Die älteste Kultur, die überlebte

Versuch einer beschreibenden Analyse - Situation der Ureinwohner in Vergangenheit und Gegenwart / Hier wird nur gelesen, Diskussionen bitte im Forum "Land und Leute / Teil 1" oder im Thema "Geschichten der Ureinwohner Australiens".
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ditido
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Die älteste Kultur, die überlebte

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Die älteste Kultur der Welt, die überlebte!
Teil 1
Schon in den anderen Büchern habe ich über die Wurzeln der Kultur der Ureinwohner erzählt.
Es scheint gesichert, dass die Wiege der Menschheit im Gebiet des heutigen Kenia liegt. Davon zeugen 1984 gefundene verstreute Menschenknochen in einem 1,6 Millionen Jahre alten Sediment. Nach Australien kamen die ersten Menschen (Australopithecus) vor etwa 100 Tausend Jahren. Robuste, gedrungene Typen, 170 cm groß. Sie kamen über Java und lebten auf dem roten Kontinent aber „nur“ 6 bis 7 Tausend Jahre. Dem folgte ein zweiter Einwanderungs-schub vor 40 bis 50 Tausend Jahren mit Booten oder Flößen über den Ozean aus China, den Phillipinen und Indonesien. Das gelang auch deshalb, weil während der Eiszeit der Wasserspiegel der Weltmeere 100 bis 200 Meter niedriger gewesen ist. Es gab also damals auch eine Landbrücke nach Australien. Die neuen Entdecker, ein graziler Australopitecinus mit einer Größe von 120 bis 150 Zentimeter, waren die Homo sapiens, die direkten Vorfahren der Aborigines. Sie zählen zu den ältesten Völkern der Erde. Und weil sie bis 1788 kaum Kontakt zu anderen Völkern hatten, weil sie weit entfernt von einander auf dem riesigen Kontinent lebten, konnten sich Sitten und Gebräuche, sowie weltanschau-liche Standpunkte unbeeinflusst entwickeln. Eine Ausnah-me bildeten dabei die Stämme an der Nordküste, wo schon durch Kontakte zu Indonesien bestimmte Prägungen erfolg-ten. Im Gegensatz zu früheren Forschungen wird heute an-genommen das zum Zeitpunkt des Besuches von James. Cook 1770 zwischen 750.000 bis 3 Millionen Ureinwohner, die in 300 verschiedene Sprachen redeten, in Australien lebten. Die Ureinwohner ernährten sich von Fisch, Austern, Muscheln, Früchte, Pflanzen und Tiere. Alles war reichlich vorhanden und reichte zum Leben. Als Nomaden zogen sie durchs Land, fühlten sich als ein Teil der Natur und pflegten ihre Traditionen, ihre Gesetze, die sie in Gesängen und Tänzen überlieferten. Und durch die Annahme der Traum-zeit vertieften sie ihre Verbindung und Beziehung zur Umwelt. „Alles ist ein Teil vom Ganzen!“ lautete die oberste Lebensmaxime. Die Berge achteten sie als Götter, in den Höhlen wohnten Geister. Emus waren Himmelsvögel, die beschlossen hatten auf der Erde zu leben und in den flie-genden Füchsen sahen sie von den Göttern bestrafte ehema-lige streitsüchtige Menschen.
Dieser Begriff Traumzeit ist eigentlich falsch. Hier haben Ethnologen und Anthropologen , denen es bis heute noch nicht gelungen ist, die Sprache der Ureinwohner einwandfrei zu sprechen oder zu deuten, früher Worte missverstan-den und falsch interpretiert.
Sie hörten einen Begriff des Aranda Volkes, nämlich „altjira rama“. Das bedeutet vereinfacht, die Fähigkeit des jeweiligen Ureinwohners, sich einen bestimmten Ort mit großem persönlichem Bezug, wie im Traum oder einer Vision, vorstellen zu können. „Altjira rama“ wurde aber von den Ureinwohnern auch als „altjiranga“ bezeichnet. Das wiederum erklärt etwas, das von Anfang an bis in alle Ewigkeit vorhanden war und ist. Aus diesen beiden Begriffen machten die Briten „altjeringa“ und vermischten die Fähigkeit des Einzelnen zu träumen mit der Annahme von Sachen, die schon immer da waren. So erklärte die beiden Forscher Spencer und Gillen 1896 diese Auffassung mit dem englischen Wort „dreamtime“. Zu Deutsch „Traumzeit“. Eigentlich ein missbrauchter Begriff, der für alles, was eben früher war, für die Gesänge und spirituellen Tänze, für die Legenden Anwendung fand.
Für die Ureinwohner beinhaltet der Raumbegriff etwas anderes als in den westlichen Kulturen. Durch das Erfühlen der Energie bestimmter Areale sind die Ureinwohner noch heute in der Lage die Geschichte der Plätze zu „erträumen“, sich vorzustellen. Und sie empfinden dabei auch die Hand-lungen der schöpferischen Ahnen. Wenn es den scheinbar teilnahmslos herumsitzenden Ureinwohner an einem bestimmten Ort gelingt, sich in die spirituelle Aura der dorti-gen Pflanzen oder Tiere zu versetzten, erfühlt er deren geis-tigen Gehalt, empfindet er deren Geschichte, auch in Bezie-hung zum jeweiligen Platz. Nicht Zeit und Raum verbinden nach Meinung der Ureinwohner die Dinge miteinander. Sondern es ist die „traumzeitliche Bedeutung im energeti-schen Netzwerk der schöpferischen Natur“.
Da war es für die westliche Welt doch bedeutend einfacher, den Mythos über die Traumzeit eines letzten Steinzeitvolkes, das noch in der Natur mit der Natur in Harmonie lebt, zu entwickeln.
Hier haben die Europäer, die sich mit der traditionellen chinesischen Akupunktur und mit den Erkenntnissen des hinduistischen Tantrismus mit der Lehre der sieben Chakras ernsthaft beschäftigen, viel gelernt, um zumindest die An-sätze der Denkweisen, der inspirierten Handlungen der Ur-einwohner Australiens zu verstehen.
Einige Wissenschaftler sind der Meinung, dass der Begriff Parallelzeit (und nicht Vorzeit) besser gewählt wäre. Trotzdem verbinden die Ureinwohner mit ihren Vorstellungen von der Entstehung der Welt völlig andere Inhalte, als viele Europäer da hinein deuten.
Im Philognosie Team hat W.H. Müller unter Bezug auf das Buch von Robert Landlov „Am Anfang war der Traum“ sehr übersichtlich diese Problematik dargestellt.
"Der Same träumt den Baum", lautet ein wichtiger Leitsatz der Aborigines. Wie sich aus einem Samen ein Stamm, die Äste und das Laubwerk entwickeln, so geht ein Mensch aus der Natur hervor. Das Leben des Aborigines ist von Geburt bis zum Tod eine einzige Initiation (hier: Einführung in die Gemeinschaft! D.T.). Diese erfolgt stufenweise, wobei es immer das Ziel ist, den inneren Horizont zu erweitern. Je weiter das Innere des Menschen expandiert, je mehr seine Schau der Dinge zunimmt, desto intensiver erfährt er die Traumzeit.
Diese Traumzeit nennen die Aborigines auch die Welt der Schöpferischen Ahnen. Es ist die Realität der unsichtbaren Kräfte der Natur, die mit dem Sichtbaren verwoben sind. Diese unsichtbaren Kräfte der Natur sind es, die sich im Rhythmus von Leben, Wachsen und Vergehen manifestie-ren. Während beispielsweise der buddhistische Mönch versucht, der Welt des Leidens durch Abgeschiedenheit und Meditation zu entkommen, steht der Aborigine fest im Leben und akzeptiert Schmerz und Leiden, Ekstase und Se-xualität als den einzig begehbaren Weg in die Welt der Traumzeit. Insofern weist das Weltbild der Aborigines Parallelen zum Tantrismus und Hinduismus auf.
In der westlichen Zivilisation sind sowohl Ekstase als auch Sexualität in der Regel mit Tabus versehen. In der christlichen Religion hat dies zur Unterdrückung der passiven schöpferischen Kraft des Weiblichen geführt, die nach Auf-fassung der Aborigines allem zugrunde liegt. Aufgrund der Haltung zur Sexualität ist diese Gesellschaft eine "statische", während die der Aborigines eine "ekstatische" ist.
Die Aborigines benennen drei Welten: die Welt des Ungeborenen, die des Lebendigen und die Welt des Toten.
Die Realität setzt sich aus diesen miteinander verwobenen Welten, bzw. ihrer beständigen Interaktion, zusammen. Die weiblichen und männlichen Energien werden im Hinblick auf diese weltgestaltende Interaktion "sozial", "persönlich" und "rituell" genutzt, um mit der Realität der Traumzeit im Einklang zu leben. Das Leben in der Aboriginal- Gesell-schaft, die keine Hierarchien kennt, ist mit einer Initiation vergleichbar, wobei die Rollen der Geschlechter überaus wichtig sind.

ditido
Wem es interessiert, der sollte auch Teil 2 lesen
Last edited by ditido on 18. June 2007 15:20, edited 2 times in total.
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Die älteste Kultur der Welt, die überlebte!
Teil 2
Diese drei Welten sind also miteinander verwoben und be-dingen einander. Dabei die Grundregel, dass nach Auffas-sung des Aboriginals People die Frau von der Natur geboren wird, während der Mann von der Kultur geformt werden muß. eine wichtige Rolle.
Im Kapitel „Die Aborigines und die Rassenpolitik“ bin ich schon kurz auf die „Dreamtime“ der Ureinwohner eingegangen. Die Beschäftigung mit der ältesten überlebenden Kultur der Welt fasziniert. Die Besinnung auf diese Traum-zeit ist für die Ureinwohner die Erklärung der Entstehung der Welt, der Entwicklung des Lebens. Vergleiche zur Bibel sind ansatzweise durchaus vorhanden. Die Aborigines leben schon immer in der Natur, als ein Teil von ihr. Daran haben sie bis heute niemals gezweifelt. Folglich sind ihre Erklä-rungen und Deutungen immer Umwelt verbunden. So er-klärt sich auch, warum die Ureinwohner keine eigentliche Religion haben. Aber unzählige Glaubensvarianten, die kulturell begründet ein Teil ihres Lebens sind.
In der endlosen erdachten Traumzeit, der Welt der schöpfe-rischen Ahnen, die von den Ureinwohnern Lalai genannt wird, schlief alles unter der dicken Erdkruste. Die Erde und die darunter Schlafenden existierten eben schon. Aber schlafend. Und ohne Unterschied zwischen Menschen, Tie-ren, Vögel, Kriechtiere und spirituellen Wesen. Menschen sind ein Teil von Tieren, so wie Tiere ein Teil von Menschen sind. Sicher haben die „Geister“, auch Ahnen ge-nannt, irgendwann die Erde geschaffen und wurden danach ein Teil von ihr. Daraus erklärt sich auch die Auffassung, dass es eine Verwandtschaft zwischen allen Dingen auf dieser Erde untereinander gibt, da sie am Beginn doch noch alle gleich waren. Mensch und Erde sind eine energetischen Einheit. Die „Schlange des Nordens“ und die „Schlange des Südens“ sind allegorische Begriffe für den Nordpol und den Südpol. Zwei für den Erdmagnetismus wichtige Bereiche. Die Schlange des Nordens empfängt die universelle Energie, und leitet diese in das Erdinnere, wo sie sich mit dem innerirdischen Magnetismus vermischt. Am Südpol, also der Schlange des Südens, treten die Energien wieder aus und verteilen sich von dort netzförmig über die gesamte Erde. Diese wachstumsbringende erdmagnetische Verteilung von Süd nach Nord sind für die Ureinwohner die Bewegungen der Regenbogenschlange
Zu Beginn ist also der Moment, als die große Regenbogen-schlange Wanambi erwachte und sich durch die Erdkruste ins Freie schob. (Das in der Gammon Range, einem Teil der 400 Kilometer langen erst 1802 entdeckten Flinders Ranges, lebende Adnyamathanha Volk nennt die Schlange Arkaroo) Viele Steine mußte sie auf den Weg nach oben entfernen. Sie schaute sich in der Öde der Oberfläche um und begann ihre Wanderung zu allen Punkten dieser Erde. Es war ein langes und Kraft raubendes Unterfangen. Wenn sie müde war, ringelte sie sich zusammen und schlief. Sie hinterließ die Spuren ihres Weges auf dem Land und die tiefen Ein-drücke ihres schlafenden Körpers im Erdreich. Nachdem sie nun überall gewesen war, kehrte sie zurück zu dem Punkt, wo sie am Beginn aus der Erde gekrochen kam. “Kommt heraus!“ rief sie den Fröschen zu. Langsam und mühselig bemühten sich nun die Frösche an die Oberfläche zu gelan-gen, Ihre dicken Bäuche, voll von Wasser, das sie für die Traumzeit eingelagert hatten, erschwerte den Aufstieg. Aber schließlich gelang es. Die Schlange kitzelte die Bäuche der Frösche. Diese mussten lachen und aus ihren Mäulern er-goss sich ein riesiger Wasserschwall. Das Wasser floss über die Erde, in die Spuren des Weges der Schlange, in die Aushöhlungen ihrer Schlafplätze. So entstanden Flüsse und Seen. Dann begann Gras zu wachsen, schossen Bäume aus der Erde in die Höhe. Das war der Beginn des Lebens! Die schlafenden Tiere, Vögel und Kriechtiere erwachten und folgten der Regenbogenschlange durch das Land. Sie lebten glücklich, suchten Nahrung mit ihren Artgenossen und er-gründeten den Lebensraum. Das Känguru und das Wallaby in den Ebenen, die Kriechtiere in den Bergen, unter den Steinen. Die Vögel flogen durch die Luft und lebten auf den Bäumen. Noch waren sie einander gleich. Die Mutter des Lebens, wie sie genannt wurde, regelte mit Gesetzen, die alle zu befolgen hatten, die Ordnung untereinander. Aber es gab eben auch Streitsüchtige und Unruhestifter. Das war gegen den Willen der Schlange. Die Übeltäter wurden be-straft. „Die meine Gesetze befolgen werde ich belohnen“ sagte die Schlange. „Ich werde ihnen eine menschliche Ges-talt geben. Sie, ihre Kinder und Kindeskinder sollen für immer über diese Erde wandern dürfen. Das soll ihr Land sein!“ Dann sprach sie zu den Unruhestiftern. „ Wer mein Gesetz gebrochen hat, wird bestraft. Sie sollen zu Steinen verwandelt werden, müssen am Ort bleiben, dürfen niemals über die Erde wandeln!“
So entstanden die Berge und die Gebirge. Sie stehen seit-dem für immer an ihrem Platz und dürfen die Anderen bei ihren Jagden, bei der Nahrungssuche nur beobachten. Sie gab den Gesetzestreuen menschliche Gestalt und schuf für jede Rasse, je nachdem aus welcher Gruppe sie beim Erwa-chen aus der Traumzeit stammten, unterschiedliche Merk-male. Für Menschen, Tiere, Vögel und für die Kriechtiere. Dieser Unterteilung messen die Aborigines im „Oodgeroo Noonnuccal“ (Beginn des Lebens) eine große Bedeutung bei. Dabei schwingen seitdem alle schöpferischen Erlebnis-sen und Taten der Ahnen in allen Formen und Energien des tierischen, pflanzlichen und menschlichen Lebens wie ein Pendel mit. Die tatsächliche Existenz bleibt immer mit den Kräften verbunden, von denen sie entstammte, bis sie über das Reich der Toten ins das Reich der Ungeborenen zurück schwingt. Spricht nicht auch die kirchliche Lehre der west-lichen Welt von der Unsterblichkeit der Seele? Die Urein-wohner glauben an eine sterbliche und eine unsterbliche Seele. Der schon zu seiner Zeit umstrittene griechische Phi-losoph Heraklit (540 bis 480 v.Ch.) sah in der Natur ein ewiges Werden und Vergehen, Vergehen und Werden. Aus Einem wird Alles und aus Allem wird Eines. Mit seinem berühmten Ausspruch "alles fließt" brachte Heraklit die göttliche Ordnung auf den Punkt, denn tatsächlich fließt alles, da alles Energie des Logos, des göttlichen Geistes ist - und die Menschen sind in diesem Energiefluss.
Ich bin maßlos beeindruckt, wie ein „isoliertes Steinzeit-volk“ solch grundlegende Erkenntnis, die heute sogar Basis der Quantenphysik sind, nur durch dieses intensive Leben in und mit der Natur entwickeln konnten.
Das „Steinzeitvolk“ ist uns zwar im Wissen um die Dinge weit voraus, und sie trösten sich in ihrer Unterdrückung durch die Weißen mit dem Wissen der Prophezeiung, dass aus ihrem energetischen Weltverständnis der wohl unver-meidlichen Untergang dieser Menschheit folgen muß.
Sie meinen, dass die derzeitige Welt ein Zeitalter von Un-initiierten, als von Menschen, die nicht in die Gemeinschaft eingefügt werden sollen oder können, durchlebt. Zumal die führenden Politiker Leute sind, die keine Beziehung zu den Ursprüngen (Traumzeit) haben. So ist die Menschheit derzeit nicht bereit das Gleichgewicht der Kräfte zu erhalten. Man leugnete bewusst eine grundlegende Erkenntnis der Ureinwohner: „“Was der Mensch von der Natur bekommt, der Erde entnimmt, muß wieder zurückgegeben werden. Sonst wird das Gleichgewicht vernichtet!“ In den Augen der Ureinwohner „muß die Menschheit zerstört werden, um der Zerstörung zu entgehen. Und nach dem Pendelprinzip wird diesem Zeitalter ein neues folgen. Das Licht der unbesieg-baren Sonne wird dann in die Dunkelheit der besiegten Erde tauchen und es wird nach der Dunkelheit in der Natur ein neuer archetypischer Zyklus erwachsen, dessen Blüten der Traum eines neuen Samens sein werden.“
in den Legenden erzählt.
ditido
Da gint es aber auch noch den Teil 3
Last edited by ditido on 17. June 2007 09:41, edited 1 time in total.
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Die älteste Kultur der Welt, die überlebte!
Teil 3
Allein über die Deutung dieser Aussage könnte man viele Seiten schreiben, man sollte sich aber immer vor Augen halten, dass der Zeit- Raum Begriff der westlichen Welt nicht dem der Ureinwohner Australiens entspricht.
Neben der Regenbogenschlange gab es noch andere spirituelle Wesen, die aus der Erde krochen und den Himmel, mit der Sonne, den Sternen, den Regen, den Menschen und die Natur schufen. Die Orte, aus denen diese Wesen an die Oberfläche kamen, sind heute heilige zeremonielle Plätze.
Der Weg der großen Regenbogenschlange entsprach der Süd Nord Energieausbreitung über die Erde. Nachdem diese geschehen war konnten sich nun die verschiedenen „Stämme“, wie Känguru, Emu, Reptilien und die vielen, vielen Anderen an den unterschiedlichen Merkmalen gegenseitig erkennen. Es war Gesetz, dass niemand hungern sollte. Aber es durfte auch niemals ein Mitglied der gleichen Rasse gegessen werden. Denn es gab ja Nahrung für alle.
Noch heute sind die Eier der Wanambi, gewaltige, ovale Steine über viele Quadratkilometer verstreut bei Wauchope am Stuart Hwy zu sehen. „Devils Marbels (Teufels Murmeln)“ haben die ethnologisch unkundigen Australier, die Erbauer der Overland Telegraph Line (OTL), die Steine getauft. Und aus touristischen Gründen blieb der Name bis heute.
Die Stämme lebten zusammen auf dem Land, das ihnen die Mutter des Lebens gegeben hatte. Sie wussten, dass dieses Land für immer ihnen gehört und dass niemand es ihnen wegnehmen darf. Hier liegt der Schlüssel für das unter-schiedliche Verhalten der Aborigines gegenüber den ersten Siedlern. Gäste bewirten, eventuell mit ihnen auch etwas teilen? Ja! Aber gewaltsame Wegnahme? Das wäre ein Bruch des Gesetzes der Regenbogenschlange. Das musste unter allen Umständen verhindert werden!
Noch heute leben die Stämme in einer strengen Hierarchie, gegliedert nach Alter und Wissen. Die Stammesältesten (Elders) bestimmen durch ihre hohe Autorität das Leben in der Gruppe. Aber jedes Stammesmitglied hat bei gegebenen Voraussetzungen, wie Wissen und Autorität, die Chance ebenfalls Elder zu werden. Die Entscheidung des Stamme-sältesten, oft nach gemeinsamer Beratung getroffen, ist für den Stamm bindend.
Während die ersten Weißen das Aboriginal People mit den steinzeitlich lebenden Papua auf Neuguinea verglichen, und folglich auch so behandelten, waren diese Neuankömmlinge für die Ureinwohner die Seelen von Verstorbenen, die auch wieder gehen würden. Eine verhängnisvolle Fehleinschät-zung. In den Augen der Ureinwohner, die 300 Sprachen und Dialekte hatten, war die englisch Sprache völlig ungeeignet, ihre Heimat zu beschreiben. Was sich ja dann auch in den vielen Fehldeutungen bei der Übersetzung von Aboriginal Begriffen bemerkbar machte.
Bei der Ankunft der Weißen lebten viele Ureinwohner an der klimatisch günstigen Ostküste. Trotzdem war das rote Zentrum um den Uluru damals dichter besiedelt als heute.
Es gab Gruppenverbände von bis zu 700 Personen, die sich in sesshafte und nomadisierende Gruppen (20 bis 50 Perso-nen) unterteilten. Und die landschaftlich natürlichen Be-grenzungen, wie Berge oder Flüsse waren auch die Grenzen für den Lebensraum. Ziemlich unbekannt ist, dass es häufig Grenzstreitigkeiten, sogar kriegerische Auseinandersetzungen deswegen gab.
Noch heute wird von den so genannten „Riesen Outback Farmen“ erzählt, in denen früher bis zu 2.500 Ureinwohner (heute ca. 200 Menschen) lebten. Diese großen Flächen wurden benötigt, da die Ureinwohner keinen landwirtschaftlichen Anbau betrieben. Sie lebten von den spontanen Er-trägen des kontrollierten Abbrennens bestimmter Flächen. Dieses „Fire stick farming“ ist nach Meinung der Experten nicht der Ausdruck einer Unterentwicklung oder Unfähigkeit. Es ist eigentlich die, spontan in Australien entstandene, Urform der Landwirtschaft. Die Ureinwohner brauchten nichts zu verändern oder zu verbessern. Das das Land ernährte alle.
So wuchs in den vielen Jahrtausenden des Zusammenlebens auch die Verbundenheit des Aboriginal People mit ihrem Land. Und mit den Jahrhunderten perfektionierten sie die Überlieferungen und die Lebensregeln seit ihrer Entstehung. So entstand ein ungeschriebener Verhaltenskodex für das Leben miteinander, das Leben in und mit der Natur und die Glaubensvorstellungen. Übermittelt und sicher auch vervollständigt wird dieser Kodex durch Tänze und Gesänge von Generation zu Generation überliefert. Diese Zeit bezeichnen die Anangu in Zentralaustralien als Tjukurpa Time. Andere Namen dafür sind Tjurkurrpa-, Altjeringa oder auch Palaneri Zeit. Aber sie beinhalten immer das glei-che oberste Gesetz für Kultur, Ordnung des Zusammenlebens, der Regelung für das Leben mit der Natur.
Ein Verhaltenskodex, der den Menschen zu Lalai, der Traumzeit, gegeben wurde. Zu dieser Zeit, als die Erde und alles was es darauf gibt von diesen spirituellen Wesen, die man auch totemische Vorfahren nennt, erschaffen bzw. erträumt wurde. Ihre Taten sind ein Teil des Lebens, so wie Menschen ein Teil von Tieren sind und Tiere ein Teil von Menschen sind.
Mit Akribie haben sich die Ureinwohner von je her mit den Beziehungen untereinander, mit der besonderen Rolle von Frauen und Männern in ihrer Gemeinschaft beschäftigt.
Wie gesagt, in ihrer Vorstellung existieren drei Welten. Die Welt des Ungeborenen, die Welt des Lebendigen und die des Toten.
Diese untereinander verwobenen Welten bedingen die Realität des Tages, indem die männlichen und weiblichen Ener-gien mit der gegenwärtigen Realität in Einklang leben. Dabei ist gerade die schöpferische Kraft des Weibes, die nach ihrer Meinung im westlichen Kulturkreis kontinuierlich unerdrückt wird, die geheime Kraft, die alles initiiert. Besonders auch die Realität des Mannes, dessen Energie ei-gentlich degenerierend und endlich angesehen wird. Die Frauen verkörpern die Macht des Lebens und des Lebenge-bens, die Männer stehen als Synonym für den Tod und das Töten. Durch die soziale, persönliche und rituelle Nutzung der Interaktion der Energien beider Geschlechter beeinflussen die Frauen die Sippe in den Entscheidungen lenkend und positiv.
Und in der Sexualität meinen die Ureinwohner in der west-lichen Zivilisation durch die Unterdrückung der passiven schöpferischen Kraft der Frauen, die Entwicklung zu einer „statischen“ Gesellschaft zu erkennen. Während sie die Gesellschaft der Ureinwohner als eine „ekstatische“ be-zeichnen.
Ich finde es schon sehr interessant, und das werden die Geschichten im nachfolgenden Kapitel belegen, wie die Gleichberechtigung der Frau, ihr Recht auf freie Entscheidung durch „angeblichen Ungehorsam“ bereits in den Legenden der Traumzeit erzählt wird. So war die Gleichbe-rechtigung seit der Traumzeit keine prinzipielle Thematik. Vielleicht aber ein „Problem“ am häuslichen Herd. Aber auch männliche Ureinwohner sind eben nur fehlerhafte Männer. Und auch die werden mahnend in den Legenden erzählt.

Natürlich kann man und sind auch Bücher üer die sehr interessanten Auffassunegen des Aboriginal People zum Leben, zu Natur, zur Gemeinschaft schreiben.
Ich habe versucht, diesen so komplexen und komplizierten Bereich ma mit einfachen Worten darzustellen.
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