Erlebnisse mit Australians

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ditido
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Erlebnisse mit Australians

Post by ditido »

Die Hilfsbereitschaft der Australier ist sprichwörtlich. Vor 2000 wagten wir kaum in Großstädten mit der Karte in der Hand die Umgebung einzuordnen. Sofort kam das unvermeidlich „Can I help you?“ Und das Bedauern, wenn wir ablehnten., weil wir ja wussten, wo wir waren.
Ich weiß nicht, welch Erfahrungen ihr in Oz gemacht habt. Ich glaube oft, dass die Aussies denken, alle Deutschen sind Karl May Fans und haben von Old Shatterhand oder Winnetou das Spurenlesen gelernt. Oder aber, dass die Touristen hellseherische Fähigkeiten haben. Anders kann ich mir die oft fehlenden oder orakelhaften Beschilderungen nicht erklären.
Wir wollten in Sydney nach Cronulla. Sind aber durch die schlechte Ausschilderung in Burranneer gelandet, wie ich hinterher erfuhr. Wir brauchten Hilfe. Ich hielt vor einer Schule, aus der gerade eine junge Frau kam. Ich fragte sie nach der Strasse, in der sich unsere Unterkunft befand. Die Dame, eine Lehrerin, kannte diese Straße nicht, hatte aber in ihrem Auto einen Straßenplan von Sydney. Das waren zwei Bände von Brockhausdicke. Dann zeigte sie mir unseren Standort und die Strecke, wie ich zu der Adresse gelangen würde. Das war wie ein Strickmuster. Ich bat sie, mir zu sagen, wie ich bis zur nächsten Hauptstrasse kommen kann, um dann noch einmal zu fragen. „Ach, was soll’s!“ antwortet sie. „Ich fahre vor Ihnen her!“ Die Dame stieg in den Wagen und brachte uns sicher über unzählige Kreuzungen und unausgeschilderte Hauptstrassen zu der Unterkunft. Dort hielt sie an. Ich stieg aus, bedankte mich. Sie aber winkte nur ab. „No worries“. Erkundigte sich noch, ob wir die Hausnummer hätten, wünschte einen guten Aufenthalt in Cronulla und fuhr mit einem kurzen Abschiedswinken davon. Solche Hilfsbereitschaft haben wir schon an vielen Orten unserer Aufenthalte erlebt.
Seit dieser Zeit bin ich schon mehrmals, wenn mich Ausländer in Deutschland nach dem Weg fragten, ebenfalls vor Ihnen hergefahren. Da ich nun weiß, wie wohltuend und unvergesslich solche Erlebnisse im Ausland sind.
Schreibt doch mal von Eueren guten oder schlechten Erfahrungen in DU. Es würde mich sehr interessieren.
ditido
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Markus
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Post by Markus »

Hallo,

coole story ditido!

Ich erinnere mich gerade an eine Situation etwas anderer Art:

Wir waren auf dem Weg in die Kimberley und wollten in Kununurra kurz einkaufen. Einleitend muss ich dazu sagen, dass ich seinerzeit keine Kreditkarte hatte und mein Englisch noch schlechter war als jetzt.
Ich hatte mir also in einem winzigen Kramladen einige Kleinigkeiten, wie Postkarten, Sonnencreme und solches Zeugs zusammengesucht und ging zur Kasse. Um Bargeld zu sparen, wollte ich mit Traveler Checks bezahlen. Somit fragte ich die Kassiererin:

Ähh - ömmm - ... ... - Duu - jouu - ääkzept - träweler - schecks ?

Wie glaubt Ihr war die Antwort der netten Kassiererin? Ja genau:

Yes - wii - ääkzept - träweler - schecks !

Ihr könnt mir glauben, mein Kopf war eine einzige rotglühende Tomate. Die Dame hatte mich wirklich verstanden, und ich hatte sie verstanden. Als die Frage der Bezahlung damit geklärt war, haben wir herzlich über diese "Broken English"-Sache gelacht. [smilie=giggle.gif]

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ditido
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Post by ditido »

Lustig. Aber ich kann Ähnliches berichten. Als DDR Bürger war mein Umgangsenglisch schlecht, und die Pronuncation miserabel. Da aber meine Fachliteratur überwiegend in Englisch war und ich auch als Chef eines evangelischen Krankenhauses in England und Amerika wissenschaftliche Beiträge veröffentlichte konnte und von dort lesen mußte, habe ich mir zwar einen großen Wortschatz und eine gute Grammatik angewöhnt. Nur keine gute Aussprache. Woher auch? Also kann ich problemlos in Englisch lesen und schreiben, aber schlecht sprechen. Was meine Frau, die sehr gut Englisch spricht, sich aber nicht so recht traut, zu der Meinung veranlaßte " Du kommst in Australien nur deshalb gut durch, weil weder die noch Du ordentlich Englisch sprechen können. "
Da ist wohl was dran. Doch die Aussies verstehen mich halt. Und ich sie auch!
Mfg ditido
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Markus
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Post by Markus »

Hallo!
ditido wrote:" Du kommst in Australien nur deshalb gut durch, weil weder die noch Du ordentlich Englisch sprechen können. "
Da ist wohl was dran. Doch die Aussies verstehen mich halt. Und ich sie auch!
Oh nein! So nach der Regel "Minus mal Minus ergibt Plus" [smilie=gt-happyup.gif] [smilie=expressions120.gif]

Aber klar, ich kann schon verstehen, dass man seinerzeit nicht an das gesprochene Englisch herankommen konnte. Da sind die Alternativen heutzutage um einiges besser. Für mein Englischtraining setzte ich auf die Möglichkeiten meiner Satellitenempfangsanlage. Damit kann ich zwar kein TV/Radio aus Australien empfangen, aber die freien TV- und Radioprogramme der BBC (sozusagen für "Hochenglisch" = "Highenglish" :wink: ) und am Wochenende die nächtlichen fürchterlich genuschelten Nachrichtenübertragungen aus den USA sehe ich mir ganz gerne an.

In meiner Reiseausrüstung hatte ich extra ein Wörterbuch für das australische Kauderwelsch, es hieß sogar tatsächlich so. Ab besten fand ich die Einträge, die mit einem kleinen Sternchen markiert waren. Die Erklärung zum Sternchen war sinngemäß:
Diese markierten Wörter dienen nur zum Verständniss. Sie sollten diese niemals selber benutzen! Es könnte sonst ungesund für Sie werden!
Das war natürlich nicht böse gemeint. Trotzdem ist es gut zu wissen.

Eine weitere Begebenheit mit Australians war auf dem Campingplatz in der Nähe zum Kings Canyon:
Um den tagelang mitgetragenen Staub aus der Kleidung und uns selber herauszubekommen, nutzten wir die Gelegenheit des hiesigen Waschraums. Natürlich war dort wegen des Touristenmagnets alles belegt und ich stand da so in der Gegend herum und wartete auf einen freien Platz. Als kurz darauf ein echter Aussie hereinkam, um sich hinten in der Warteschlange einzureihen, kamen wir sofort ins Gespräch mit Fragen "Woher kommst Du?" und "Wohin soll es denn weitergehen?". Ich erzähle von einem vorgehenden Gespräch mit Ortskundigen in der Nähe von Hermannsburg. Dort hatten wir erfahren, dass durch die Rekordregenzeit im Frühjahr im Norden, die Simpson Desert unter Wasser stehen sollte. Wir hatten vor durch diese Wüste zu fahren. Durch die Umplanung unserer Reiseroute, würde der neue Routenverlauf über den Oodnadatta Track führen. Das alles erzählte ich dem Aussie beim Warten auf eine freie Dusche.
Das war ihm alles neu. Aber er sagte zu mir, dass das einer Information von seiner Seite her Sinn geben könnte. Er hatte nämlich erfahen, dass der Lake Eyre Wasser führen sollte. Das konnte er nicht glauben. Aber aufgrund meines Tips wegen der Rekordregenzeit, gab es durchaus Sinn.

Was dann folgte, durfte in die Geschichte eingegen:
Dieses eine Gespräch mit dem netten Mann im Waschraum war der Auslöser für einen späteren Abstecher vom Oodnadatta Track zum Lake Eyre. Eine 50 Kilometer lange und mit Geländewagen schwerst zu befahrene Strecke. Der Lake Eyre ein Salzsee, der nur alle ca. 20 Jahre Wasser führt, erwartete uns. Und das mit viel Wasser. Pelikane konnten wir nicht sichten, lt. unseren verfügbaren Informationsquellen waren sie aber dort.
Und das i-Tüpfelchen war mein 25. Geburtstag im Kreise der kleinen 8er Gruppe am Lagerfeuer:

Image
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Und das nur wegen dem Gespräch mit dem netten Australian an der Duche am Kings Canyon. [smilie=angler.gif]

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Post by ditido »

Hallo Markus, tolle Bilder. Wir sind zwar schon mehrmals über den Stuart Hwy gefahren. Für den Oodnatta Track reichte nie die Zeit. Das holen wir im Januar 2007 nach.
Das mit der Sprache war ein Joke und sollte vielen Australienreisenden Mut machen, in DU einfach zu sprechen, wie der Schnabel gewachsen ist. Erstens verdienen die Aussies an uns Touristen nicht schlecht und zweitens kann man eine Sprache am besten beim Reden lernen.
Trotzdem gilt in DU für uns Europäer ein Spruch:
"Do not attempt to use Australian slang, unless you are a trained linguist and good in a fistfight!"
In diesem Sinn "Ring frei zur ersten Runde"
ditido
Last edited by ditido on 25. October 2006 15:49, edited 1 time in total.
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Markus
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Post by Markus »

Hallo!
ditido wrote:Das mit der Sprache war ein Joke [...]
Das habe ich auch so aufgefasst, daher meine Smilies :wink:

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jumbuck
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Post by jumbuck »

Schade, dass ich nichts zu dem Thema beitragen kann, da ich schließlich noch nicht in Down Under war.
Vllt. klappts ja aber bald mal :wink:

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Markus
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Post by Markus »

Hallo,

das wird schon noch irgenwie klappen jumbuck. Nach jahrelangem Sparen habe ich zwei (!) Jahre vor meiner Reise schon den 4 Wochenurlaub angemeldet, damit ja nichts daneben gehen konnte.

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ditido
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Mensch jumbuck, Du bist doch ein intelligenter Typ. Melde Dich halt mal bei Jauch an. 16 T Euro würden fürs Erste wohl reichen.
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Post by Markus »

Hallo,

statistisch gesehen wird man eher dreimal vom Blitz getroffen, als dass man einen 6er im Lotto gewinnt. Also jumbuck, lass Dich dreimal vom Blitz treffen, dann gewinnst Du auch im Lotto! 8)
Hmm, oder habe ich das mit den Statistiken falsch verstanden? :roll:

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Post by ditido »

Hallo jumbuck, laß Dich von Markus nicht beeinflußen. Wer soll uns über den australischen Fußball auf dem Laufenden halten, wenn Du vom Blitz getroffen wirst. Also weg mit Spruch von den Eichen und den Buchen.
Im Pub kann Dir nichts passieren, außer.....??? Naja, vielleicht hast Du schon "Matildas letzter Walter" gelesen?
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In einem Melbourner Pub

Post by ditido »

Es war ein langer heißer Tag. Wir hatten viel gesehen. Und der Tag sollte bei einem Glas unseres australischen Lieblingweins "Chardonay Queen Adelaide" in einem Pub ausklingen. Wir sitzen an der Bar und die Dame am Tresen kommt auf uns zu. Ich sage "Hello! We'd like to drink two glasses Chardonay Queen Adelaide, please!" Die Bedienerin antwortet mir nicht, wirft aber einen vielsagenden Blick zum Ende der Bar, und geht weiter. Dort am Ende saß aber niemand, der uns den Wein hätte mißgönnen können. Also fragte ich das Mädchen bei ihrem nächsten Vorbeigang "If you don't have Chardonay we'd like to drink two beer please". Wieder keine Antwort, aber erneut der vielsagende Blick zum Ende des Bartisches. Beim genaueren Hinsehen bemerkte ich dort eine Blechbüchse. Ich stand auf ging zur bewußten Stelle. In der Büchse war oben ein Schlitz. Und die Aufschrift "RFDS" fiel aus der Nähe ins Auge. Ich warf einen Dollar in die Spende Büchse und schon beim Rückgehen sah ich, wie die Bedienerin meine Frau begrüßete. Hello! Welcome! Do you want Chardonay Queen Adelaide? Wait a moment please!" Und nach kurzer Wartezeit hatten wir unseren Wein. Später erzählte uns die Angestellte, dass am Eingang ein Schild hinge, wo alle Gäste zu einer Spende für den RFDS aufgefordert werden. Hatten wir nicht bemerkt. Diese Erlebnis war auch ein Grund, in meinem Buch "Und immer weiter zur Sonne" ausführlich auf den RFDS in Entstehung und Entwicklung einzugehen.
Man kann einen Aussie beleidigen. Wenn er kein naturalisierter Deutscher ist, wird er darüber lächeln. Vielleicht verkraftet er sogar auch, wenn man ihn mit seiner Frau betrügt? Ich würde den Versuch aber nicht empfehlen.
Zum unversöhnlichen Feind wird jedoch jeder Australier, wenn man irgend etwas gegen den RFDS sagt. Das ist ein nationales Heiligtum.
ditito
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Gienny
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Australische Hilfsbereitschaft

Post by Gienny »

Zum Thema Hilfsbereitschaft der Australier kann ich auch eine Begebenheit beitragen:

ich war mit 4 Kindern auf der Rückfahrt von Lightning Ridge nach Moss Vale, bereits seit 11 Stunden hinter dem Steuer als kurz vor Sydney meine Pflegetochter aufwachte und rief: wir müssen nach Sydney fahren.
Zuerst verneinte ich und blieb bei meinem Plan genau so zu fahren wie auf der Hinfahrt, nur eben von oben nach unten.
Meine 3 Söhne, in der Zwischenzeit auch mal wieder aufgewacht, mußten selbstverständlich in die Diskussion einsteigen und mich -lange Rede kurzer Sinn - aufgebend nach Sydney lotsen.
Schön, Sydney bei Nacht, vielleicht nicht gerade in diesem Moment für mich, denn ich war müde, hungrig und nicht mehr sehr nach Besichtigung aufgelegt.
Wer bereits in Sydney Auto gefahren ist (vielleicht wie ich damals zum ersten Mal in meinem Leben) kann nachvollziehen, was unweigerlich folgen mußte: ich habe kurz vor einem Nervenzusammenbruch und kurz bevor ich all meine Kinder in einer fremden Stadt, in einem fremden Land kurzerhand aussetzen wollte, 3 1/2 Stunden die Zufahrt zum Hume HWY
gesucht.
Hilfbereit, ja hilfsbereit war Jeder, den wir fragten; doch hier traf dann die Warnung eines guten Familienfreundes zu: die Australier sind so hilfsbereit, dass sie selbst wenn sie nichts wissen etwas erfinden, nur um Dir zu helfen.
Immer wieder fuhr ich auf dem HWY in die falsche Richtung...
Total am Ende und mit letzter Kraft hielt ich an einer weiteren Tankstelle mit der Bemerkung wir werden hier so lange stehen bleiben und auf einen Menschen in Uniform warten, boten sich mein Großer und meine Tochter an, in der Tankstelle nach dem richtigen Weg zu fragen. Also gut, schlimmer konnte es ja nun auch nicht mehr werden - habt ihr vielleicht gedacht; meine Kinder kamen zurück und Ben sagte es geht nach rechts, Anna behauptete nein es geht nach links und ich, ja ich war kurz davor
überzuschnappen (dies war auch der Moment in dem ich sie Aussetzen wollte).
Doch Baiame hatte wohl endlich Mitleid mit mir und schickte uns einen sehr sehr netten Herrn in Uniform.
Ich muss sehr sehr verzweifelt ausgesehen haben und man hat mir wohl auch angesehen, dass ich nicht ein Wort mehr aufnehmen konnte, entschied sich der nette Herr, im übrigen ein Pilot, vor mir her zu fahren und mich nach Liverpool zu lotsen. Von dort war es ein Leichtes, die letzten 150 km in Richtung Heimat zu finden.

Gienny
"I speak the truth, not so much as I would, but as much as I dare; and I dare a little more, as I grow older."

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Der Wetterfrosch Peter Bannister und die Joeys

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Der Wetterfrosch Peter Bannister und die Joeys
Nahe dem Flughafen von Meekatharra liegt eine Außenstelle des meteorologischen Dienstes. Hier werden zwei Mal täglich Wetterballons gestartet, deren Messergebnisse man dann im Wetterbericht des Fernsehens gezeigt bekommt. Dort lernten wir den „Wetterfrosch von Dienst“ Peter Bannister kennen. Peter ist 52 Jahre alt, ledig und hat in Melbourne den Beruf eines „Weather Observer“ (Wetterbeobachter) erlernt. In Meekatharra ist er im Auftrag des Meteorologischen Institutes Perth tätig. Er arbeitet allein auf der Station. Ab und zu kommt ein Volontär. Für 7,5 Jahre musste sich Peter verpflichten. Das Institut honoriert dies mit einem ziemlich hohen Gehalt. Viel mehr als er in Perth verdienen würde. Täglich 7.15 Uhr und 19.15 Uhr wird der Start des gelben Wetterballons überwacht. Das geht heute automatisch. Wenn es aber nicht klappt, dann muß Peter mit Hand und Leine sofort Abhilfe schaffen. Heute wiegt der Ballon nur noch 150 Gramm. Nunmehr kein Problem. Früher, bei einem Gewicht von 1,2 Kilogramm war das schon schwieriger“ erklärt er uns. Der aufgeblasene Ballon platzt in höheren Luftschichten bald. Durch einen Fallschirm verbleibt die an einer 60 Meter langen Leine hängende Messeinheit längere Zeit oben und kann so genügend Daten senden, die in Perth in Auswertung aller Ergebnisse dann zu der aktuellen Wetterkarte zusammengefasst werden. Diese Beobachtungen sind für den Kontinent Australien von größter Wichtigkeit. Ein Land, dass regelmäßig von Zyklonen heimgesucht wird, bei dem extrem Hitze mit sintflutartigem Regen abwechselt, wo der Inlandflugverkehr eine der Verkehrsadern ist, wo Klimavoraussagen über Vorsorgemaßnahmen entscheiden, braucht einen verlässlichen meteorologischen Dienst. Und Peter ist eines dieser vielen kleinen Rädchen, ohne die es nicht gehen würde.
Peter hatte aber neben der Möglichkeit mehrmals am Aufstieg des Radiosondenballons teilzunehmen noch eine Überraschung für uns. In einem Nebenraum zog er zwei „Joeys“ auf. Zwei junge Kängurus, deren Mütter durch Verkehrsunfälle ums Leben kamen. Sie „wohnten“ bei ihm in einem gefütterten Stoffbeutel, der in einer Kiste stand. Und wurden mit der Flasche gefüttert. Peter war als Mutter akzeptiert. Ab und zu ließ er beide aus dem Beutel. Sie hatten Namen. Und Peter war sicher, dass sie schon darauf hören. Wenn die Zwei durch das Lager sprangen und Peter sie rief, hielt er den Sack geöffnet vor sich. Ohne nach recht oder links zu schauen hoppelten beide zum Sack. Mit einem Kopfsprung waren sie drin. Und erst dann ordnete man sich zur weiteren Schlaf- Dös Haltung.
Die sieben Tage in Meekatharra waren nicht nur erholsam. Wir haben dort viele Menschen kennen gelernt, die abseits der üblichen Touristenwege fast noch freundlicher waren als die Tourismusprofiteure.
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