Australische Selbsttore in Flora und Fauna

Versuch einer beschreibenden Analyse - Situation der Ureinwohner in Vergangenheit und Gegenwart / Hier wird nur gelesen, Diskussionen bitte im Forum "Land und Leute / Teil 1" oder im Thema "Geschichten der Ureinwohner Australiens".
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ditido
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Australische Selbsttore in Flora und Fauna

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Die „eingeführten“ schädlichen Tierarten
Leseprobe aus "Und immer weiter zur Sonne"

Das Sprichwort vom gebrannten Kind, das das Feuer scheut wird es doch wohl auch im Englischen geben? Oder nicht? Die Aussies halten es mit dem „Never too late to repent (Für Reue ist es nie zu spät)!“
Da hatte man zum Beispiel 1788 die große Pleite mit den Füchsen. Zur Befriedigung des Jagdtriebes wurden einige Füchse aus England eingeführt und ausgesetzt. Die Auswirkungen auf die Infrastruktur waren verheerend.
Der Präsident des australischen National Biodiversity Council sagte „Australien hält weltweit den Rekord in der Ausrottung einheimischer Säugetiere. Fast jede Art, jede Population einheimischer Tiere und Pflanzen ist in diesem Land dezimiert. Meisten um mehr als 90 %“.
Schon schnell erkannten die Siedler, dass Fuchs und Katze als Terroristen im australischen Busch unter der einheimischen Tierwelt gründlich aufräumte. Und in dieser Situation kam 1854 Thomas Austen von Geelong in Victoria auf die verhängnisvolle Idee, 24 wilde Kaninchen aus England zum Zwecke der Jagd für sich und seine Nachbarn einzuführen. Er kreuzte die wilden Tiere mit zahmen Kaninchen. Deren Nachkommen zog er in umzäunten Anlagen auf. Er hoffte so eine neue Verdienstmöglichkeit gefunden zu haben. Aus der angeblich sicheren Umzäunung einmal ausgebrochen wurde die größte Naturkatastrophe in der australischen Geschichte in Gang gesetzt, deren immer nur begrenzte Bekämpfung unendlich viele Mittel verschlang. Obwohl Austen und seine Freunde Kaninchen nun am laufenden Band schossen, vermehrten die sich eben wie die Karnickel. Die 34.000 getöteten Kaninchen 1866 waren ein Tropfen auf den heißen Stein. Schon 1872 baten die Siedler die Regierung von Victoria um Maßnahmen zur Bewältigung der Kaninchenplage. Der Vater des späteren Direktors der CSIRO, der Farmer Casey schrieb 1880 „Die Kaninchen sind eine reale Bedrohung. Jeden Tag finde ich neue Zeichen dieser Scheusale. Obwohl wir tun was wir können, ich glaube in drei oder vier Jahren werden sie überall sein“.
1887 waren die Tiere „im Besitz“ von NSW. In den ersten acht Monaten wurden über 10 Millionen Kaninchen getötet, ohne die Ausbreitung einzuschränken. Gift, Fallen und Jagd halfen nicht. Die Kaninchen durchquerten den Kontinent und begannen West Australia zu erobern.
Alles was Fuchs und Katze nicht geschafft hatten vollendeten die Kaninchen. Fast 300 Millionen zählte man um die Jahrhundertwende. Unter der zusätzlichen Belastung durch 24 Millionen Rinder und 120 Millionen Schafe und Ziegen wurde der Lebensraum der australischen Beuteltiere vernichtet, waren viele Pflanzen zum Eingehen verurteilt. Es ist eine schreckliche Bilanz im Tier- und Pflanzenbereich seit und durch die Besiedlung mit Europäern. 28 Beuteltierarten gibt es nicht mehr. Weitere 26 existieren nur noch auf winzigen Inseln vor der Küste.
Und damit ja nicht auch die größeren Tiere ungeschoren bleiben führte man 1935 die Aga Kröte gegen den Zuckerrohrkäfer aus Hawaii ein, deren Gift sogar Krokodile tötet. Die Australier stehen dem Terror durch eingeführte Tiere hilflos gegenüber. Die Wasserbüffel im NT schossen australische Buffalo Bills ab, Katze und Fuchs versucht man mit Foxbait 1080, ein Gift der Erbsen der Gattung Gastrolobium, zu töten. Das ist eine einheimische Erbse, gegen deren Gift die australischen Wildtiere immun sind. Jedes Jahr werden allein in Westaustralien 700.000 solche Köder per Flugzeug abgeworfen. Doch die Katzen benötigen eine besondere Art der Bekämpfung. Übliche Köder verschmähen sie, da sie Frischfleisch bevorzugen. Ein auf Katzengeschmack abgestimmter Giftköder und der „Chirper“, ein batteriegeladenes Katzengeräusche verbreitendes Gerät, halfen die Katzenzahl um 80% zu reduzieren. Zurzeit setzt man auf einen Köder für Füchse, der durch eine Immunreaktion ein Absterben von Spermien und Eizellen bedingt. Und auf eine bei Mäusen erfolgreich getestete „Familienplanung“ mit einem das Tier sterilisierenden Virus. Das muß sich aber erst noch in freier Natur bewähren.
Im Kampf gegen die Kaninchen hoffen alle auf Hilfe durch die CSIRO, einem unabhängigen, aber mit der Regierung zusammen arbeitenden Forschungsinstitut. Bei dessen Gründung 1926 gab es nur eine Hauptaufgabe für die Landwirtschaft: Rettung der Ernten und Wiederbeschaffung des Lebensraums für Rinder und Schafe durch Reduktion der Kaninchenzahlen. West Australien stellte sich dem Problem schon 1896. Bei einer Expedition berichtete Arthur Mason, dass die Kaninchen zunächst ein Gebiet zwischen Eucla an der Grenze zu Süd Australien und Coolgardie, der Goldgräberstadt im Süden erobert hatten. Er schlug die Errichtung eines Zaunes zur Verhinderung der weiteren Ausbreitung nach dem Westen vor. Spätere Untersuchungen bestätigten seinen Situationsbericht. So erhielt Arthur Canning den Auftrag, einen für Kaninchen unpassierbaren Zaun zwischen der Südküste und der Nordwestküste zu errichten. Der erste Zaun zwischen der Nähe von Esperance im Süden bis nahe an Port Hedland im Norden wurde zwischen 1902 und 1907 gebaut. Ein weiterer Zaun von Port Ann im Fitzgerald River National Park verlief parallel zu dem ersten Zaun und traf bei Yalgoo auf einen Querzaun, der von Wiluna zur Westküste gezogen wurde. Dieses Vorhaben war schon 1905 beendet. Ein dritter Zaun Richtung Shark Bay, fertig gestellt 1907, vervollständigte das Projekt.
Mit 3255 Kilometern Zaun zur Abwehr der Kaninchen hat WA einen weiteren Weltrekord aufgestellt. Und die Experten diskutieren seit dem Bau über seine Zweckmäßigkeit. Ab 1948 wurde in einigen Landesteilen die Kontrolle auf Weisung örtlicher Amtsträger beendet. Verschieden Zaunabschnitte waren an Farmer verkauft, die den Zaun verkommen ließen. Andere Gebiete wiederum verstärkten die Bemühungen um den Zaun, den sie auch als Abwehr gegen Hunde, Füchse, Emus, Kängurus und wilde Ziegen nutzen wollten. Den Schutz vor Kängurus würde ich dabei nicht so eng sehen, seitdem ich einmal Kängurus locker über ein 1,50 Meter hohes Gatter springen sah.
Eine deutlich Reduzierung der Kaninchen trat ein als die CSIRO 1949 den Einsatz von Myxomatose Viren empfahl, durch den die Kaninchenpopulation innerhalb eines Jahres von 600 Millionen auf 100 Millionen Tiere zurückging. Dabei nutzte man seit 1970 auch niedrig virulente Myxomatosestämme, bei denen die Tiere nicht gleich starben, sondern noch andere Tiere infizieren konnten. Auch die Einführung der spanischen Kaninchenfliege, die bei der Übertragung des Virus sogar starb, wurde diskutiert. denn die australische Fliegen und Moskitos vertrugen leider den Virus phantastisch. Es kam zu dieser eindrucksvollen Reduzierung. Bis? Ja, bis die Kaninchen gegen diese Viren Abwehrstoffe bildeten und resistent wurden.
Zurzeit leistet der Calici Virus in Australien ganze Arbeit. Tausende verendete Kaninchen sind die Folge. Dieser natürliche Krankheitserreger, der aus China stammt, wurde auf einer Insel vor Australien noch getestet, als wahrscheinlich Insekten ihn „ohne Genehmigung“ auf das Festland trugen. Aber es bestehen große Zweifel, ob neue biologisch kontrollierte Maßnahmen, eingeschlossen die Antikonzeption, die bisherigen grauenvollen Maßnahmen, wie Viren, Gift, Fallen, Abschuss oder Ausräuchern, ersetzten können.
Im Januar 1951 sprach Casey, mittlerweile verantwortlicher Minister, weitsichtig zu den australischen Landsleuten im Rundfunk: „Es ist bewiesen, dass acht Kaninchen das Weideland für die Nahrungsgrundlage eines Schafes zerstören. Die Myxomatose hat immerhin so viele Kaninchen getötet, dass mindestens eine Million Schafe mehr gezüchtet werden konnten. Vielleicht und möglicherweise werden es in der Zukunft dann 15 oder 20 Millionen Schafe mehr sein. Aber es ist falsch zu glauben, dass die Myxomatose den ganzen Job erledigen kann. Das tut sie offensichtlich nicht. Myxomatose ist nur eine Alternative zu jeder anderen Form von Kaninchenausrottung, sie kann weite Gebiete von der Bestrafung mit Kaninchen befreien.“ Also auf ein Neues! Und das ist
siehe nächstes Kapitel
Dieter Tischendorf
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Der Garten Wden

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Das Projekt Eden
Die Peron Halbinsel an der Westküste der Shark Bay liegt gleich neben geschichtsträchtigen Boden. 1616 nagelte Captain Hartog seinen berühmten Zinnteller an einen Pfahl. Im Dirk Hartog Island.
Unmittelbar festlandnah vom Hartog Island befindet sich ein Schutzgebiet, das auf Initiative des Zoologen Jeff Short. noch vor der Beschlussfassung zum Projekt Eden, als CSIRO Projektes auf Heirisson Prong, einem Landarm der Halbinsel, abgegrenzt wurde. Es ist das unbestrittene Verdienst dieses Zoologen, dass er Fuchs, Katze und Ratten als die eigentlichen Verursacher für das Aussterben heimischer Tierarten erkannte. Aus der Luft abgeworfene Giftköder verhinderten, dass Fuchs oder Katze auch nur in Zaunesnähe kommen konnten. Viele freiwilligen Helfer trieben die restlichen Schafe und Rinder aus dem Gebiet. Die ersten Versuche 1992 hier wieder Bettongs anzusiedeln, scheiterten leider.
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Die von einer Insel geholten hamstergroßen känguruähnlichen Tiere wurden innerhalb von 4 Monaten getötet, weil ein einziger Fuchs den Elektrozaun überwunden hatte. Ein deutlicher Beweis, wie sehr die unsichtbaren Killer die australische Tierwelt dezimieren oder ausrotten. Die Sicherungsmaßnahmen wurden verbessert, mit dem Erfolg, dass mittlerweile über 100 Bettongs im Reservat leben. Auch die 45 Gramm schwere Shark Bay Mouse und die 200 Gramm wiegenden Western Barred Bandicoots, ein Fellbüschel von Kleinstbeuteltier mit spitzer Nase und riesigen Ohren, die nur noch auf Inseln vor dem Festland leben konnte, waren schon bald heimisch. Jährlich nehmen viele Freiwillige der einst in Oxford gegründeten Earthwatch Organisation primitive Unterkünfte und harte Arbeitsbedingungen gern in Kauf, um im Sinne der Zielsetzung die Wissenschaftler im Kampf bei der Erhaltung von Tieren und Pflanzen zu unterstützen. Die Organisation finanziert diesen Einsatz sogar und sichert so den Lebensraum für rund 200 Tierarten. Darunter sind auch die Delphine in Monkey Mia.
Im nördlichen Teil der Halbinsel liegt der Francois Peron NP, der leider nur mit Allradfahrzeugen erreichbar ist. Noch bis 1990 war hier eine große Schaffarm. Nachdem die Regierung das Land erworben hatte begann die australische Naturschutzbehörde CALM 1994 das mittlerweile weltweit beachtete Unternehmen Projekt Eden zur Rettung der einheimischen Flora und Fauna. Man stützte sich dabei auf die Erfahrungen des Jeff Short Projektes. Mit Zäunen hatte man in WA ja gute Erfahrungen. So trennt heute ein 3,5 Kilometer langer Hochsicherheitszaun den Nordteil der Halbinsel in einer Fläche von 12 Km² ab. Danach begann man alle in diesem Gebiet befindlichen „nicht australischen“ Tiere, wie Füchse, Katzen Kaninchen, zu töten. Es waren über 2500 Füchse und hunderte von Katzen! Die verbliebenen 20.000 Schafe wurden von freiwilligen Helfern aus der „Enklave“ getrieben. Dieses Reservat, als „Projekt Eden“ international bekannt, ist rund 100 Mal größer als das von Heirisson Prong. Auch hier ließen die Erfolge nicht lange auf sich warten.
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Viele Kleinstbeuteltiere tauchten jetzt wieder auf. Bettongs und Woylies wurden im Gras beobachtet. Auch Numbats, die so gern Termiten fressen, und die Wallabies fühlten sich wieder ungefährdet und wohl. Bei dieser Aufzählung darf aber nicht verheimlicht werden, dass gerade Kaninchen in der Zeit der großen Depression als Nahrungsgrundlage tausende Menschen vor dem Hungertod bewahrten.
Die Australier haben gelernt, dass Raubbau an der Natur sich rächt, dass vorhandene Arten fürs Überleben geschützt werden müssen.
„Die Natur findet immer einen Weg“ sagt der Biologe in „Jurrasic Park“. Im Garten Eden wachsen plötzlich wieder Pflanzen und tummeln sich Tiere, die für ausgestorben gehalten wurden. Ein Stück „echtes Australien“ ist wieder erstanden!
Immerhin erschien in Australien schon 1861 die interessante und erschreckende Analyse, dass man innerhalb von zwei Jahren über 6000 neue Spezies eingeführt habe. Darunter auch Stare, Zecken und die Honigbienen, die nach einer jahrzehntlangen Anpassung seit 1870 Honig herstellen und sich im Busch sehr wohl fühlen.
Manche einheimische Tierarten vernichtete der Mensch aus niedrigen Beweggründen. So wurde 1930 der letzte sagenhafte tasmanische Tiger, mit den 13 bis 16 braunen Streifen auf dem grauen Fell, 54 Jahre nach der letzten Urtasmanierin, die 1876 starb, erschossen. „Tasmanien war jetzt „endlich“ Ureinwohnerfrei!“ Never too late to repent.
Leseprobe aus "Und immer weiter zur Sonne"
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Der verlorene Krieg

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Der verlorene Krieg
Australien befindet sich noch im Krieg. Trotzdem wissen alle Experten schon heute, dass man dieses Gefecht nicht gewinnen kann. „Die Invasoren haben uns total unterwandert“ schreibt Henry Jones im Herald Sun. Und er begründet dies mit der lakonischen Feststellung „Wir werden den Krieg gegen die Schädlinge verlieren!“
Unglaublich klingen die dort aufgeführten Zahlen. Zurzeit gibt es in Australien über 32.000 exotische, also Kontinent fremde Pflanzen. Dazu 73 eingeführte Tierarten, einschließlich 25 verschiedene Säugetierarten, 20 fremdländische Vögelsorten und vier exotische Reptiliengattungen. Und im Wasser ist es nicht besser. Jedes Jahr ergießen sich 150 Tonnen Ballastwasser internationaler Schiffe in die den Kontinent umgebene Meere. Es wird vermutet, dass dieses Wasser verantwortlich ist für die über 250 maritimen Schädlinge, die man mittlerweile kennt. Wie zum Beispiel der „Pazifische Seestern“, welcher explosionsartig zu einer Bedrohung für die Melbourner Port Phillip Bay wurde, der die gesamte Fischindustrie um Tasmanien beeinträchtigt. Noch vor wenigen Jahren, so um 1990, lebte der Seestern in einem schmalen Streifen auf dem Boden der Port Phillip Bay. Heute schätzt man seine Zahl auf über 100 Millionen. Immerhin legt jedes Exemplar jährlich 19 Millionen Eier. Dagegen sind die 1,2 Millionen Eier des berüchtigten und schädlichen Dornenkronen Starfish „Pinuts“. Die Seesterne haben aber „nur“ den letzten Platz in der Top Ten Gefährdungsliste.
Auf 42 Millionen Dollar jährlich wird der Schaden, den das „Gezackte Pampasgras“ verursacht, geschätzt. Es wurde erstmals 1930 auf dem Kontinent gefunden und stammt eindeutig aus Südamerika. Es zerstört das Weideland. Noch schlimmer tun dies die bei uns so beliebten Brombeeren. Hätten sie gedacht, dass dieser Busch mittlerweile 9 Millionen Hektar eigentlich für Landwirtschaft nutzbaren Landes überwuchert hat? Das haben die englischen Einwanderer, die sich eine „kleine heimische“ Umgebung schaffen wollten, damals 1800 sicher nicht geahnt. Auf 50 Millionen Dollar schätzt man den jährlichen Schaden. Nicht nur landwirtschaftliche Nutzfläche geht verloren, nicht nur das Wachstum einheimischer Pflanzen wird unterdrückt, nein, auch andere Schädlinge wie Kaninchen und Füchse finden im Gestrüpp der Brombeeren einen sichern Unterschlupf. Roden, mit Moder ausmerzen oder von Ziegen fressen lassen. Das sind die zurzeit bekannten Abwehrmaßnahmen. An siebenter Stelle der Schädlinge kommt die Schmeißfliege aus Südafrika. Allein durch die Beeinträchtigung der Schafe entsteht ein jährlicher Schaden von 250 Millionen Dollar. Numero Sechs in der Rangreihenfolge ist die unscheinbare Hausmaus, die schon mit der First Fleet in Oz eintraf. So gehört sie zu den Pionieren unter den Schädlingen. Wahrscheinlich ist Australien das einzige Land auf der Welt, wo Hausmäuse noch eine Landplage sind. Die Ursachen für die öfters auftretenden Mäuseinvasionen sind noch unklar. Man vermutet, dass die Steigerung der Ernteerträge durch zunehmende Landbewässerung den Mäusen über das ganze Jahr Lebensgrundlage bietet. Auf 50 Millionen wuchsen die Schäden in der Ernte und die Kosten bei der Bekämpfung in den Häusern. Der 1859 aus England eingeführte Fuchs rangiert auf Platz 5 und schädigt nicht nur die Landwirtschaft direkt sondern auch in unermesslichen Umfang die eigentliche natürliche australische Umwelt. Auf über 250 Millionen Dollar schätzt man den jährlichen Schaden durch Reinecke.
Irgendwie ist um 1900 von Südafrika die rotbeinige Erdmilbe „eingewandert“, hat sich schnell ungehemmt vermehrt und ist mittlerweile überall in Australien anzutreffen. Der jährliche Schaden von über 500 Millionen Dollar bedingt sich durch eine „konsequente“ Vernichtung der Ernte. Das bedeutet Platz 4 der Rangliste.
Die bronzene Medaille erhält die Erdkröte, die man 1935 in einer Population von 3000 Exemplaren zur Bekämpfung des Zuckerrohrkäfers in Queensland einsetzte. Der Schaden für die Umwelt ist unermesslich, da es keine Methode der Bekämpfung gibt. Über die Erdkröte und den „Silbermedaillengewinner“ Kaninchen habe ich schon ausführlich geschrieben. 600 Millionen Dollar kosten die Kaninchen jährlich den australischen Staat.
Überrascht war ich über den Übeltäter Nummer 1 auf der australischen Schädlingsliste. Im gleichen Jahr als Mr. Austin in Victoria die Kaninchen einführte versuchte man in den Flüssen der Ostküste…….
Aber wen das interessiert, der kann das in meinem Australienbuch „Und immer weiter zur Sonne“ nachlesen.
Ich war bei Kenntnis des Schädlings Nummer 1 maßlos überrascht. Konnte mich aber bei unserem Australienbesuch Anfang 2007 überzeugen, dass das stimmt. Und wie die Aussies verzweifelt versuchen, hier zumindest regulierend einzugreifen.
Der Kampf gegen die Umweltschädlinge ist mittlerweile ein 10 Billionen Dollar Projekt jedes Jahr.
Man nimmt an, dass in Australien rund 300 Tausend Tierarten existieren, von denen bislang nur etwa 100 Tausend wissenschaftlich erforscht sind. Seit der Besiedlung durch Europäer sind insgesamt 20 Säugetierarten und 16 Vogelarten ausgestorben. Weiter 38 Säugetierarten und 15 Vogelspezies sind stark gefährdet oder vom unmittelbaren Aussterben bedroht. Ich finde es aber gut, dass die Australier ganz klar herausstellen: Die gravierenden Fehler der Weißen seit dem Tag der First Fleet haben an diesem Desaster Schuld.
ditido
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