Die kleine Besonderheit an der südlichen Ostküste
Bermugai ist ein kleiner Badeort an der Küste und neben Cobargo und Tilba einer der Dreieckpunkte. 1880 kamen innerhalb von zwei Wochen 2500 Männer in die Gegend, um Gold zu finden. Zwei etwa 30 m tiefe Schachteinstiege sind heute noch zu besichtigen. Der dominierende Anblick vom Ort ist zum Mt. Dromedar, so genannt von Cpt. Cook 1770. Der Berg ist von überall zu sehen. Die Aborigines nennen ihn Gulaga, was heiliger Ort bedeutet.
Bermagui ist einen Aufenthalt wert. Das fand auch Bill Dickinson, ein Philanthrop, der 1935 hier nur durchreisen wollte. Auf dem Friedhof fiel ihm auf, dass der größte Teil der dort Bestatteten über 80 Jahre alt war. „Ich bleibe hier“ beschloss er. Die Stadt verdankt ihm manche Spende. Er starb nach 15 Jahren Aufenthalt mit 82 Jahren. Oder der Amerikaner Zane Grey. Als Hemingway Australiens machte er den Ort mit dem Buch „An American Angler in Australia“ weltberühmt.
Der Autor Arthur Upfield lebte in Bermagui während der 50ger Jahre. Er schrieb 1960 den Kriminalroman „Mystery of Swordfish Reef“, der von dem mysteriösen Verschwinden eines Bootes berichtet. Und das ist 1880 wirklich passiert. Der Goldfeldkontrolleur, der Geologe Lamont Junge verschwand mit vier anderen Besatzungsmitgliedern auf ungeklärte und geheimnisvolle Weise.
Bei soviel Akzeptanz verwunderten uns die Sydneypreise in den Hotels nicht. Aber wir fanden am nördlich gelegen Wallaga Lake im Beauty Point Caravan Park eine preiswerte und hervorragende Unterkunft in der Abgeschiedenheit der Natur. Weite Wege sind wir von dort gewandert. Um den See und entlang des Ozeans bis zur Wallaga Lake Bridge. Die gibt es erst seit 1894. Bis dahin versuchte Emily Wintle, sich und ihre 11 Kinder durch Warentransporte zu ernähren. Über dem Sand dieser sonst unpassierbaren Stelle. Bei Trockenheit zogen acht Pferde einen umgebauten Eisenbahnwagen, bei Flut wurde die Ware auf Kähne umgeladen und die Pferde schwammen hinterher.

Camel Rock und Bridge sind auf dem Küstenweg nach Norden gesuchte Touristenattraktionen. Der Weg zum Ort ist 11 Km lang. Das war uns zu weit. Mit dem Auto ein Katzensprung. Wir können schon verstehen, dass so viele Menschen vom Badeort so begeistert sind. Das Panorama ist aber auch einzig. Und die Menschen sind uns hier als besonders freundlich und hilfsbereit aufgefallen. Ein unbedingt zu gehender Küstenbummel sollte entlang der Horseshoe Bay von Bermagui Point über Point Dickinson zum Blue Pool führen. Da fallen zunächst die vielen Autos mit Bootanhänger auf, die den Weg zum Bermagui Point dicht machen. Vom Point sieht man im 360° Rundblick landeinwärts zum geschützten Binnenhafen mit Trockendock. Und noch etwas dahinter einen durch die Flussmündung entstandenen Süßwasser See. Ein Paradies für die Vögel. Sogar die Great Dividing Range grüßt am Horizont. Bis zur See und dem Badestrand reichen die 30 Meter tiefen, stark zerklüfteten und ausgewaschenen Klippen. In der Ferne „badet“ Montaque Island, wo der Leuchtturm steht, scheinbar im Ozean. Vom Beach, mit deutlich geringeren Wellen als am Camel Rock, geht es bergauf zum alten Hafen.

Die überall stehenden Erinnerungssteine an die Opfer der See zeigen, wie gefährlich der Ozean sein kann. B. war früher nicht nur ein Fischereihafen. Auch Milchviehprodukte, Gold und Holz wurden verladen. An der zerklüfteten Küste sind noch die Holz- und Metallteile als Reste der Jetty zu sehen. Hier wurde bis 1952 der Wasserbedarf des Ortes durch das Ballastwasser der Schiffe gesichert. Dann kam eine Wasserleitung von einer Quelle am Mt. Dromedar. Weiter oben winkt schon Point Dickinson. Ein Semaphor, ein Flaggenmast, steht da. Man hat auf diesem Küstenweg auch für Bänke und gehbare Steige gesorgt. Ein angenehmer Spaziergang im Grüngürtel zwischen Meer und Ort. Entlang einer romantischen, wilden Küste mit den begrünten Klippen. Noch ein kurzes Stück und wir erreichen Blue Pool, der früher Blue hole hieß. Das Blaue Loch sprengte man 1940 größer. Baute Umkleidekabinen. Damals brauchten die Arbeiter Schubkarren, um das Gestein ins Meer zu schütten. An klaren Tagen soll sich der saphirblaue Himmel im Wasser spiegeln. Wir haben, nachdem wir die 34 Treppen zum Parkplatz und dann die 86 betonierten Stufen zu den beiden Schwimmbecken hinunter gestiegen sind, nur stark veralgte Poolwände gesehen. Das Baden hier ist nicht ungefährlich. Immer noch gibt es bei hohem Wellengang eine Verbindung zur See. Während der Pause unserer Wanderung schickten die Wellen stetig ihre Gischt über die Klippen ins Becken Wir sind die ganze Tour gegangen. Die Aussies fahren mit ihren Wagen immer bis zu den jeweiligen Punkten. Viel zu kurz war unser Aufenthalt im herrlichen Beauty Point und in Bermagui. Zum Schluss möchte ich noch an zwei außergewöhnliche Bewohner vorstellen. Don Althaldo wurde 1898 hier geboren. Aus dem kränklichen Kind, das kaum eine Wanderung durchhielt, wurde der stärkste Mann der Welt. Er konnte einen Nagel mit der Hand durch ein 75 mm dickes Holz schlagen. Und er „knotete“ 11 mm dicke Stahlstangen. Im 2. Weltkrieg bildete er Militärangehörige im Nahkampf aus. Seine Kraftübungen hat unser Milo Barus aus dem Holzland später noch erweitert. Der Vater von Don A. arbeitete für einen Sam Sinclair, der Don veranlasste, sich mit der Kunst der Selbstverteidigung zu befassen. Sam war ein Universalgenie. Schmied und Leichenbestatter, wobei er selbst die Särge baute und auch den Leichenwagen kutschierte. Dentist, Hebamme, Bootbauer, der Gewichtsmeister im Anglerclub. Noch mit 80 Jahren beförderte Sam Steine zur Bay und baute dort einen Schutzwall. Australienweit bekannt wurde er als Schmied in der alten Tooheys Bierreklame. „Here’s To’ee“ wurde zum Slogan. In einem Umfeld, wo solche Menschen lebten, muß man sich einfach wohl fühlen.
Aus „Und immer weiter zur Sonne“
http://www.ditido.de