Die Pintubi- Eine Rückkehr in Etappen
Die Community Papunya wurde allmählich mit immer mehr Ureinwohnern „voll gestopft“. Bald lebten über tausend Menschen dort. Und die Probleme, wie Armut, gesundheitliche Störungen ließen nicht auf sich warten. Die Grippe, eine Erkrankung, die die Ureinwohner nicht kannten, wütete unter den Menschen. Dazu kamen, wie immer bei großen Menschenansammlungen, häufige Konflikte zwischen den Stämmen und sogar innerhalb der Sippen. Die Ureinwohner wurden „zivilisiert“: Die Pintubi erkannten, dass diese Probleme ihr Leben zerstören würden. Und sie waren der Anlass, den Lebensraum wieder mehr nach Westen, nahe dem ehemaligen traditionellen Land zu verlegen. Aber da gab es unerwartet ein zähes Verhandeln mit der Regierung. Nachdem der Umzug in mehreren Außenstationen mit oder ohne Hilfe der Regierung schief ging, kam schließlich Kintore, eine kleine Gemeinde 250 Kilometer westlich von Papunya, ins Gespräch. Hier stimmte alles.
1981 siedelte das Volk der Pintubi in die kleine Gemeinde Kintore, die sie auch Walungurru nannten, um. Man war der alten Heimat näher gekommen. Der Ort schmiegte sich zwischen zwei kulturell bedeutenden Bergen, den Mt. Leisler und den Mt. Strickland, in die Landschaft, die Pulikatjara (zwischen zwei Bergen) genannt wurde. Das war 1981. Und die 530 Kilometer von Alice Springs erlaubten eine vorsichtig wieder beginnende traditionelle Lebensweise. Heute leben in dem Ort 450 Menschen. Aber es gibt noch sieben Außenstationen, wo heute vier bis 15 Ureinwohner leben. Homeland Centre nenne sie ihren Lebensbereich, ihren realen Sippenbereich. In Kintore gibt es eine Schule, eine Frauenzentrum, eine Hospital, mit Doktor und Krankenschwestern, einen Store und ein Kunstzentrum. Regelmäßig kann man vom eigenen Flugfeld nach The Alice fliegen.
Die Stabilität der Gemeinde, der kontinuierliche Aufschwung wird als vorbildlich bezeichnet.
Und hier setzt meine Hochachtung vor den Pintubi ein. Noch bevor die Zivilisation ihren Wunsch zur Eigenständigkeit zerstören konnte, haben sie energisch an einer Variante für die weit möglichste Abgrenzung vor dem weißen Einfluss gearbeitet. Und sie gaben den „Kolonialherren“ auch keinen Anlass, in ihre Lebensweise einzugreifen. Die Gemeinde war gut aufgestellt, die Verwaltung funktionierte. Und Kintore war angeblich alkoholfrei! Außerdem hatten sie wohl Glück mit den weißen Helfern. Nicht jeder Australier, der sich rühmt, in Sachen Ureinwohner helfend gewirkt zu haben, hat die notwendigen Kenntnisse und das entsprechende pädagogische Geschick. Und von denen haben wir die DU eine ganze Reihe kennen gelernt. Alle mittlerweile frustriert und nunmehr auch zu den Vertretern der über 80% Weißen gehörend, die eine schärfere „Gangart“ im Umgang mit dem Aboriginal People fordern.
Im Oktober 1984 wurde eine letzte Sippe des Pintubi Volkes in Alice Springs der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie mussten das harte Leben in der Wüste, ohne Kontakt zu ihrem Volk, aufgeben. Nach 25 Jahren hatten sie endlich ihr Volk wieder gefunden.
Eine der Außenstationen, Ngutjul, liegt nahe den roten Bergen. Und auf der vorbeiführende „Strasse“ kann man über Sandy Blight Junction zum Gunbarrel Highway gelangen. Quer durchs Niemandsland.
So bekam die Walungurru (Kintore) Region den Namen:
The Territory's Far West
Immerhin fährt man zum Ort über sechs Stunden von Alice Springs nach Westen, in die Mitte der Westwüste, dicht an die Grenze zu West Australia. .
In den letzten 40 Jahren hat der Schriftsteller und Filmemacher Bruno Scrobogna das Volk der Pintubi immer wieder besucht, hat Filmaufnahmen gemacht, Bücher über sie geschrieben und sogar fünf Jahre dort mit den Ureinwohnern gelebt. Aber auch diesem sicher anerkannten Mann ist es nicht gelungen die heilige Stelle Allala, an die er ein Mal mitgenommen wurde, wieder zu finden. Allala ist nach der Legende der Ort, wo einst weiße Riesen vom Himmel gekommen sind, um den Pintubi das "Alte Gesetz" zu übergeben. Jedes Mal, wenn Scrobogna eine Gruppe von Pintubi auf ihrer Wanderung begleitete, hoffte er noch ein Mal Alalla zu finden. „Ich weiß“ schreibt er, „dass einige Pintubi über magische Kräfte verfügen, die das verhindern können.“
Die Pintubi haben 1995 den Gebietsanspruch auf ihr ehemaligen Lebensraum bei der australischen Regierung eingereicht. Und ein sechs Jahre dauerndes Hin und her begann. Dabei ist in diesem Fall eigentlich der Rechtsanspruch auf die 43 Tausend Km² nahe der Grenze zu West Australia relativ einfach nachzuweisen.
Und inzwischen lebten auch schon 170 Ureinwohner in Kiwirrkurra. Diese Gemeinde an der Garry Junction Road liegt 800 Kilometer westlich von Alice Springs in WA und scheint der eigentliche frühere Lebensraum der Pintubi zu sein. 1986 ist damals eine Sippe des Pintubi Volkes nach dort gegangen. Und siedelte im traditionellen Land. Ein Fakt, den eigentlich niemand interessiert hätte, wäre da nicht 2001 ein Hochwasser gekommen, dass die Gemeinde überflutete.
Wie es weiter geht und warum sich die Pintubi einer Evakuierung widersetzten, das könnt ihre im nächsten Teil lesen.
ditido
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