Jahres Rhythmus. Und in diesem Rhythmus wechseln nicht nur die Regierungen, son-dern auch die Konjunkturen.
Eigentlich viel zu kurz war unser Besuch in Highfield. Aber wir wollten ja noch weiter. Fuhren mit dem Bewusstsein, wieder einmal einen Deutschen begegnet zu sein, dem der Wechsel nach Australien gut getan hat. Und der jetzt die positiven Eigenschaften eines Deutschen mit der Lockerheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft eines Australiers verbindet.
Thank you Klaus Tschoarn. And have a good time always.
ditido