Kängurus bedrohen australische Militärbasen

Sonstiges, das mit Australien zu tun hat
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ditido
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Kängurus bedrohen australische Militärbasen

Post by ditido »

Kängurus bedrohen australische Militärbasen

Seit Mai 2007 wird Canberra von einer Plage heimgesucht. Eine Känguruschwemme überrollt das Capital Territory. Und seitdem streiten sich Regierung, Militär und Naturschützer, wie dem Einhalt geboten werden könne.
Natürlich hatte man als erste Idee immer die in Australien seit der Kolonialisierung „einfachste Lösung“ parat. Man wollte Känguru Jäger anheuern und mal eben viele östliche graue Riesenkängurus (Macropus giganteus) abschießen. Von einem "Drei-Tages-Todesplan" wusste die Zeitung "Canberra Times" zu berichten. Doch der betraf nicht die Vorbereitungen für ein Gothic-Rock-Festival, noch eine verlängerte Fronleichnamsprozession, die damals der australischen Hauptstadt ins Haus standen. Es war der Plan für die Tötung des australischen Wappentiers.
Dieser Plan wurde Australienweit kritisiert und abgelehnt.
Zwei große Militärobjekte um Canberra sollen durch die Kängurus in ihrer Kampf- und Einsatzbereitschaft schwer beeinträchtigt worden sein, da die Tiere kreuz und quer durch die militärischen Anlage hoppelten. Die Proteste führten dazu, dass man einen Plan zum Umsiedlung erarbeiten wollte.
Damals gab es auch eine Idee, jedes einzelne Tier per Betäubungspfeil zu narkotisieren und dann in klimatisierten Wagen in ein entferntes Dorf zu transportieren. Nach der Zeitung „Canberra Times“ würde diese Kugel sparende Variante für jedes Tier so viel wie ein „Rund-um-die-Welt“-Flugticket kosten.
Auch Wissenschaftler meldeten sich zu Wort und wollten einen „pharmazeutischen Ausweg“ aus der scheinbar ungehemmten Populationsvermehrung suchen. Zumal die Population der Kängurus je nach Klimalage zwischen 25 und 80 Millionen schwankt.
Und die Debatte nahm zu. Die ursprüngliche geplante Freigabe zum Abschuss durch die Provinzialregierung im Juni 2007 wurde zunächst verhindert.
Trotzdem waren sich die Tierschützer einig, dass die Regierung auf Zeit spielt, um die Tiere dann doch „abzuknallen“. Denn immerhin werden jährlich rund fünf Millionen Kängurus in Down under allein durch Zivilisten getötet.
Auch die die Befürworter des Todesplans behaupten aber, dass sie im Interesse der Tiere handelten. Es gebe einfach zu viele Kängurus, sagte Versheena Nichols, die Sprecherin der lokalen Verwaltung. Einigen von ihnen drohe gar der Hungertod. Außerdem würden die Kängurus in Horden durch den Lebensraum seltener Tierarten hüpfen, teilte das Verteidigungsministerium mit. Dazu gehörten etwa seltene Reptilien und Falter.
Nach Angaben der Behörden gibt es im Capital Territory derzeit die höchste jemals gemessene Känguru-Dichte. "Nichts als eine Ausrede, um sie abzuknallen", weist Tierschützer O'Brien diese Argumente zurück.
Der Ökologe Don Fletcher soll indes im behördlichen Auftrag an 20 weiblichen Überlebenden eine Lösung für eine Zukunft ohne Jäger und Tierschützerproteste ausprobieren: Ein Empfängnisverhütungsmittel für Kängurudamen, das mit dem Futter eingenommen werden könnte.
Forscher Fletcher glaubt nicht, dass die Australier sich auf Dauer mit Jagd-Lösungen anfreunden werden. Die Kängurus zu erschießen, glaubt er, "wird für die städtische Bevölkerung zunehmend weniger wünschenswert".
Und währen dieser Diskussion stürmten am 4. August rund 3200 Tiere eine Militärbasis. Welch herrliche Gelegenheit, den Todesplan doch durchzuführen. Aber die Soldaten weigerten sich, die Tiere zu erschießen. Jetzt ist der Betäubungs- und Transportplan wieder aktuell.
Mal sehn, wie die Aussies dieses Problem lösen. Zumal auch Wissenschaftler, nämlich andere Ökologen, das Abschießen der Tiere fast fordern. Ich glaube, die Aussies werden es tun.
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jumbuck
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Post by jumbuck »

Ist ja eine verrückte Story. Ziemlich absurd das Ganze.
Abschießen - nein, auf keinen Fall. Aber auch alle Kängurus zu betäuben und in entferntere Dörfer zu verfrachten ist auch ziemlich abwegig. Obwohl ich diese Methode klar favorisieren würde. Ist aber, wie gesagt, kaum machbar.
Ich hoffe dass alle Verantwortlich zu einer guten (sowohl für die Tiere, als auch für die Militärs) kommen.

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ditido
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Post by ditido »

Es klingt vielleicht hart und unmenschlich. Aber auch die Natur ist hart und unerbittlich. Abschießen ist die einzige Konsequenz, um nicht schon wieder ein Selbsttor in Flora und Fauna zu schießen. Ich meine aber unter Abschießen die Revierhege, wie sie jeder Förster vornimmt.
Stell Dir doch mal die Folgen der Überwilderung vor. Die Schäden in Flora und Fauna, der Verlust vieler seltener Pflanzen und kleinen Tiere. Dazu die durch Hunger getriebenen Übergriffe auf menschliche Siedlungen. Die viele verhungerten und verendeten Tiere, die Seuchengefahr. Usw. Usw.
Nein! nein. Abschießen und Entsorgen, das ist im Moment die einzige Alternative. Und gleichzeitig die wissenschaftlich begründeteten Untersuchungen zur Geburtenkontrolle. Vielleicht hast du schon im Australienbuch auf Seite 314 gelesen, wie die unterschiedlichen Fortpflanzungsmodi bei den Kängurus sind.
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jumbuck
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ditido wrote:Es klingt vielleicht hart und unmenschlich. Aber auch die Natur ist hart und unerbittlich. Abschießen ist die einzige Konsequenz, um nicht schon wieder ein Selbsttor in Flora und Fauna zu schießen. Ich meine aber unter Abschießen die Revierhege, wie sie jeder Förster vornimmt.
Stell Dir doch mal die Folgen der Überwilderung vor. Die Schäden in Flora und Fauna, der Verlust vieler seltener Pflanzen und kleinen Tiere. Dazu die durch Hunger getriebenen Übergriffe auf menschliche Siedlungen. Die viele verhungerten und verendeten Tiere, die Seuchengefahr. Usw. Usw.
Nein! nein. Abschießen und Entsorgen, das ist im Moment die einzige Alternative. Und gleichzeitig die wissenschaftlich begründeteten Untersuchungen zur Geburtenkontrolle.
Vielleicht hast du sogar Recht. Aber die Bevölkerung lehnt sich meines Erachtens zu Recht gegen die Tötung ihrer Nationaltiere auf. Es wäre z.B. dasselbe wenn die Schweden ihre Elche töten würden. Es ist einfach nicht ok.
Aber wenn viele so denken wie du (und das werden viele), warum ist dann noch nichts passiert? Alle deine oben genannten Punkte sind zweifelsohne nicht von der Hand zu weisen, da gebe ich dir auch Recht, keine Frage. Aber Kängurus sind einfach die Tiere Australiens. Und viele würden für diese auch auf Pflanzen, kleinere Tiere etc. etc. verzichten. Und vllt. würde ich dies auch so tun. Ich könnte unter keinerlei Umständen mit ansehen, wie diese Tiere wegen so etwas getötet werden. Vor allem nicht als Australier.
Ich habe aber keine Lösungsvorschläge, mir fällt nichts dazu ein, wie man diese Krise meistern könnte. Nur die massenhafte Tötung der Tiere muss unbedingt vermieden werden. Überdenken würde ich es erst, wenn es wirklich zu mehrfachen Übergriffen auf menschliche Siedlungen kommt. Dann muss dem Leid der Tiere ein Ende gesetzt werden. Notfalls auch durch gezielte Tötung. Im Moment sehe ich allerdings keine dringend Notwendigkeit eines solchen Vorgehens. Erst wenn die genannten Folgen in einem nicht zu ertragenden Übermaß auftauchen, muss über die Vorgehensweise nachgedacht werden.

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Warten wir ab, was geschehen wird. Es besteht seit Mai Handlungsdbedarf im Australian Capital Territory. Es muß und es wird was geschehen. Da bin ich mir sicher.
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