Ich weiß nicht, wie viele der Forum Leser den Namatjira Drive gefahren sind. Aber ich bin mir sicher, dass nicht viele wissen, woher dieser Name kommt.
Wenn man in Richtung West MacDonnell Range The Alice verlässt, fährt man zunächst auf dem Larapinta Drive. Noch am Stadtausgang ist nach dem Kreisverkehr der zweite Abzweig nach Links die Memorial Avenue. Nur wenige Meter kommt auf der rechten Seite der Memorial Cemetery. Hier sind, nach Meinung der Stadtväter von Alice, neben Pionieren der ersten Tage auch die wichtigsten Persönlichkeiten begraben.
Seien es der Landvermesser Bell Lasseter, der durch den Goldfund am Lasseters Reef bekannt wurde oder der Buschmann Bob Buck, der bei seiner Suche möglicherweise Lasseters Körper in einen Sandgrab fand. Dieser Bob Buck war ein in ganz Zentral Australien berühmter und geachteter Buschmann. Aber diese Story kennen die Leser meines Australienbuches bereits.
In der zentralen südlichen Sektion des Friedhofes liegt auch das Grab von Albert Namatjira. Albert wurde am 28. Juli 1902 in Hermannsburg geboren.

Eigentlich nannten ihn seine Eltern Elea. Aber in der christlichen Mission mussten sie den christlichen Glauben annehmen und aus Elea wurde Albert. Bis zu diesem Zeitpunkt lebte die Familie in der Wüste des Nothern Territory. Jedoch brach der Kontakt zum Stamm niemals ab. Trotzdem wurde Albert erst mit 13 Jahren in feierlich in einem Aboriginal Ritual in die Sitten und Gebräuche seines Volkes eingeführt und im Aranda Stamm aufgenommen.
Sechs Monate lebte Albert mit seinem Stamm im Busch, wurde in dieser Zeit über das Leben seines Volkes durch die Stammesältesten unterwiesen.
Später arbeitet er als Kameltreiber und lernte all die Schönheiten seines Landes., all die verborgenen Plätze und Traumzeitorte seines Volkes kennen und lieben.
Bald heiratet er Ilkalita, die aus einer Nachbargemeinschaft stammte. Sie bauten sich in der Nähe der Mission ein Haus. Und Albert versuchte mit Gelegenheitsjobs sein Familie zu ernähren. Dazu gehörte auch der Die Herstellung und der Verkauf von Kunstgegenständen.
Als er 1934 zwei Maler aus Melbourne in der Mission traf und deren Bilder sah, beschloss, endlich richtig zu malen. Und als er 1936 dem Maler Rex Battarbee anbot, ihm motivreiche Plätze zu zeigen, gab dieser ihm als Gegenleistung Unterricht im Malen. Albert muß ein guter Schüler und ein Naturtalent gewesen sein, denn seine ersten Ausstellung in Melbourne 1938 und weiter in Sydney uns Adelaide endeten jeweils mit einem totalen Ausverkauf seiner Bilder. Bald war er nicht nur in Down under, sondern in der ganzen Welt berühmt und bekannt. Ein Umstand, der die Queen veranlasste ihn 1953 mit der „Queens Coronation Medaille“ auszuzeichnen. 1954 wurde er in Canberra sogar von Elisabeth II., die von seinen Bildern begeistert war, zu einem Gespräch empfangen

Er wurde zum ersten weltberühmten Maler der Ureinwohner. Nicht zuletzt, weil sein Malstil sich stark an westliche Elemente anlehnte. Seine wunderschönen Landschaftsbilder erzählen von der Landschaft im roten Zentrum und waren so grundverschieden von den spirituellen Bildern der bisherigen Aboriginal Kultur.
Natürlich tauchten sofort Kritiker auf, die meinten Albert würde lediglich den Malstil von Battarbee imitieren.
Dem widersprechen aber schon die Verkaufsergebnisse.
Nun war er berühmt und hatte auch genügend Geld. Und er sehnte sich zurück, weg aus den großen Städten, in die Weite und Ruhe des Outbacks. Da war die Idee, eine Rinderfarm zu pachten. Doch das war ihm als Angehörigen des Aboriginal People nicht erlaubt. Und ein Hausbau in Alice Springs wurde ihm aus dem gleichen Grund verwehrt. Er wäre kein Australier, wurde ihm mitgeteilt.
Da saß er nun, ein weltbekannter Künstler, von der Queen nicht nur geehrt sondern auch persönlich empfangen. Und er durfte im Land seiner Vorfahren kein Haus in einer Stadt der Weißen bauen.
Nur hatte die australische Administration nicht mit der Empörung der Weltöffentlichkeit und den Reaktionen und Protesten aus dem eigenen Land gerechnet. Mehr dem Druck, als einer Überzeugung folgend, zumal durch das Aufsehen ein weltweites Interesse an der Lage der Ureinwohner entstand, erteilte man Albert Namatjira und seiner Frau als erste der Ureinwohner die australische Staatsbürgerschaft. Damit ver-bunden war das Recht zur Wahl zu gehen, in einem Hotel ein Zimmer zu mieten, Grundstücke zu erwerben oder ein Haus zu bauen. Das war 1957. Und es dauerte weiter 10 Jahre, bis die Regierung diese Rechte allen Ureinwohner zusprach.
Als Australier konnte Albert jetzt auch unkontrolliert Alkohol kaufen. Natürlich erwarteten seine Aboriginal Freunde, dass er weiterhin alles mit ihnen teilen würde. Auch den Alkohol. Das aber verbot das Gesetz. Und über diese Falle wollte man Albert doch wieder in der Gesellschaft der Australier zumindest isolieren. Die Polizei warf ihm die Versorgung der Ureinwohner mit Alkohol vor. Das Gericht glaubte seinen Unschuldsbeteuerungen nicht. So kam Albert Namatjira, zu dieser Zeit einer der größten Künstler Australiens, ins Gefängnis.
Es gibt viele Möglichkeiten, einen Mann zu brechen. Für Albert war es das Gefängnis. Er sah sich als Mensch und Künstler missverstanden. Als er nach zwei Monaten wieder entlassen wurde hatte er keinen Willen mehr. Er wollte nicht kämpfen, er wollte nicht mehr malen, er wollte nicht mehr leben.
Albert Namatjira starb am 8. August 1959 im Alter von 57 Jahren. Doch hat sein Lebenswerk viele Ureinwohner zum Malen inspiriert, sind seine Bilder noch heute weltweit gefragt. Unter seinen Nachfolgern sind auch seine drei Söhne Ewald, Enos und Keith.
So schätzt man den Wert des Bildes „Landscape with Ghost Gum“ auf 20 bis 30 Tausend Dollar. Vergleichen sie selbst, wie nah Albert in seinen Bildern der wirklichen Natur kam. Und nicht wenige Kritiker bezeichnen seinen Mut aus Überzeugung in seinen Bildern die Natur mit kräftig Farben und violetter Tönung zu malen als sehr avantgardistisch, um dem damals vorherrschenden platten urbanen Stil entgegen zu treten.

Sein Leben zeigte den weißen Australiern die Ungerechtigkeit rassistischer Gesetze und steuerte zu lange überfälligen Veränderungen für diese Menschen bei.
Und mit Recht befindet sich sein Grab auf dem Memorial Cemetery in Alice Springs. 2002 hat das Council von Alice Springs unterstützt vom Rotary Club an seinem Grab zwei Ghost Gum gepflanzt, sowie eine schattige Sitzmöglichkeit geschaffen.
Evelyn Patuaua schrieb zu seinem Gedenken:
"Der Tod von Albert Namatjira am 8. August 1959, im 58. Lebensjahr, war nicht nur ein großer Verlust für die Australische Kunstszene, sondern traf auch empfindlich die Aboriginal Kunstbewegung in Zentral Australien.“
Die Farbe des Titel ist violett. Zufällig haben Albert und ich die gleiche Lieblingsfarbe.
ditido