Dreamtime and Songlines? Ist der Lack jetzt ab?

Versuch einer beschreibenden Analyse - Situation der Ureinwohner in Vergangenheit und Gegenwart / Hier wird nur gelesen, Diskussionen bitte im Forum "Land und Leute / Teil 1" oder im Thema "Geschichten der Ureinwohner Australiens".
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ditido
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Dreamtime and Songlines? Ist der Lack jetzt ab?

Post by ditido »

Dreamtime and Songlines? Ist der Lack jetzt ab?

Im Kapitel „Land und Leute Teil 1“ steht ein Bericht über den Kindesmissbrauch in den Gebieten, die überwiegend von Ureinwohnern bewohnt werden. Und über die scharfe Kritik des Premiers. Ich glaube die angekündigten Maßnahmen sprechen den meisten weißen Australiern aus den Herzen.
Wird dem besonders von uns Touristen verklärt gesehenen Volk der Ureinwohner jetzt die Maske vom Gesicht gerissen?
Ich glaube nicht. Aber ich bin überzeugt, dass alle vorgebrachten Vorwürfe stimmen. Und die nunmehr geplanten Maßnahmen erinnern an die seit 200 Jahren immer wieder erfolglos durchgeführten Aktionen zur „Befriedung“.
Man kann nur hoffen, dass PM Howard nicht nur Politiker und Polizei, sondern auch Völkerkundler, Psychologen und Philosophen in die Beratungsgruppe ruft, um endlich ein nicht nur durch Bestrafung oder gewaltsame Eingliederung oder Ausgrenzung wirkendes Konzept der Integration der Ureinwohner zu entwickeln. Die relativ gewaltbereiten Vertreter der Ureinwohner, die beim letzten Australientag mehr Rechte, mehr Land, mehr Partizipierung am Gewinn und eine eindeutigere Namensgebung für ihr Volkes forderten könnten sonst zu Keimzellen gewaltsamer Auseinandersetzung werden
Erinnern wir uns. Im Rahmen der „Christianisierung“ sind viele kirchlich geleitete Kommunen in DU entstanden, in denen Ureinwohner, mehr gezwungen als freiwillig, lebten und arbeiteten. Sie hatten dort die Möglichkeit, den Wert der kontinuierlichen Arbeit, den Vorteil der Bildung für ihre Kinder kennen zu lernen. Aber haben sie diese Werte auch schätzen gelernt? Nein! Als die Kommunen vom kirchlichen Träger aufgegeben wurde, hätten die Ureinwohner dort weiter leben und arbeiten können. Doch die meisten sind zurückgegangen. Zu ihrem Stamm. Und haben die alten Lebensgewohnheiten wieder angenommen.
Wir wissen außer den Legenden und dem, was uns die Ureinwohner an Kenntnissen zugestehen, relativ wenig über dieses Volk. Außer, dass sie sich zunächst aktiv, nun aber überwiegend passiv jedem Versuch der Integration in die weiße Gesellschaft widersetzten. Und viele der am Anfang voller Ideale an den Schulen für die Kinder der Ureinwohner Unterrichtenden hatten bald keine Ideale mehr.
Für viele Ureinwohner ist der Alkohol mittlerweile auf keinem Fall ein Genussmittel. Leider! Sondern eine Droge! Also gehört nicht nur das Verbot des Alkoholverkaufes, die Bestrafung der weißen oder schwarzen Händler, sonder auch ein Prinzip der wissenschaftlich begründeten Entwöhnung mit in das Programm. Und das wird schwer! Sehr schwer!
Die angekündigten Maßnahmen der Regierung entsprechen so recht dem Denken vieler Australier. „Die Ureinwohner sollten gefälligst arbeiten, sich ihren Lebensunterhalt verdienen. Und nicht wie Drohnen von den Steuergeldern der Weißen ein Leben in Müßiggang führen."
Aber es gibt auch viele Nachkommen der Ureinwohner unter den 450 Tausend schwarzen Bewohnern von Australien, die mittlerweile ein integriertes Leben führen, und trotzdem den alten Glauben beibehalten haben. Auch deren Vertreter gehören mit in eine solche Beratungsgruppe, damit man endlich mal erfährt, wie es in den Stämmen und Sippen schon 1788 wirklich zuging.
Irgendwie bin ich aber froh, dass ein Mann wie PM Howard, der für seien taktische Konsequenz bekannt ist, sich des Problems annimmt.
Die Vorwürfe sind schlimm. Sehr schlimm. Und sie erfordern Gegenmaßnahmen. Aber mit einer alleinigen Bestrafung wird man wohl nur die bisher erfolglose Rassenpolitik der einstigen britischen Kolonialherren seit 1788 fortsetzten.
Die Mitglieder des Aboriginal People, die wir auf unseren vielen Reisen in DU kennen gelernt haben, waren in der Regel Menschen, die in Städten oder Siedlungen einen Beruf nachgingen, waren Mitarbeiter staatlichen Hilfsorganisationen für Ureinwohner.
Ich will und kann nicht glauben, dass all die vielen überlieferten und auch hier von mir beschriebenen Prinzipien des Lebens in der Gemeinschaft, nur eine Fassade sein soll.
Und ich kann nur hoffen, dass die Regierung das rechte, aber auch konsequente Maß findet, um das Hauptproblem, nämlich den kontinuierlichen sanften Druck zur Integration, dosiert und zukunftsorientiert zu lösen.
Die Autonomie des Aboriginal Volkes hat versagt. Und es gibt dafür ein Paket von Gründen. Die gegenseitige Schuldzuweisung bringt nichts. Nur das überlegte Herangehen mit einer komplexen Lösung, die man sich aber wohl erst erarbeiten muß.
Das geht schon damit los, dass die Sprecherin der betroffenen Gemeinden, Bonnie Robertson, nicht als Erstes ihre Bestürzung und Verurteilung der schlimmen Vorfälle in den Aboriginal Gemeinden des Northern Territory äußert. Sondern, und da hat sie zwar Recht, gleich die Maßnahmen kritisiert, die sich nur gegen die Ureinwohner richten. Ihre Forderung „Wir sollten den sexuellen Missbrauch in der gesamten Gesellschaft bekämpfen“ wäre dann die begründete Folge. Und nicht der Versuch der Problemverlagerung.
Ziemlich erstaunt bin ich, dass international, neben der lediglich objektiven Berichterstattung, nur Kommentare auftauchen, die der australischen Regierung rassistischen Motive bis hin zur rassistischen Ausgrenzung des Aboriginal People unterstellen.
Eigentlich können nur die wirklich erforderlichen Maßnahmen, in ihrer Zielstellung, ihrem Umfang und der Art und Weise der Realisierung diese Vorwurf widerlegen.
ditido
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